Coronavirus

Wenisch: „Saisonaler Effekt überschätzt“

In Wien sind am Mittwoch so viele CoV-Neuinfektionen gemeldet worden wie zuletzt im April: 3.568. Eine Sommerwelle baut sich auf. „Ich glaube, dass der saisonale Effekt, was die Coronaviren betrifft, überschätzt worden ist“, meint der Infektiologe Christoph Wenisch.

Der saisonale Effekt betreffe schließlich nur das Verhalten der Menschen – dass sie weniger in Innenräumen und mehr draußen seien, so der Wiener Infektiologe. „Der aktuellen Mutation, der ist leider der Sommer wurscht“, sagt Wenisch in „Wien heute“. Die neuen Virus-Varianten und ein hohes Infektionsniveau im Frühling sind aus Sicht von Wenisch für die aktuell hohen Zahlen verantwortlich.

Österreichweit werden heute 10.898 Neuinfektionen gemeldet – in den anderen Bundesländern wird jedoch deutlich weniger getestet als in Wien. Das Prognosekonsortium geht davon aus, dass die täglichen Neuinfektionen österreichweit in einer Woche bei 17.000 pro Tag liegen. Laut dem Rechenmodell werden auch die Spitalszahlen steigen – in zwei Wochen sollen drei Mal so viele Patientinnen und Patienten in Behandlung sein wie jetzt.

Hohe CoV-Zahlen trotz Sommer

Österreichweit ist am Mittwoch die Zahl der positiv auf Covid Getesteten fünfstellig, rund jeder dritte Fall davon in Wien. Dieser Anstieg spiegelt sich in den Krankenhäusern kaum wider. Demnach soll es auch keine neuen Maßnahmen geben.

Stationen stellen wieder auf Covid-Betrieb um

„Es gibt noch freie Betten. Und es werden auch wieder welche geschaffen werden“, so Wenisch, der die Infektionsabteilung an der Klinik Favoriten leitet. „Aber es ist so, dass halt wirklich Stationen aus dem Nicht-Covid-Betrieb jetzt wieder in den Covid-Betrieb gehen mussten, in der unmittelbaren Vergangenheit.“

Auf den Intensivstationen wird die aktuelle Welle laut Wenisch nicht so stark bemerkbar sein – wegen der milderen Verläufe. Wohl auch deshalb setzt der Gesundheitsminister weiterhin auf Eigenverantwortung und keine neuen Maßnahmen. Die generelle Maskenpflicht hätte uns aber ohnehin nicht vor der Sommerwelle bewahrt, glaubt Wenisch: „Ich glaub, dass die Viren schlauer sind, insofern sie leichter übertragbar sind. Und man ist da immer über weite Strecken ein Trittbrettfahrer.“

Impfgremium tagt am Freitag

Das Wichtigste ist für Wenisch nach wie vor die Impfung, um einen schweren Verlauf zu vermeiden. Pensionistinnen und Pensionisten und Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf sollten sich jetzt den vierten Stich holen. Alle anderen müssten es momentan selbst für sich entscheiden, sagt der Infektiologe: „Ich hab’ jetzt einen Ironman vor mir, ich mag jetzt nicht krank werden.“ Daher habe er sich persönlich nun für eine vierte Impfung entschieden. Das Nationale Impfgremium tagt am Freitag wieder – danach könnte es neue Impfempfehlungen geben.