Schule Anton Krieger Gasse
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Chronik

Aufregung um Abschiebeplan für Schülerin

Die geplante Abschiebung einer 19-jährigen Gymnasiastin aus Wien sorgt derzeit für Aufregung. Ein Jahr vor ihrer Matura soll Ajla nach Serbien abgeschoben worden. Der Grund: Ihrem Vater wird vorgeworfen, sich den Aufenthaltstitel durch eine Scheinehe erschlichen zu haben.

Die 19-Jährige lebt seit sechs Jahren in Wien. Nach der Unterstufe wechselte sie von der Mittelschule ins Gymnasium in der Anton-Krieger-Gasse in Liesing. In wenigen Tagen muss Ajla zurück nach Serbien. „Um ehrlich zu sein, bin ich auch gespannt, was mich dort erwartet. Ich habe nicht so viele Freunde dort, weil ich den Kontakt verloren habe und mich mehr mit meinen österreichischen Freunden verstehe. Dort hab ich nur meine Familie. Aber keine Freunde“, sagt Ajla im „Wien heute“-Interview.

Ajla unkenntlich von hinten
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In Serbien habe sie keine Freunde, sagt Ajla, die im „Wien heute“-Interview unerkannt bleiben möchte

Klassenbeste, ein Jahr vor der Matura

Ajla ist Klassenbeste und beliebt – dass die 19-Jährige ein Jahr vor der Matura ausreisen muss, sorgt deshalb auch beim Direktor der Schule für Unverständnis: „So wünscht man sich Schülerinnen und Schüler und so wünscht man sich Bürgerinnen und Bürger. Es geht nicht nur um den Abschluss. Da verliert das Land eine ganz tolle Frau, eine ganz tolle Arbeitskraft. Ich weiß nicht, was man sich dabei denkt“, so Direktor Michel Fleck.

Auch ihre Freundinnen sind fassungslos. „Für mich ist das sehr schlimm. Ich hab versucht, das irgendwie zu verdrängen. Aber jetzt geht das nicht mehr, weil das schon so bald ist. Aber das ist schon ein sehr beängstigendes Gefühl, dass man weiß, dass in ein paar Tagen alles anders ist und dass sie von einem auf den anderen Tag nicht mehr da ist. Wir haben es noch nicht begriffen, dass sie auf einmal weg sein wird“, sagen Livia Pouzar und Magali Wieselthaler.

Zwei Freundinnen von Ajla
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Für ihre Freundinnen ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar

Schule sei nicht angehört worden

Weder die Schule, noch Ajla selbst seien von den Behörden vor der Entscheidung angehört worden, kritisiert die NGO S.O.S-Mitmensch. Problematisch sei auch die Tatsache, dass Ajla mit einem dreijährigen Einreiseverbot belegt wurde. Denn als Schülerin hat sie kein Einkommen und gilt für den Staat als mittellos. „Und dadurch muss sie quasi eine Gefährdung sein und muss stehlen und rauben, um überleben zu können. Aber das ist nicht der Fall, sie hat Verwandte hier, etwa einen Onkel, bei dem sie wohnen könnte“, kritisiert der Sprecher von SOS Mitmensch Alexander Pollak.

SOS Mitmensch appelliert daher an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, die Ausweisung von Ajla zu stoppen und das dreijährige Wiedereinreiseverbot aufzuheben. Denn Ajla besuche nicht nur bereits seit ihrem 13. Lebensjahr in Österreich die Schule, sondern habe sich hier sowohl schulisch als auch sozial viel aufgebaut. Auf der Webseite von SOS Mitmensch haben das Anliegen knapp 3.000 Menschen unterstützt.

19-Jährige vor Abschiebung

Ein Jahr vor ihrer Matura soll die 19-jährige Ajla nach Serbien abgeschoben worden. Der Grund: ihrem Vater wird vorgeworfen sich den Aufenthaltstitel für sich und seine Kinder durch eine Scheinehe erschlichen zu haben. Die Aufregung und das Unverständnis darüber sind groß.

Will Land selbst verlassen

Um eine zwangsweise Abschiebung zu vermeiden, wird Ajla mit ihren Eltern und ihrem Bruder Anfang Juli Wien Richtung Serbien verlassen. Laut Innenministerium kann sie danach einen Antrag auf Aufhebung des Einreiseverbots stellen. So hätte sie zumindest theoretisch die Chance, mit einem Schülervisum zurückzukommen und ihre beruflichen Träume hier doch noch zu erfüllen. „Ich würde gerne nach der Matura als Sozialarbeiterin oder Schulpädagogin arbeiten, weil ich gerne mit Menschen arbeiten und helfen möchte“, sagt Ajla.