CHRONIK

Jugendamt: Alarm von Gewerkschaft

Nachdem die Kinder- und Jugendanwaltschaft Personalmangel bei den Jugendämtern kritisiert hatte, schlägt nun auch die Gewerkschaft Alarm. Sozialarbeiter würden den Schutz von Kindern nicht mehr gemäß den Vorgaben der Kinder- und Jugendhilfe leisten können.

„Wir arbeiten auf einem extrem hohen Niveau und die Mitarbeiter machen sich da große Sorgen, dass sie das so halten können“, schilderte die Sozialarbeiterin und Gewerkschafterin Veronika Ranacher-Hueter in „Wien heute“. Im Bereich der städtischen Kinder- und Jugendhilfe könnte das bedeuten, dass gefährdeten Kindern nicht ausreichend geholfen wird.

Die Coronavirus-Pandemie hat die Situation verschärft, so Ranacher-Hueter: „Da sind viele Schutzfaktoren weggefallen, die den Kindern tagsüber einfach einen gesunden Raum bieten, wo sie Kind sein können und da war bei den Mitarbeitern schon wirklich auch die Anspannung groß, dass einfach wirklich nichts übersehen wird.“

Krisenzentren: Gewerkschaft schlägt Alarm

Bei den Jugendämtern fehlt offenbar Personal. Nach der Kritik der Kinder- und Jugendanwaltschaft an der „prekären Personalsituation“ in den Krisenzentren, schlägt jetzt auch die Gewerkschaft Alarm.

9.973 Gefährdungsabklärungen im Jahr 2020

2020 hat die Kinder- und Jugendhilfe 9.793 Gefährdungsabklärungen durchgeführt. Bei 17 Prozent war körperliche Gewalt der Gefährdungsgrund, bei 30 Prozent psychische Gewalt, bei 52 Prozent Vernachlässigung und bei einem Prozent sexuelle Gewalt. 818 gefährdete Kinder wurden in Krisenzentren untergebracht, 147 bei Krisenpflegeeltern.

Den vielen Fällen stehen zahlreiche unbesetzte Stellen und Personalausfälle gegenüber. „Es gibt doch einige, die da jetzt auch gesagt haben, das war zu viel, mir geht die Kraft aus“, meinte Ranacher-Hueter. Drei Krisenzentren sind derzeit gesperrt, weil jetzt schon 50 Sozialpädagoginnen fehlen, hieß es in der Vorwoche von der MA 11.

Ein attraktiveres Berufsfeld wäre notwendig, meinte Veronika Ranacher-Hueter: „In der Kinder- und Jugendhilfe braucht es Fallzahl-Obergrenzen, Arbeitszeit-Verringerung, ausgelagerte Supervisions-Möglichkeiten, das wären gute erste Schritte. Dann können wir unserem Auftrag wieder gut nachkommen, nämlich im Sozialbereich zu schauen, dass die Kinder zu Hause gut aufgehoben sind.“