„Nehmen Sie Platz!“ im Wien Museum
Wien Museum/Marlene Fröhlich/luxundlumen.com
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Kultur

Die Parkbank als soziale Skulptur

Die Ausstellung „Nehmen Sie Platz – die Parkbank als soziale Skulptur!“ im Wien Museum MUSA widmet sich der Parkbank und weiteren alltäglichen Sitzgelegenheiten. Dabei wird vor allem die soziale Frage in Hinblick auf die verschiedenen Bankdesigns thematisiert.

In Wiens Parkanlagen gibt es 19.884 Bänke. Dazu kommen viele weitere Sitzgelegenheiten in den Straßen, an Haltestellen und den vielen Plätzen der Stadt. Die Ausstellung „Nehmen Sie Platz!“ kann von 7. Juli bis 23. Oktober besucht werden und behandelt die unterschiedlichen Funktionen der Parkbank. Diese kann zum Beispiel als Ausdruck der Wiener Gemütlichkeit verstanden werden und zum Ausruhen, Verweilen und Beobachten einladen.

Vor dem Eingang des Wien Museums MUSA sind zwölf Parkbank-Modelle aufgestellt, die von den Besucherinnen und Besuchern auch benutzt werden dürfen. Diese Bänke wurden chronologisch aufgestellt, das älteste Modell stammt aus der Kaiserzeit. Die unterschiedlichen Designs und Materialien werden hier thematisiert und im historischen Kontext beleuchtet. Die Parkbank sei jedoch nicht nur eine Sitzgelegenheit und ein Designobjekt, sondern auch eine soziale Skulptur, hieß es in der Aussendung.

Defensive Architektur als Schwerpunkt

So geht im Indoor-Bereich des Wien Museums MUSA die Designfrage in die soziale Frage über. Vor allem beschäftigten sich Kuratorin Alina Strmljan und Kurator Vincent Weisl mit dem Begriff des „Hostile Designs“. Es gehe darum, welche Bedeutung die Gestaltung der Bänke für die unterschiedlichen Gruppen der Gesellschaft haben, so Weisl. „Hostile Design“ bedeutet auf Deutsch „Defensive Architektur“ und will durch eine konkrete Gestaltung das Verhalten der Menschen lenken oder sogar verhindern.

Fotostrecke mit 7 Bildern

„Nehmen Sie Platz!“ im Wien Museum
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Die Künstlerin Anna Jermolaewa zeigt in ihrer Arbeit „Research for Sleeping Positions“, wie „Hostile Design“ Menschen vom längeren Rasten und Verweilen abhält. Jermoleawa flüchtete aus der Sowjetunion und musste 1989 einige Tage am Wiener Westbahnhof übernachten. Nun will sie zeigen, wie sich die Bänke des Bahnhofs über die Jahre veränderten. Trennende Armlehnen und die Oberflächengestaltung sollen zwar das Aufstehen vereinfachen, verhindern aber, sich länger auszuruhen oder zu schlafen.

Ergänzung zu „Augenblick!“

Sieben Künstlerinnen und Künstler werden in der Ausstellung „Nehmen Sie Platz!“ vorgestellt. Leopold Kessler dokumentierte im Jahr 2006 durch Zufall den Generationenwechsel der Stadtmöblierung am Donaukanal. Anhand von Fotografien zeigt er in seiner Arbeit „Next Generation“ die kleinen, aber dauerhaften Veränderungen in der Architektur. Im Gegensatz zu den alten Bänken ist die neue Generation im Boden verankert. Sitzmöbel hätten also eine Ordnungsfunktion und die „Fähigkeit“, öffentlichen Raum zu strukturieren.

Die Kunstwerke werden in der Ausstellung auch mit Glossaren kombiniert. Diese seien Lexika für Parkbankbegriffe, die in den Geschichten der Wiener Parkbänke vorkommen, so Weisl. „Nehmen Sie Platz!“ versteht sich als Kommentar zur Ausstellung „Augenblick! Straßenfotografie in Wien“, die gleichzeitig im Wien Museum MUSA zu sehen ist. In den historischen Fotografien von Wiens Straßen und Parks seien immer wieder Bänke zu sehen, die nun thematisiert werden sollen, erklärte Weisl.