wirtschaft

Wasserstoff statt Erdgas für Kraftwerk

Neben Solarenergie und Windkraft gilt Wasserstoff als Alternative zu fossilen Energien. Erprobt wird der Einsatz nun in einem Pionierversuch im Kraftwerk Donaustadt. Um Strom und Fernwärme zu produzieren, ersetzt Wasserstoff teilweise Erdgas.

Es ist nicht nur ein Versuch, unabhängiger von Erdgas zu werden, sondern auch ein neuer Weg. Eine Gasturbine soll künftig auch mit Wasserstoff betrieben werden können. Für den laut Wien-Energie weltweit ersten derartigen Versuch in dieser Leistungsklasse ist es notwendig, eine der größten Gasturbinen des Landes umzubauen. Turbinenschaufeln und Brennkammer müssen ein neues Brennstoffgemisch aus Erdgas und Wasserstoff vertragen.

„Wasserstoff hat andere thermodynamische Eigenschaften, verbrennt anders und man muss sich das hier anschauen, wie dann die Betriebsweise ist, wie sozusagen die Verbrennung funktioniert, wie die ganze Regelung und Steuerung der Anlage funktioniert“, schilderte Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl die Details. Kraftwerke wie jenes in der Donaustadt würden weiter gebraucht, etwa bei Windstille oder wenn die Sonne nicht scheint. Dann sei es wichtig, weiter Strom und Wärme zu produzieren – dann eben mit Wasserstoff.

Erste Schritte auf dem Weg zum „grünen Kraftwerk“

Der Umbau auf Wasserstoffbetrieb soll Mitte Juli abgeschlossen sein. Er bringt auch andere Vorteile mit sich. Die Effizienz des Kraftwerks wird um rund 23 Megawatt erhöht. Unter anderem wurden auch verbesserte Turbinenschaufeln, ein neues Verbrennungssystem, ein Heizgasanalysegerät eingebaut und ein neues Kontrollsystem installiert. Auch die Brennkammer wurde optimiert und für den Betriebsversuch vorbereitet. Die Gasturbine selbst ist damit bereit für die Beimengung von Wasserstoff.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Wasserstoff-Betriebsversuch in Gasturbine
© Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer
Wasserstoff-Betriebsversuch in Gasturbine
© Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer
Wasserstoff-Betriebsversuch in Gasturbine
© Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer
Wasserstoff-Betriebsversuch in Gasturbine
© Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer
Wasserstoff-Betriebsversuch in Gasturbine
© Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer
Kraftwerk Donaustadt
© Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer

Klappt der Probebetrieb, soll die Turbine 2030 zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden. Laut Aleš Prešern von Siemens Energy Austria werden im Test 15 Prozent Wasserstoff beigemengt, und später voraussichtlich bis zu 30 Prozent. Der Versuch soll Erkenntnisse für die Umstellung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf grüne Quellen liefern. Er soll laut Presern auch zeigen, „dass es mit der Umrüstung bestehender Gasturbinen künftig möglich ist, auch in vorhandenen, konventionellen Kraftwerken Wasserstoff (…) einzusetzen“.

Erste Ergebnisse aus Versuch und Analyse werden für Ende 2023 erwartet. Insgesamt werden rund zehn Millionen Euro investiert. Neben dem Turbinenhersteller Siemens sind mit dem Verbund und der RheinEnergie noch zwei Partner mit an Bord, beide aus ähnlichen Gründen. Der Verbund besitzt in Mellach eine baugleiche Turbine, und RheinEnergie will in Köln zur Gewinnung von Fernwärme ebenfalls Erdgas mit Wasserstoff ersetzen. Europaweit sind rund 115 Gasturbinen dieser Klasse in Betrieb.

Wien Energie baut Gasturbine um

Beim Versuch unabhängiger von Gas zu werden, geht man in Wien nun einen neuen Weg: Im Kraftwerk Donaustadt wird eine der größten Turbinen des Landes umgebaut, damit sie in Zukunft nicht nur mit Gas, sondern auch mit Wasserstoff betrieben werden kann.

Produktion und Preis derzeit unbekannt

Ob Wasserstoff Erdgas aber auch wirklich ersetzen wird können, ist aktuell noch nicht ausdiskutiert. So ist etwa noch unklar, woher der Wasserstoff kommen soll und was er kosten wird. Laut Strebl ist die Produktion von Wasserstoff ausgeschrieben und soll einmal von einem Industriepartner geliefert werden.

Bezogen auf die CO2-Einsparung soll sich Wasserstoff mehr als auszahlen. Denn schon bei einem Anteil von 15 Prozent Wasserstoff soll in einem Jahr der Anteil an CO2-Ausstoß um bis zu 33.000 Tonnen gesenkt werden. Trotz des Versuchs muss niemand befürchten, dass das Kraftwerk ausfällt. Nach dem Umbau wird die Anlage vorerst ganz regulär weiter mit Erdgas betrieben.