Peter Hacker im Studiointerview
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Coronavirus

Hacker: „Testregime wieder öffnen“

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) fordert den Gesundheitsminister auf, das „Testregime“ wieder zu öffnen. Die Zahl der CoV-Neuinfektionen sei extrem hoch, die Situation in den Spitälern „ernst“. Unterstützung kommt aus der Wiener Ärztekammer.

„Wir hatten noch nie eine solche Welle im Juli. Die Zahlen sind extrem hoch. Und es ist doch bemerkenswert, wenn die Prognoserechner des Bundes uns voraussagen, dass wir vielleicht sogar 80.000 Neuinfektionen in ganz Österreich haben werden. Das ist mehr, als wir jemals zuvor hatten. Und da können wir nicht einfach warten darauf, was passiert, sondern da braucht es Vorbereitungen“, so Hacker.

Deswegen habe Wien Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) aufgefordert, „das Testregime wieder zu öffnen“. Hacker könnte sich etwa vorstellen, einen verpflichtenden Test bei großen Veranstaltungen wiedereinzuführen. Dazu brauche es aber Vorarbeiten, die jetzt stattfinden müssten.

Gesundheitsstadtrat Hacker im Gespräch

Nachdem Wien angesichts der steigenden CoV-Zahlen die FFP2-Maske und Tests in den Spitälern wieder eingeführt hat, appelliert Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) an den Bund, die derzeit geltenden Beschränkungen bei den Gratistests aufzuheben.

Maskentragen wird Thema werden

Ob es in Wien zu neuen CoV-Maßnahmen kommt, soll laut Hacker davon abhängen, ob sich die Zahlen Ende Juli wieder stabilisieren oder weiter nach oben gehen. „Es ist eine Pandemie. Das ist ernst zu nehmen. Wir können es nicht einfach ignorieren. Wir brauchen Maßnahmen. Das Masketragen wird wohl wieder ein Thema werden. Es wird die Frage der Testungen ein Thema werden. Wir können es uns nicht leisten, dass die Spitäler bis ins Uferlose ausgereizt werden.“

Die Situation in den Spitälern sei ernst. „Wir holen jetzt erst Operationen nach, die wir im Frühjahr verschoben haben“, so Hacker. „Die Mitarbeiter arbeiten dort am Zahnfleisch.“ In Graz müssten bereits Intensivpatienten verlegt werden. Hacker: „Wir können es einfach nicht mehr weiter ignorieren und sagen, die Leute sollen das alles selber machen und wir setzen alles auf Eigenverantwortung.“

Wien bei CoV-Tests vorne

In Wien werden die meisten Covid-Tests durchgeführt: Mit 60.000 PCR-Tests täglich liegt die Bundeshauptstadt vor allen anderen Bundesländern.

Auch Ärztekammer-Vertreter für mehr Tests

Hackers Forderung nach mehr Tests findet auch Unterstützung in der Wiener Ärztekammer. 2Die Pandemie ist noch nicht vorbei, sie überrollt uns gerade. Fünf Gratistests pro Monat pro Person sind für ein vorrausschauendes Pandemiemanagement in der aktuellen Situation nicht ausreichend", so Erik Randall Huber am Samstag in einer Aussendung. Er ist Vizepräsident der Wiener Ärztekammer und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte.

Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte seien jedenfalls jederzeit bereit, die Testungen in ihren Ordinationen zu übernehmen, betonte Huber. Das würde auch Kosten für die Wiederinbetriebnahme teurer Teststraßen sparen, ist der Kammervertreter überzeugt.

Rund 60.000 PCR-Tests täglich in Wien

Aktuell lassen sich in Österreich im Schnitt knapp 100.000 Menschen täglich mittels PCR-Test testen – mehr als zwei Drittel davon in Wien. Das sind Bedienstete sowie Besucherinnen und Besucher von Krankenhäusern und Pflegeheimen, aber auch Personen, die sich freitesten wollen, als Kontaktpersonen gelten oder über Symptome klagen.

Fünf PCR- und fünf Antigen-Schnelltests im Monat sind aktuell kostenlos. In vier von fünf Wiener Apotheken kann man sich auch im Sommer testen lassen. Dazu kommen fünf städtische Gurgelboxen, vier Schnupfen-Checkboxen und acht Teststraßen. Nach wie vor nutzen viele die Möglichkeit der „Alles gurgelt“-Selbsttests und die Abgabe dieser Tests in Supermärkten, Drogerien und Tankstellen.