Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ)
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Soziales

Hacker: Umdenken bei Jobs für Geflüchtete

Die Zahl der Asylanträge nimmt im Vergleich zu den Vorjahren wieder stark zu. Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) fordert nun ein Umdenken beim Zugang zum Arbeitsmarkt für geflüchtete Menschen: Sie sollen leichter arbeiten können.

Bei Menschen, die auf den Arbeitsmarkt wollen, solle man abklären, ob es nicht gescheit wäre, gar kein Asylverfahren zu machen, erklärte Hacker: „Sondern zu sagen: Wenn du sofort arbeiten gehst, wenn du dich sofort in die Selbstständigkeit begibst und sozusagen für dein eigenes Dasein sorgst, dann brauchen wir sowieso Fachkräfte in allen Branchen, in allen Bereichen.“ Es werde wahrscheinlich „ein intelligentes Umdenken“ geben müssen, wie es in anderen Ländern bereits stattfinde, betonte der Sozialstadtrat im Interview mit „Wien heute“.

Ein solches Vorbild ist Deutschland: Wenn Geflüchtete eine Ausbildung beginnen und unbescholten bleiben, können sie dort danach in ihrem erlernten Beruf arbeiten und erhalten einen Aufenthaltstitel. In Österreich können hingegen sogar Lehrlinge nach ihrem Abschluss abgeschoben werden.

Arbeitsmarkt: Leichterer Zugang für Asylanten

Bis Mai haben im Jahr 2022 bereits rund 21.000 Menschen in Österreich einen Asylantrag gestellt. Dies stellt eine starke Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren dar. Peter Hacker, Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport, fordert nun einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Geflüchtete.

„Da steht uns noch eine wirkliche Herausforderung bevor“

In Österreich wurden von Jänner bis Mai bereits rund 21.800 Asylanträge gestellt, das sind deutlich mehr als in den Vorjahren. Der Wiener Sozialstadtrat rechnet nicht mit einem Rückgang in nächster Zeit: „Ich befürchte ja offen und ehrlich gesagt, dass wir die Folgen des Ukraine-Krieges, den Mangel an Weizen vor allem für die Länder in Afrika, erst nächstes Jahr so wirklich spüren werden – in ganz Europa, nicht nur in Österreich und nicht nur in Wien. Und da steht uns noch eine wirkliche Herausforderung bevor.“

In den Flüchtlingslagern etwa in Syrien und Libanon werde die Betreuung der Flüchtlinge immer schwieriger, schilderte Hacker gegenüber „Wien heute“. Hier sei die EU mit Unterstützungsleistungen gefordert, doch es passiere noch zu wenig. „Die Konsequenz ist, dass diese Flüchtlinge sich wieder auf den Weg gemacht haben nach Europa, weil die Situation dort nicht brauchbar ist.“

Deutlich mehr Flüchtlinge in Wien

Wien erfüllt bei der Unterbringung von Flüchtlingen die Quote laut Hacker aktuell zu 160 Prozent – im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Dringend notwendig sei eine vollkostendeckende Finanzierung. Darüber diskutiere man mit dem Innenminister schon seit Monaten, die Gespräche seien jedoch gut: „Ich schätze, dass wir über den Sommer hinweg ein klares Modell haben, über vollkostendeckende Tarife“, so der Stadtrat. Dann könnte in allen Bundesländern beim Quartieraufbau nachgeholt werden.

Auch in Wien würde sukzessive bei den Quartieren für Geflüchtete ausgebaut, „in sehr starkem Einvernehmen auch mit den Bezirken“, betonte Hacker. Man achte auf eine gleichmäßige Verteilung über die Stadt und möglichst kleine Quartiere. Nach wie vor seien 60 Prozent der Flüchtlinge in privaten Unterkünften untergebracht.