Radiologie – Kontroverse rund um CT- und MR-Wartezeiten
APA/JAN-PETER KASPER/DPA-ZENTRALBILD
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Gesundheit

Patientenstau: Radiologen fehlen Geräte

Wartezeiten für eine Magnetresonanz (MR) von maximal 20 Tagen sind festgeschrieben. Doch in der Praxis gibt es Wartezeiten von bis zu elf Wochen. Radiologen machen dafür den Mangel an Geräten im Kassenbereich verantwortlich.

Zuerst die gute Nachricht: Als Reaktion auf die „Wien heute“-Recherche hieß es aus dem Wiener Rudolfinerhaus am Mittwoch, dass Wartezeiten am Institut für Bildgebende Diagnostik sehr kurz wären. CT-Termine sind demnach in zwei bis drei Tagen verfügbar, MRT-Untersuchungen für Kassenpatienten wären innerhalb von zehn Tagen möglich. Doch dass das nicht überall so ist, zeigte eine Recherche von „Wien heute“. Eigentlich sind ja alle Radiologie-Instute verpflichtet, einen MR-Untersuchungstermin innerhalb von 20 Tagen zu vergeben.

Bei 15 Kassen-Radiologie-Instituten und sechs privaten Instituten wurde wegen einer Magnetresonanztomographie (MRT)-Untersuchung angefragt, um einen Fersensporn mit bisher unklaren Befunden genauer untersuchen zu lassen. Auf Kasse wurden nächstmögliche Termine zwischen 4. August und 23. September genannt. Privat waren Termine von morgen, 13.7., bis 18.7. möglich. Die Kosten dafür betragen zwischen 190 und rund 300 Euro.

Die Termine im Detail

Auf Kasse:

  1. 1140, Radiologicum Penzing, 4.Aug
  2. 1210, RÖNTGEN-WIEN-NORD Ärztezentrum Leopoldau, 6.Aug
  3. 1180, Dr. Sochor & Partner: Diagnosticum Diagnose Zentrum Gersthof, 8.8.2022
  4. 1120, Diagnosezentrum Meidling, 9.8.2022
  5. 1170, RADIOLOGIE´ Hernals, 11.8.2022 (bei akuteren Fällen gibt es notfalls frühere Termine
  6. 1220, Diagnosezentrum Stadlau, 16.08.2022 (für den 11. August gäbe es einen Termin, wenn man ein MRT für einen Arm benötigt hätte)
  7. 1100, DIAGNOSEHAUS 11, 16.Aug
  8. 1190, Ambulatorium Döbling, 18.8.2022
  9. 1100, HANSSON DIAGNOSTIK, 23.8.2022 (Grund für den späten Termin sind Urlaube und Rückstände von Corona)
  10. 1200, Diagnosezentrum Brigittenau, 26.Aug
  11. 1180, Diagnosehaus 18, 26.8.2022
  12. 1010, ImagingUrania, 16.9.2022
  13. 1230, Dianoszentrum Liesing, 23.9.2022
  14. 1100, Diagnosezentrum Favoriten, 23.Sep 2022
  15. 1220, Diagnosezentrum Donaustadt, im Juli alles voll. Wahrscheinlich erst im August wieder freie Termine, konnte noch keine Auskunft geben

Privat:

  1. 1100, Diagnosezentrum Favoriten Privatordination, 12.7, ca.235 Euro
  2. 1090, Radiology Center, 12.7, ca. 300 Euro
  3. 1210, Diagnosezentrum Floridsdorf, 12.7., ca. 190 Euro
  4. 1200, Millenium Diagnostik, 12.7., ca.229 Euro
  5. 1030, Diagnosehaus 3, 18.7.2022, ca. 250 Euro
  6. 1220, Diagnosezentrum Med22, 18.7., ca. 195 Euro

Langes Warten auf MR-Termine

Alle Radiologie-Institute sind dazu verpflichtet, einen MRT-Untersuchungstermin innerhalb von 20 Tagen zu vergeben. Darauf haben sich Sozialpartner und Gesundheitskasse geeinigt. In der Praxis liegt die Wartezeit jedoch zwischen dreieinhalb und elf Wochen.

Bereits frühester Termin liegt über Wartezeit

Den frühesten Termin auf Kasse gab es im Radiologicum Penzing mit dem 4. August. Schon dieser Termin liegt über der Vorgabe von maximal 20 Tagen. Bei einem Lokalaugenschein vor einem der Zentren, die als nächstmöglichen Termin den 23. September nannten, sagte eine Patientin, sie habe drei Monate auf ihren Termin warten müssen, das sei wohl ein „Extremwert“.

Als Gründe für die späten Termine wurden der große Andrang von Patienten, Urlaube und Rückstände durch Corona genannt. Allerdings wurde auch in einem Fall gesagt, dass bei Akutfällen wie etwa Gehirnerschütterung ein früherer Termin möglich sei. Für Notfälle würden Akuttermine freigehalten.

Patientenanwalt: Verzögerungen inakzeptabel

Bei der Patientenanwaltschaft hat man heuer erst vier Beschwerden wegen zu langer Wartezeiten auf ein MRT registriert. Zum Ergebnis der „Wien heute“-Recherche sagte Helga Willinger, stv. Wiener Patientenanwältin: „Es ist ja wichtig zu wissen, welche Behandlungen weiter durchgeführt werden müssen oder welche Vorgangsweise medizinisch notwendig ist. Deshalb ist es nicht akzeptabel, wenn es da zu Verzögerungen bei der Diagnosestellung kommt.“

Bei privater Bezahlung hieß es bei den meisten Instituten plötzlich, die Wartezeit sei nur ein Tag, manche nannten eine Woche. „Das soll natürlich nicht sein, sondern es soll allen Kassenpatienten möglich sein, so schnell wie es geht, eine Untersuchung zu bekommen“, sagte Willinger dazu. Aus dem Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hieß es dazu in einer schriftlichen Stellungnahme: „Gesundheitskassa und Ärztekammer müssen endlich die vielen Problemstellungen mit der Privatmedizin angehen.“

Jahrealter Plan verhindert zusätzliche Geräte

Die Wartezeiten hätten sich über Jahre aufgebaut, sagte Manfred Baldt von der Fachgruppe Gesundheitsbetriebe der Wirtschaftskammer und Radiologe in „Wien heute“. In Österreich gebe es anders als in Nachbarländern zu wenig MRT-Geräte. Das wiederum liege an einem Großgeräteplan, der laut Baldt „vor gefühlt15 Jahren festgelegt hat, dass ein Gerät auf 80.000 Einwohner kommen sollte“. An diesen Plan würden sich viele Institute und Behörden halten. Speziell in Wien hätten viele Institute zusätzliche Geräte beantragt, die aber jedes Mal mit Verweis auf den Großgeräteplan abgelehnt worden seien.

Dass es bei privaten Diagnosezentren Termine oft schon am nächsten Tag gebe, habe damit nichts zu tun. Es gehe nämlich in erster Linie um jene Geräte, „die mit den Kassen verrechnen können. Und die sind streng limitiert“, sagte Baldt. Die 2017 getroffene Vereinbarung zwischen Sozialpartnern und Gesundheitskasse zur maximalen Wartezeit von 20 Tagen habe bis zuletzt relativ gut funktioniert, so Baldt weiter. Über Österreich betrachtet seien die Wartezeiten teilweise sogar unter 20 Tagen gelegen. Doch dann seien zwei Dinge schlagend geworden.

Zunächst brachte die CoV-Pandemie Einschränkungen mit sich. Und in Wien sei die Bevölkerung in den letzten zehn Jahren von 1,5 auf zwei Millionen Menschen angewachsen. Der Großgeräteplan beruhe aber auf Zahlen aus den Jahren 2000 oder 2005: „Die sind ganz einfach veraltet und wurden nie angepasst. (…) Da hat das Ministerium das nie angepasst. Und daher haben wir ganz einfach speziell im Bereich für die vielen ambulanten Patienten, die das mit der Sozialversicherung abrechnen wollen, haben wir viel, viel zu wenig Geräte in ganz Österreich (…).“

Nur mehr Geräte als Ausweg

Derzeit würden Radiologen in zwei Schichten in der Zeit von 7.00 Uhr bis 20.00 Uhr arbeiten, „also wir können ganz einfach nicht mehr untersuchen“. Der Bedarf an Geräten könne nur vom Ministerium mit mehr Großgeräten abgedeckt werden. Dann würden sich die Probleme innerhalb von einigen Monaten lösen lassen und die Wartezeiten deutlich reduzieren, sagte Baldt.