„Wir schätzen, dass in etwa 1.000 bis 3.000 Bäume derzeit in Wien vertrocknen und davon sicherlich schon 500 bis 1.000 das Zeitliche gesegnet haben“, sagt Alexander Mayr-Harting von der Initiative „Zukunft Stadtbaum“.
Der Grund – es werde zu wenig gegossen, quer durch alle Bezirke: „Die Bäume werden von externen Betreuern gepflegt. Das passiert eben nicht“, schildert Mayr-Harting. Beim „Wien heute“-Lokalaugenschein zeigt der Forstwirt etwa einen Baum, der schon die fünfte Neupflanzung binnen zehn Jahren sei. „Das scheint lukrativer zu sein, alle zwei, drei Jahre nachzupflanzen, als konsequent zwei bis drei Monate während der großen Hitze zu gießen. Und das kann nicht Klimaschutzsstrategie der Stadt Wien sein“, findet Mayr-Harting.

Initiative: Gießsäcke oft nicht befüllt
Häufig sind an Jungbäumen Gießsäcke befestigt, allerdings würden diese bei Wiener Wohnen kaum beziehungsweise nicht befüllt, kritisiert die Initiative „Zukunft Stadtbaum“ . Gießen kostet Geld: Während der Hitzephase braucht ein junger Baum 50 bis 100 Liter Wasser pro Woche.
Gegenüber der Initiative teilt Wiener Wohnen dazu mit, dass man bemüht sei, die Situation der Bäume in den städtischen Wohnhausanlagen so gut wie möglich zu gestalten, man in den Möglichkeiten jedoch stark eingeschränkt sei. „Nicht zu übersehen ist, dass das Bewässern Betriebskosten verursacht, welche von den Mietern zu tragen sind und diese in wirtschaftlich problematischen Zeiten im Interesse einer Grünanlagenbewässerung zu erhöhen, deckt sich nicht mit dem Unternehmensziel“, heißt es in einem E-Mail. Mehr Bewässerung ist Wiener Wohnen also zu teuer. „Das ist absolut untragbar“, sagt Mayr-Harting.
Vertrocknete Bäume im Gemeindebau
Rund um Wiens Gemeinde-bauten drohen viele Jungbäume zu vertrocknen. Anrainerinnen und Anrainer haben Wiener Wohnen auf das Problem aufmerksam gemacht, doch zusätzliches Gießen ist teuer.
Wiener Wohnen spricht von „Verbesserungen“
Gegenüber „Wien heute“ spricht Wiener Wohnen ganz allgemein von einer Ausweitung der Grünbaumpflege. „Alle 70.000 Bäume in kommunalen Wohnhausanlagen werden deshalb regelmäßig überprüft und notwendige Maßnahmen gesetzt. Ein besonderes Augenmerk gilt den Jungbäumen. Hier haben wir in der Vergangenheit auch für Verbesserungen gesorgt.“

Die Initiative „Zukunft Stadtbaum“ fordert im Sinne einer Verbesserung, dass Gartenbetreuungsfirmen vertraglich dazu verpflichtet werden, junge Bäume so zu pflegen, dass sie auch überleben.
Scharfe Kritik von Grünen und FPÖ
Die Wiener Grünen bezeichnet man die Vorgangsweise von Wiener Wohnen als „skandalös“. „Es ist unfassbar, dass Wiener Wohnen einfach Jungbäume verdursten lässt. Das ist klimapolitisch jenseitig und ökonomisch dumm“, so die Grüne Umweltsprecherin Huem Otero Garcia, die sich zudem an die Bürger von Schilda erinnert fühlte.
Von einem „Schildbürgerstreich“ und „Misswirtschaft" spricht auch der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp: „Wenn sich diese Vorgangsweise mit dem Wiener Baumschutzgesetz vereinbaren lässt, dann muss es dringend angepasst werden.“ Wiener Wohnen solle die Kosten für die Bewässerung aus den Rücklagen zahlen, forderte er.