ABD0141_20200515 – WIEN – …STERREICH: Ein Lokal am Naschmarkt aufgenommen am Freitag, 15. Mai 2020, in Wien. Ab heute dŸrfen alle Betriebsarten des Gastgewerbes unter Einhaltung der Corona-Sicherheitsma§nahmen wieder aufsperren. – FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
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Coronavirus

„Nein“ aus Wien zu Quarantäne-Ende

Zuletzt knapp 4.000 Neuinfektionen in Wien, trotzdem könnte jetzt das Ende der CoV-Quarantäne bevorstehen. Wien spricht sich vehement dagegen aus, man wolle keine Experimente in der Stadt.

Angedacht wurde es schon einmal, nun möchte Gesundheitsminister Johannes Rauch von den Grünen Nägel mit Köpfen machen. Die CoV-Quarantäne soll fallen, um Systeme und Wirtschaft zu entlasten. Eine neue Verordnung ist auch schon in Planung: „Ich bin jemand, der gesagt hat, wenn eine Verordnung hinaus geht, dann muss sie halten, dann muss sie auch klar und verständlich sein, sonst ist sie nicht kommunizierbar. Das wird in den nächsten Wochen abgeschlossen sein, also eher rasch“, so Rauch am 12. Juli im ORF.

Parallel prüft man im Gesundheitsministerium auch die Möglichkeit, Bescheide automatisiert zu erstellen. „Damit können Absonderung und Quarantäne bestehen bleiben und gleichzeitig werden die Behörden massiv entlastet“, wurde erklärt: „Eine Entscheidung über die künftige Regelung für Absonderung und Quarantäne ist noch offen.“ Klar sei, dass eine Coronainfektion eine meldepflichtige Krankheit nach dem Epidemiegesetz bleibe.

Mögliches Aus für CoV-Quarantäne

Das Ende der CoV-Quarantäne dürfte bevor stehen, das hat Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) in Aussicht gestellt.

Bis zu 50.000 Neuinfektionen täglich erwartet

Grund für die Pläne ist die derzeit vorherrschende, hoch ansteckende Variante BA.5. Noch in diesem Sommer wird mit einer weiteren Welle mit 30.000 bis 50.000 Neuinfektionen pro Tag gerechnet. Es sei belegt, dass in einem solchen Fall Quarantäne kaum noch nütze, betonte der Epidemiologe Gerald Gahleitner.

Man wisse durch Modellierungsstudien, wenn man es mit einem Virus zu tun habe, das sehr infektiös ist, dass auch schon Personen übertragen können, die keine Krankheitssymptome haben. „Und wenn die Inzidenzzahl in einer Bevölkerung sehr hoch ist, dann wirkt Quarantäne und Absonderung eigentlich nur mehr ganz wenig“, sagte Gahleitner. Doch noch gibt es offene Fragen, wie diese Verordnung lauten wird und ob das Ende der Quarantäne tatsächlich für alle Infizierten gilt.

Hacker: „Zwei-Millionen-Stadt kein Experimentierkessel“

In Wien hat Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wenig Verständnis für die Pläne des Gesundheitsministers: „Gesundheitspolitiker haben jetzt die unangenehme Aufgabe, weiter darauf zu beharren, dass wir unangenehme Spielregeln brauchen, um so gesund wie möglich durch diese Pandemie zu kommen. Und das ist das zentrale Ziel.“ Und eine Zwei-Millionen-Stadt sei „kein Experimentierkessel, das ist undenkbar“, fügte Hacker hinzu. Er kündigte noch für Juli ein Telefonat mit Rauch zu diesem Thema an.

Er sei nicht für Experimente in der Stadt zu haben oder dafür, dass man das, was man seit Jahrhunderten wisse, wie man sich in einer Pandemie zu verhalten habe, einfach über Bord werfe und sage „Na, schau ma mal, was passiert“, so Hacker weiter. Nicht zuletzt verwies Hacker auch noch auf die durch Pandemie und Urlaube angespannte Personalsituation in den Spitälern. Denn am Höhepunkt der Sommerwelle könnten österreichweit erneut bis zu 4.000 Infizierte in den Krankenhäusern versorgt werden müssen.