Jerry Plaidl erkundet  seit drei Jahren die Wiener Unterwelt und teilt die Eindrücke mit seinen rund 900.000 Followern im Netz.
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Wiens geheime Keller als Social-Media-Hit

Wiens Unterwelt hat hunderte alte Luftschutzkeller, römische Wasserleitungen, Kellerwirtshäuser und vieles mehr zu bieten. Das erkundet ein junger Wiener seit drei Jahren und teilt die Eindrücke mit seinen rund 900.000 Followern im Netz.

Gemeinsam mit Lu Scherner erkundet Unterwelt-Guide Jerry Plaidl etwa den geheimen Keller des ehemaligen Michaeler Bierhauses. „Wir sind die Wiener Kellerkinder und erforschen sowie dokumentieren die Wiener Unterwelt“, so Plaidl im „Wien heute“-Interview. Schon seit drei Jahren ist Plaidl in Wiens verlassenen Kellern unterwegs.

Im Keller des ehemaligen Bierhauses finden die beiden bei unserem Lokalaugenschein jede Menge Flaschen, Becher und große Bierfässer. Seit den 1970er Jahren wird der ehemalige Lagerraum des Lokals nicht mehr gebraucht. Jetzt steht ein Geschäft darüber. An einem Punkt befinden sich die Erkunder direkt unter dem Michaelerplatz, wo sogar die Fiaker zu spüren sind. Plaidl vermutet außerdem, dass der Keller im Zweiten Weltkrieg als illegales Wirtshaus verwendet wurde.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Jerry Plaidl erkundet  seit drei Jahren die Wiener Unterwelt und teilt die Eindrücke mit seinen rund 900.000 Followern im Netz.
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Viel Recherche und gutes Schuhwerk

Vor acht Jahren begann Plaidl, verlassene Orte zu fotografieren, bevor er auf die Idee kam, Wiens Unterwelt genauer zu erkunden. Bald entdeckte er einen Keller nach dem anderen. Plaidl und Scherner mussten sich auf jeden Fall in die Materie einarbeiten. Das Schwierigste sei es, die Orte überhaupt erst zu finden, erklärten die beiden. Eine Kellerentdeckung verlangt viel Interesse, Recherche und die richtige Ausrüstung. Gutes Schuhwerk, das passende Gewand und eine Taschenlampe sowie Ersatztaschenlampe seien immer notwendig.

Der Keller des ehemaligen Michaeler Bierhauses sei jedoch noch sehr angenehm zu erkunden, so Scherner. Die Gänge sind sonst oft so schmal, dass sich die beiden immer wieder entlang robben müssen. Für die beiden Unterwelt-Erkunder sind die Abenteuer durch die verlassenen und schmutzigen Keller jedoch ein Ausgleich zum Alltag. „Während andere am Strand liegen oder sich in ein geiles Hotel einbuchen, stehen wir auf eng, feucht und dreckig“, so Plaidl.

Luftschutzkeller aus dem Zweiten Weltkrieg

Auch unter der Apotheke „Zum weißen Storch“ im ersten Bezirk befindet sich ein gleich mehrere Stockwerke tiefer historischer Keller. Der Raum hat eine Temperatur von 16 Grad und wurde einst als Arznei-Depot und als Luftschutzkeller genutzt. „Durch ein Tunnelsystem konnte man von hier bis zum Stephansplatz gelangen“, erklärte Plaidl. 650 Jahre alt sei der Keller. In den originalen Verbindungsgängen aus dem Zweiten Weltkrieg fanden die beiden einige Relikte, eine alte Verpflegungskiste, Knochen und sogar einen Brunnen.

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Keine Einsturzgefahr, aber Sicherheitsmaßnahmen

Für gefährlich halten Plaidl und Scherner ihre Kellerbesuche jedoch nicht. Dass alte, verlassene Keller eine höhere Einsturzgefahr hätten, sei ein Irrglaube, so Plaidl. Ein Einsturz würde außerdem immer das gesamte Gebäude betreffen. Sicherheitsmaßnahmen seien jedoch zu beachten. Je nachdem welches Bauwerk man betritt, sollte man zum Beispiel aufgrund gefährlicher Gase oder eines Sauerstoffmangels ein Warngerät mitnehmen.

Wiens Unterwelt

Unter der Stadt befinden sich hunderte alte Luftschutzkeller, römische Wasserleitungen, Kellerwirtshäuser, und vieles mehr. Ein junger Wiener erkundet seit drei Jahren diese geheimnisvolle Welt.

Das Erkunden alter Keller ist nicht illegal. Für Luftschutzkeller müssen sich die beiden eine Genehmigung einholen. „Wir befinden uns aber oft in einer Grauzone, da sich viele Orte auf öffentlichem Grund befinden“, so Plaidl. Mitgenommen wird aber kaum etwas. Plaidl und Scherner halten sich nämlich an drei bestimmte Regeln. „Wir verraten niemals den Standort, hinterlassen keine Fußabdrücke und nehmen nichts mit, außer Fotos“, erklärten die Wiener. Grundsätzlich ist es den beiden wichtig, den Keller so zu hinterlassen, wie sie ihn auffanden.

Aufklärung über unterirdische Bauwerke

Plaidl filmt seine Erkundungen mit und stellt die Videos auf TikTok, Instagram und YouTube. Auf den Online-Plattformen möchte er vor allem viele junge Menschen erreichen. „In der heutigen Gesellschaft kennen eigentlich viele nur Bunker“, meinte Plaidl. Er möchte aber auf die vielen Luftschutzkeller, Stollen und Splitterschutzzellen in Wien aufmerksam machen. Rund 900.000 Tik-Tok-Follower verfolgen Plaidls Abenteuer durch Wiens Unterwelt.