Michael Poduschka
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Wirtschaft

Stromkosten: Anwalt überlegt Sammelklage

Die massive Erhöhung der Strompreise dürfte nun ein Nachspiel vor Gericht haben. Ein Anwalt bereitet derzeit zahlreiche Klagen verärgerter Kundinnen und Kunden vor, darunter sehr viele Menschen aus Wien. Auch eine Sammelklage ist angedacht.

Derzeit bekommen viele einen Brief ihres jeweiligen Energieanbieters mit gewaltigen Strompreiserhöhungen. Eine Frau aus Linz, die jetzt 163 Prozent mehr als bisher zahlen soll, wollte das nicht auf sich sitzen lassen und verklagt in diesem Fall den Verbund. Sie war die erste, aber nicht die einzige die sich bei Anwalt Michael Poduschka gemeldet hat. Mittlerweile seien es hunderte.

„Menschen haben Angst und Wut“

Es sei eine Mischung aus Angst und Wut, mit der die Menschen derzeit zu ihm kommen, sagt Poduschka im „Wien heute“-Gespräch mit Patrick Budgen: „Sie ärgern sich darüber, warum sie auf einmal so viel zahlen müssen, obwohl die Konzerne Riesengewinne schreiben. Und sie haben aber auch Angst. Es ist ja nicht festgeschrieben, dass der Strompreis jetzt auf dem Level, der ohnehin für sie schon extrem hoch ist, bleibt, sondern er könnte ja noch weiter steigen.“

Vor allem die Berechnung des Strompreises stellt der Jurist in Frage. Die Unternehmen argumentieren mit dem Merit-Order-Prinzip. Dieses sieht vor, dass das teuerste Kraftwerk auf dem Markt den Strompreis an der Börse bestimmt. Das sind derzeit Gaskraftwerke – und das auch wenn im Stromvertrag der Kunden möglicherweise nur ein kleiner Teil Strom aus Gas dabei ist. Poduschka: „Das heißt, die haben sich drauf verlassen, sie bekommen rein Strom aus Wasserkraft und sind jetzt völlig überrascht, warum sie für den Strom so viel zahlen müssen, als ob er mit fossilen Brennstoffen hergestellt worden wäre“.

Michael Poduschka im Gespräch mit Patrick Budgen
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Mit einer ersten gerichtlichen Entscheidung rechnet der Anwalt zum Jahreswechsel

Erste Verfahren im Herbst in Wien

Mehrere Klagen sind in Vorbereitung. Mit den ersten Verfahren am Bezirksgericht für Handelssachen in Wien rechnet Poduschka im Herbst. Er hält die Erfolgsaussichten für sehr gut, wenn auch die Stromverträge der einzelnen Kunden je nach Anbieter oft unterschiedlich ausfallen. „Aber das Grundsätzliche, dass man nur für den Strom das verlangen kann, was er einen kostet im Großen und Ganzen, das leuchtet, glaube ich, jedem ein. Und alles andere wäre aus meiner Sicht intransparent“.

Bei Budgen: Anwalt Poduschka klagt Stromanbieter

Eine Frau, die jetzt 163 Prozent mehr als bisher für Strom zahlen soll, will das nicht auf sich sitzen lassen und klagte den Stromanbieter „Verbund“. Sie war die erste, aber nicht die einzige, die sich bei Anwalt Michael Poduschka gemeldet hat. Mittlerweile sind es hunderte.

Sammelklage für jene ohne Rechtsschutzversicherung

Bei den hunderten Anfragen seien auch einige dabei, die keine Rechtsschutzversicherung haben. Diese sammle er derzeit. „Und wir haben in weiterer Folge vor, dass wir voraussichtlich eine Sammelklage für diejenigen machen. Da muss man dann natürlich differenzieren, gegen welchen Stromanbieter sich das richtet.“ Im Spätherbst will er darüber entscheiden. „Wenn sich weiterhin so viele Kunden melden, glaube ich sehr wohl, dass das ein gangbarer Weg ist.“, so Poduschka.