Eine Frau kauft Kinderbedarf
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Soziales

Kinder leiden unter Teuerungswelle

Hilfsorganisationen haben am Montag von einem enormen Anstieg an Hilfesuchenden berichtet. Vor allem Kinder seien betroffen. Teuerungen würden keine Ferien machen, hieß es bei dem Appell von Caritas, Diakonie und Volkshilfe.

Kinder spüren, wenn ihre Eltern nicht genug Geld für Essen haben. Denn die Teuerungen sind derzeit alles, worüber ihre Eltern sich unterhalten. Wie zum Beispiel hier im Mama-Baby-Sozialraum der Diakonie im 15. Bezirk, erzählt Leiterin Teresa Bodner. „Da kommen sehr wohl Frauen zu uns mit ihren Energie-Rechnungen und fragen, wie tun? Was machen wir? Unser Auftrag hier ist es dann an die passenden Stellen zu vermitteln.“

Aufnahmestopp bei Caritas

Im Laden der Einrichtung gibt es Babynahrung ein Drittel bis halb so teuer wie im normalen Supermarkt. Seit dem starken Anstieg der Inflation zeigt sich, „dass die Frauen auch natürlich vermehrt nach Produkten nachfragen, die gratis sind, weil Kinder zu haben, vor allem neugeborene – und nicht von hier zu sein vielleicht auch noch dazu kommt –, dass die Erstausstattung sehr teuer ist.“

Eine Frau kauft Kinderbedarf
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Der Bedarf an Babynahrung ist groß

Denselben Anstieg an Hilfesuchenden bemerkt auch die Caritas in ihren Lebens Lebensmittelausgabestellen in Wien. Man stoße an die Grenzen, so Generalsekretärin Anna Parr, „wo die Mengen massiv ansteigen, der Bedarf immer größer wird. Und wir mussten in Wien mittlerweile auch einen Aufnahmestopp verhängen. Der Bedarf übersteigt das Angebot. Ich sage das in aller Deutlichkeit: Uns gehen die Lebensmittel aus.“

Forderung nach Grundsicherung für Kinder

„Die Teuerungen machen keine Ferien“ – unter diesem Motto haben Caritas, Diakonie und Volkshilfe einen dringenden Appell an die Politik gerichtet. Sie berichten von einem enormen Anstieg an Hilfesuchenden. Vor allem viele Kinder seien betroffen.

Kinderarmut als Teufelskreis

Jedes vierte Kind in Österreich lebt in Armut. Bei Kindern mit anderer Staatsbürgerschaft sind, so die NGOs, die Hälfte von Armut betroffen, sagte Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie. „Kinderarmut ist ein Teufelskreis aus existentiellen Geldnöten, aus Bildungsbenachteiligung und aus schwerer gesundheitlicher Belastung.“

Daher müsse gegen Kinderarmut präventiv und nachhaltig angekämpft werden. Im Augenblick sei die Inflation schneller als die Unterstützungen. „Wir brauchen ein Ende der Gießkanne und einen wirklich ganz gezielten Zuschlag für die einkommensärmsten 35 Prozente der Haushalte in Österreich“, so Parr. Und einen gesetzlich verankerten Abschaltestopp von Heizung und Strom im Winter.

Volkshilfe-Chef über Armut bei Kindern

Erich Fenninger, der Chef der Volkshilfe, erklärt im Interview, weshalb derzeit so viele Kinder armutsgefährdet sind und welche nötigen Schritte eingeleitet werden müssen.

Ruf nach Kindergrundsicherung

Erich Fenninger von der Volkshilfe forderte in „Wien heute“ eine Kindergrundsicherung. „Alle Kinder, die in Österreich leben, sollen unterstützt werden, beispielsweise mit 200 Euro und die Kinder, die in armutsbetroffenen Haushalten aufwachsen, zum Beispiel unter 20.000 Euro Haushaltseinkommen, dass die da mehr dazu bekommen. Es ist nicht einsehbar, dass die Kinder zur Verantwortung gezogen werden für die armutsbetroffenen Eltern.“

Ein möglicher Strompreisdeckel wird abwartend positiv bewertet. Finanzielle Maßnahmen gegen Kinderarmut sind, so die Diakonie, auch ökonomisch vernünftig. „Alles, was wir in Kinder investieren, damit sie gut ins Leben kommen, möglichst unbelastet von Armut sind, das rechnet sich. Das spart später Sozialleistungen und Gesundheitsausgaben.“