TikTok macht schon länger den großen Social-Media-Plattformen wie Instagram und YouTube Konkurrenz. Laut dem Institut für angewandte Telekommunikation verwenden 70 Prozent der Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren in Österreich die App TikTok. Eine Menge an Musikstücken, Filter und Trends können genutzt werden, um Playback-Videos zu erstellen, oder einfach etwas über den eigenen Alltag zu erzählen.
Kreativität ist gefragt
Sehr aktiv auf TikTok ist zum Beispiel die Wienerin Paula Wolf. Sie ist hauptberuflich TikTokerin und postet „Beauty Content“, Schmink-Tutorials sowie Videos, die mit Haaren, Hautpflege und Make-up zu tun haben. Für einen aufwendigen Make-up-Look mit Bodypainting-Farbe schminkt sie sich manchmal auch mehrere Stunden. Ihre enorme Reichweite hat sie auf jeden Fall ihrer Kreativität zu verdanken. Mit 5,7 Millionen Followerinnen und Followern ist sie derzeit die erfolgreichste TikTokerin aus Österreich.
Ursprünglich war es nicht ihr Plan, im Social-Media-Bereich ihren Beruf auszuüben. Nach einer professionellen Make-up-Artist-Ausbildung hatte Paula Wolf eigentlich vor, in einem Make-up-Geschäft zu arbeiten. Doch nachdem sie ihre Make-up-Looks auf Instagram und später auch auf TikTok postete und diese sehr schnell viral gingen, baute sie ihre Accounts weiter aus. Sehr beliebt sind ihre Halloween-Looks im Oktober und jene Videos, worin sie „Schmink-Challenges“ von ihren Zuseherinnen und Zusehern meistern muss.
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Videos zum Wiener Alltag
Ebenfalls ein erfolgreicher Content Creator auf TikTok ist der in Wien lebende Lionel, der unter seinem Usernamen Wurstaufschnitt bekannt ist. Er produziert satirische Videos, die sich auch oft mit dem Wiener Alltag auseinandersetzen. Viele Videos beziehen sich zum Beispiel auf die Eigenheiten der verschiedenen Bezirke oder Themen, die die Stadtregierung betreffen. Lionel geht in seinen Videos auch auf Queerness und Alltagsrassismus ein oder greift politische Debatten auf.
Die meisten seiner Followerinnen und Follower leben ebenfalls in Wien. „Vor allem Videos, die Themen ansprechen, mit denen sehr viele Wienerinnen und Wiener mitfühlen können, funktionieren sehr gut“, erklärte der TikToker gegenüber wien.ORF.at. Das Publikum mit vertrauten Situationen zu konfrontieren, scheint der Schlüssel zum Erfolg zu sein. Je mehr sich ein Zuseher oder eine Zuseherin mit den Videos identifizieren kann, desto eher wird auf den Follow-Button gedrückt.
Social Media wird schneller
„TikTok ist auf jeden Fall eine jugendliche App, weshalb ich meinen Content auch dem Alter entsprechend gestalte“, erklärte Paula. Die Social-Media-Stars kennen den Kontrast zu Instagram und anderen Apps, da sie meistens auf allen Plattformen vertreten sind. TikTok sei auf jeden Fall eine sehr kurzweilige App, wobei die Videos sehr dynamisch wirken sollten, erklärte die Beauty-TikTokerin.
Social Media wird immer schneller und die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden in den ersten Sekunden, ob sie das Video zu Ende sehen möchten. Auch Lionel erkannte, dass der Algorithmus auf TikTok vor allem kürzere Videos favorisiere. Die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzerinnen und Nutzer ist auf TikTok kürzer und darauf müsse man sich als Content Creator einstellen.
TikTok als dominante App der Zukunft
Was man nicht erwarten würde: Lionel war jahrelang Verweigerer von Social Media. Mit der Welt von Likes und Selfies konnte der Wiener lange nichts anfangen. „Auf TikTok hatte ich aber das Gefühl, dass man sich eher so zeigen kann, wie man tatsächlich ist“, erklärte Lionel. Aus diesem Grund entschied er sich dafür, TikTok-Videos zu posten. Aufgrund des Reel-Formats, die nach dem Prinzip von TikTok funktionieren, postet er die Videos mittlerweile auch auf Instagram.
TikTok werde uns wahrscheinlich noch ein paar Jahre begleiten, meinte Matthias Jax vom Institut für angewandte Telekommunikation. Aktuell hat Instagram noch einen höheren Stellwert (81 Prozent) als TikTok. „Es würde mich aber nicht wundern, wenn die Plattform nächstes Jahr bei unserer Auswertung vor Instagram landet“, so Jax. Auch Paula Wolf sieht TikTok als die dominante App in der Zukunft. „Die vertikalen Videos werden immer beliebter und die Menschen verbringen mehr Zeit auf ihren Handys als am Computer“, so Paula.
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Social-Media-Beruf kennt keine Pausen
Auf TikTok verstecken sich jedoch auch viele hinter ihrer Anonymität und der Perfektionswahn dringt auch hier durch. Je mehr Reichweite man hat, desto eher ist man Kritik ausgesetzt. Paula versucht sich die Hate-Kommentare aber nicht mehr zu Herzen zu nehmen. Zum Großteil bekommt sie positives Feedback auf ihre Videos. Sie postet täglich zwei bis drei Videos, die viel Vorbereitung, Produktionszeit und Bearbeitungszeit verlangen. Eine Auszeit nimmt sich Paula Wolf eigentlich nie.
Wenn sie in den Urlaub fährt, produziert Paula auch einige Videos vor. Trotzdem muss sie jeden Tag aktiv sein, um die Videos sowie Storys zu posten. „Viele können vielleicht gar nicht einschätzen, wie viel Arbeit hinter den TikTok-Videos steckt“, erklärte Paula. In Österreich verdienen TikTokerinnen und TikToker jedoch nicht durch Klicks, so wie es zum Beispiel in den USA möglich ist. Ihre Einnahmen kommen vor allem durch Kooperationen und YouTube-Aufrufe.
Kampagnen für einen guten Zweck
Lionel bezeichnet seine Tätigkeit auf TikTok eher als Hobby und Ausgleich zum Alltag. Dementsprechend nimmt er sich auch etwas weniger Zeit für TikTok als Paula. Er ist aber trotzdem regelmäßig aktiv und postet jeden Tag bis alle zwei Tage ein Video. Hauptberuflich arbeitet er in einer Softwarefirma. Alles, was er tagsüber in der Arbeit und im privaten Leben erlebt, verarbeitet er auch gerne in seinen Videos.
„Durch meinen Beruf bin ich in der glücklichen Lage, wo ich mir aussuchen kann, welche Kampagnen ich annehme“, so Lionel. Er wolle nur noch Werbekampagnen annehmen, die für einen guten Zweck seien. Zum Beispiel klärte Wurstaufschnitt in einem Video seine Followerinnen und Follower über HIV auf.