Der Mathematiker und Simulationsexperte Nikolas „Niki“ Popper bei einem APA-Interview
APA/Herbert Neubauer
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Coronavirus

Quarantäne-Aus erschwert Prognosen

Ein Gipfel der Länder und Bundesregierung soll am Montag über die weiteren Schritte in der Pandemie beraten. Geht es nach der Bundesregierung, könnte die Quarantäne fallen. Dadurch werden Prognosen für den Herbst noch schwerer, sagt Simulationsforscher Nikolaus Popper.

Seit der Begrenzung der Tests im Frühjahr ist die Zahl der gemeldeten Tests deutlich zurückgegangen. Zuletzt wurden täglich zwischen 30.000 und 60.000 Tests in Wien ausgewertet, vor der Rationierung waren es stellenweise über 300.000 Tests täglich. Das führte auch für die Simulationsexperten zu Problemen, weil die Datengrundlage für ihre Analysen fehlt.

Popper für Monitoring-System

Wenn die Quarantäne nun fällt, könnten sich noch weniger Menschen testen, befürchtet Popper. „Dann verliere ich noch mehr den Überblick. Umso wichtiger ist dann ein Monitoring-System, das aus verschiedenen Säulen besteht, von der Hospitalisierungsüberwachung, bis hin zum Testen bis hin zur Abwasseranalyse und der Sequenzierung, damit ich als Entscheider weiterhin einen Überblick habe.“ So ein System könne dann auch bei anderen Krankheiten zum Einsatz kommen. Derzeit fehle es allerdings vor allem an den einheitlichen Daten aus Spitälern und gezielten Tests in Kontrollgruppen.

Und wenn man die Quarantäneregeln aufhebt, brauche es besondere Maßnahmen, „um vulnerable Menschen zu schützen, also zum Beispiel, wenn man sich nicht impfen lassen kann. Wenn ich weggehe von einer flächendeckenden Lösung, dann muss ich umso mehr stärken die zielgerichteten, konkreten Lösungen für Zielgruppen, die besonders betroffen sind“, so Popper.

Cov-Prognosen sind kaum mehr möglich

Schon jetzt sind laut Simulationsforscher Niki Popper Prognosen über CoV kaum mehr möglich. Es fehle das flächendeckende Testen als Datengrundlage. Falls die Quarantäneregelung aufgehoben werden sollte, fallen noch mehr Daten weg.

Bund-Länder-Gipfel am Nachmittag

Wie es mit der Quarantäne weitergeht, das wird Montagnachmittag in einem Videogipfel der Landeshauptleute und der Bundesregierung besprochen werden. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatte auf jeden Fall schon angekündigt, ein Ende der Quarantäne nicht akzeptieren zu wollen. Ob Wien bei einem möglichen bundesweiten Ende einen Alleingang macht bzw. überhaupt machen kann, steht noch nicht fest.