Klima-Gärten auf der Donauinsel
MA 45/Philipp Reiterer
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Umwelt & Klima

Klimagärten zeigen erste Trends

Mit Klimagärten auf der Donauinsel sollen die Zusammenhänge zwischen dem saisonalen Zyklus von Pflanzen und dem Klima aufgezeigt werden. Alle Wienerinnen und Wiener können sich mittels Pflanzenbeobachtung an der Forschung beteiligen. Bis jetzt ist eine Verschiebung der Jahreszeiten nach vorne zu erkennen.

Drei Klimagärten wurden im April 2021 von der Stadt Wien gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) errichtet. Sträucher und Bäume der heimischen Flora wie Vogelkirsche, Sal-Weide oder Rote Hartriegel werden an diesen Standorten als Messindikatoren eingesetzt. Die Pflanzen werden in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen beobachtet. Dazu gehören nach der Entfaltung Blühbeginn, Fruchtreife, Blattfärbung und Blattfall.

„Wir dokumentieren, an welchen Daten die unterschiedlichen Phasen erreicht wurden“, erklärte Phänologe Thomas Hübner von ZAMG. Wenn man diese Entwicklungen über mehrere Jahre beobachte, könne man sehen, wie sich ein Standort klimatisch verändert. Auch die Standorte untereinander werden miteinander verglichen. Dieses Jahr ist deutlich zu erkennen, dass schon Ende Juli die Fruchtreife des schwarzen Holunders erreicht wurde. In der Phänologie spricht man somit schon jetzt vom Eintritt des Frühherbstes, was für Juli sehr außergewöhnlich ist.

Verschiebung der Jahreszeiten

Aus den Beobachtungen kann heuer also ein Trend zur Verschiebung der Jahreszeiten nach vorne herausgelesen werden. Wenn die Blüte früher eintritt, ist auch die Fruchtreife eher erreicht. Selbst wenn die Entwicklungen im Frühjahr 2022 laut Hübner ziemlich im Schnitt waren, können warme Phasen zum schnellen Aufholen der Pflanzenentwicklung führen.

Zusätzlich scheinen auch die hohen Sommertemperaturen den Abstand zwischen der Blüte- und der Fruchtreife zu verkürzen. Einjährige Ereignisse müssen dann im langjährigen Mittel in Vergleich gesetzt werden, wobei auch die jährlichen Schwankungen nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

Klima-Gärten auf der Donauinsel
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Die Wienerinnen und Wiener können ihre Beobachtungen in der „Naturkalender“-App teilen

Beteiligung an der Forschung

Laut dem Phänologen können bei frisch angelegten Gärten wie auf der Donauinsel erst nach sieben bis zehn Jahren konkrete Aussagen über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzen getroffen werden. Die jährlichen Schwankungen liegen dann nicht mehr so deutlich über dem Durchschnitt und man kann über die Eintrittsdaten Trends erkennen.

Besucherinnen und Besucher der Klimagärten werden eingeladen, die Zeigerpflanzen zu beobachten und zu dokumentieren. Mithilfe der „Naturkalender“-App der ZAMG kann man Fotos der Pflanzen hochladen. Auch die Beobachtungsphasen der Pflanzen im eigenen Garten können in der App eingetragen werden, um Daten zur Klimaforschung zu sammeln und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzenwelt zu untersuchen.