Dermatologe Gerold Felician Lang untersucht Affenpocken
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GESUNDHEIT

Dermatologe bemerkt Affenpocken-Anstieg

Die Affenpocken sind diese Woche von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun doch als „Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite“ eingestuft worden. Im 7. Bezirk merkt der Dermatologe Gerold Felician Lang vor allem bei Männern einen Anstieg an Affenpockenfällen.

Die Fälle steigen an, sagte der Dermatologe und Facharzt für sexuell übertragbare Krankheiten gegenüber „Wien heute“. 98 Prozent betreffen laut dem Arzt aktuell Männer, die mit anderen Männern sexuell aktiv waren.

„Während wir vor einem Monat maximal eine Person pro Woche oder alle 14 Tage gesehen haben, wo ein entsprechender Verdacht gegeben war, ist es jetzt so, dass ich vier bis sechs Personen sehe, die eine Affenpockeninfektion haben“, so Lang.

85 Fälle in Wien

In Wien sind bisher, laut Büro des Gesundheitsstadtrats, 85 Fälle gefunden worden. Aktive Fälle gibt es aktuell 44. 41 sind genesen. Die Infizierten sind alle männlich und zwischen 20 und 55 Jahre alt. Vier befinden sich – als Vorsichtsmaßnahme -im Spital.

Infizierte kommen häufig, so der Hautarzt, zu spät. „Wenn ich weiß, ich habe einen Risikokontakt gehabt, sprich ich habe Sex mit einer mir unbekannten Person gehabt, wenn ich mich beginne krank zu fühlen – Fieber entwickle und sich große, schmerzhafte Lymphknotenschwellungen sich entwickeln.“ Lang betonte aber ebenfalls, dass die Erkrankung akutell meist Männer betreffen würde, die mit Männern schlafen, allerdings sei die Krankheit „unabhängig von der sexuellen Orientierung“.

„Weil Körperkontakt reicht. Ich muss nicht Sex haben, um Affenpocken zu bekommen. Es reicht auch, wenn ich auf engem Raum in einer Diskothek tanze“, erklärte der Arzt, denn für die Ansteckung mit Affenpocken würden Tröpfchenkontakte ausreichen.

Affenpockenfälle nehmen zu

Die Ansteckungen mit Affenpocken nehmen immer mehr zu. Frühe Anzeichen erkennen und sich impfen lassen wird empfohlen.

Mehr Fälle nach Pride-Festival

„Ich glaube, dass das was wir jetzt am Anfang gesehen haben, weil das ja im Rahmen verschiedener Pride-Festivals richtig hochgegangen ist, dass das nicht explizit in dieser Gruppe bleiben wird, weil jetzt über den Sommer viele Musikfestivals, wie Tomorrowland oder was auch immer stattfinden, und sich hier diese Gruppen durchmischen und die Infektion in einer breiteren Bevölkerung ankommen wird“, sagte Lang.

Die Aidshilfe Wien hat Tipps zum Schutz und Umgang mit Affenpocken in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht. Impfungen wären gut, sind aber nach wie vor rar. 1.200 Personen können aktuell in Österreich immunisiert werden. Laut dem Hautarzt müssen Impfungen „zielgerichtet eingesetzt werden“, „weil eben so wenig Impfstoff vorhanden ist. Das heißt im Augenblick hat Laborpersonal Zugang, das direkt täglich mit dem Virus arbeitet“.

Die alte Pockenimpfung bietet einen Schutz von 85 Prozent gegen Affenpocken. Das zeigt allerdings eine Studie aus den späten 80er-Jahren. Der Experte würde sich deshalb über 40 Jahre später nicht auf einen Impfschutz verlassen.