Kerze in Hofburg
Peter Lechner / Präsidentschaftskanzlei
Peter Lechner / Präsidentschaftskanzlei
chronik

Lichtermeer für tote Ärztin am Stephansplatz

Lichtermeer-Organisator Daniel Landau plant am Montagabend am Stephansplatz ein stilles Gedenken für jene tote Ärztin aus Oberösterreich, die monatelang von Impfgegnern bedroht wurde. Die Staatsanwaltschaft Wels bestätigte einen Suizid.

Die Allgemeinmedizinerin Dr. Lisa-Maria Kellermayr ist am Freitag tot in ihrer Praxis aufgefunden worden. Bei der Hausärztin wurden Abschiedsbriefe gefunden, wie die Staatsanwaltschaft Wels bestätigte. Die psychische Belastung dürfte der Frau letztendlich zu viel geworden sein.

Die 36-Jährigen war seit Pandemiebeginn häufiger in der Öffentlichkeit aufgetreten und so über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Sie gab immer wieder zu den Themen Impfung und Coronavirus-Erkrankung Interviews und erhielt über Monate hinweg Drohungen von Impfgegnern und Coronaleugnerinnen und -leugnern, die mit der Zeit immer massiver wurden – mehr dazu in Bedrohte Ärztin tot aufgefunden.

Sie hatte aus diesem Grund auch die Polizei eingeschaltet und einen privaten Sicherheitsdienst engagiert. Kurz später gab sie auch die Schließung ihrer Ordination bekannt.

„Yes we care“ am Stephansplatz

Die Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Yes we care“, die von Daniel Landau – Bruder von Caritas-Präsident Michael Landau – angemeldet wurde, wird auch von der Ärztekammer unterstützt. Angemeldet ist das Lichtermeer für Montag ab 20.30 Uhr am Stephansplatz. Um 21.00 Uhr wolle man mit dem Entzünden der selbst mitgebrachten Lichter, seien es Kerzen oder Handy-Licht, der verstorbenen Frau gedenken. Landau war auch Organisator des Lichtermeers im Dezember, wo an jene gedacht wurde, die an dem Coronavirus verstorben sind.

Gegenüber „Wien heute“ erzählte Landau, der die Ärztin vor zwei Wochen in ihrer Praxis besucht hatte, sie wäre laut eigenen Angaben von den Behörden „nicht ernst genug“ genommen worden. Warnsignale hätte er nicht bemerkt, er selbst war über den Tod der Ärztin überrascht, so Landau.

Das Lichtermeer am Montag soll „Mitgefühl“ ausdrücken. „Wir wollen gerne an einen starken Menschen und an eine starke Frau gedenken“, so Landau. Wichtig sei gemeinsam gegen „jeden Hass“ aufzutreten. „Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die klar gegen Intoleranz, gegen Aggression und klar gegen diesen Hass auftritt“, führte der Organisator fort.

Lichtermeer für verstorbene Ärztin

Auch in Wien herrscht tiefe Betroffenheit über den Tod der oberösterreichischen Ärztin die lange Morddrohungen ausgesetzt war. Am Stephansplatz in Wien wird ihr am Montag mit einem Lichtermeer gedacht.

Stephansdom-Glocken läuten

Geplant ist auch, dass die Glocken des Stephansdom beim Gedenken läuten werden. Das bestätigte Dompfarrer Toni Faber im Interview mit Kathpress. Faber war zuvor von #YesWeCare-Initiator Daniel Landau deswegen kontaktiert worden. „Ich habe sofort meine Unterstützung zugesagt und werde am Montagabend selbst dabei sein, wenn die Glocken des Doms das Gedenken und Gebet für die Verstorbene begleiten“, sagte der Dompfarrer. Schweigen werde indes die Pummerin, weil deren Geläut „protokollarisch geregelt“ sei.

Drohungen aus Deutschland

Die Staatsanwaltschaft Wels hat im Juni das Ermittlungsverfahren gegen einen deutschen Verdächtigen eingestellt. Eine Hacker-Aktivistin machte zwei Deutsche ausfindig, die Droh-E-Mails verfasst haben sollen. In Österreich ermittelt die Polizei weiter gegen unbekannte Täter.

Wichtiger Hinweis

Berichte über Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall. Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.