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Energiesparen: Experten für „Licht aus“

Wegen der anhaltend hohen Energiepreise entwickelt die Stadt Wien einen Plan für Energiesparmaßnahmen. Experten plädieren jetzt etwa für das Ausschalten der Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und Objekten.

Andere Städte – wie etwa Wr. Neustadt oder Linz – machen es vor, wie man die öffentliche Beleuchtung bei Sehenswürdigkeiten und Gebäuden abschalten kann, um Energie zu sparen. Ein prominentes Beispiel in Wien wäre die Beleuchtung des Stephansdoms. Das Abschalten der Beleuchtung in der Nacht könnte eine denkbare Maßnahme sein, so Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur gegenüber „Wien heute“.

„Es macht keinen Sinn, den Stephansdom von Mitternacht bis 6.00 Uhr in der Früh zu bestrahlen. Da es eh kaum jemand auf der Straße. Das auf wenige Stunden zu reduzieren würde auch schon eine Menge bringen“, sagte Angerer.

Licht aus für öffentliche Gebäude

Nicht die Straßenbeleuchtung, sondern die Beleuchtung für öffentliche Objekte – wie etwa auch Brunnen – die nicht unbedingt notwendig ist, hat der Experte dabei im Spar-Fokus. In Hinblick auf die Gesamtstromgebräuche könne man somit laut dem Experten rund zehn Prozent einsparen.

Eine weitere Maßnahme lautet städtische Gebäude, Amtsstuben, Schulen, Horte usw. weniger zu beheizen. Auch hier schätzt Angerer ein Sparpotenzial von 15 Prozent: „Es gibt viele Bereiche in öffentlichen Gebäuden, die schlicht und einfach auch nicht benutzt werden. Die kann man komplett von der Heizung wegnehmen oder zumindest verlustfrei halten. Und hier summieren sich wahrscheinlich bis zu 100 Maßnahmen“, sagte Angerer.

Hochstrahlbrunnen am Nationalfeiertag
APA/Herbert P. Oczeret
Die Beleuchtung des Hochstrahlbrunnens etwa ist von März bis Oktover täglich von 20.00 Uhr bis 24.00 Uhr eingeschaltet

Leere Büros als Energiefresser

Laut dem Arbeitsweltexperten Andreas Gnesda gebe es aber nicht nur Potenzial bei der öffentlichen Infrastruktur. Durch die Pandemie und dadurch vermehrtes Homeoffice aber auch durch die Urlaubszeit sei derzeit von den rund 600.000 Büro Arbeitsplätzen in Wien nicht einmal ein Drittel besetzt.

Wien arbeitet an Energiespar-Konzept

Die Stadt Wien hat einen Fachbeirat eingerichtet, 50 technische Energiespar-Maßnahmen werden derzeit geprüft. Dabei geht es vor allem um Beleuchtungskonzepte sowie um Beheizungs- und Kühlmaßnahmen öffentlicher Gebäude.

Der Experte nennt konkrete Beispiele zum Energiesparen im Büro. Zuerst müsste man sich ansehen, wie mit der Kühlung umgegangen werden könnte: „Man könnte die Kühlung in Gebäudeteilen partiell abdrehen, oder sogar gänzlich auf eine Kühlung verzichten. Das gleiche gilt für die Be- und Entlüftung von Bürogebäuden. Sparsam muss man umgehen, wenn es um die Beleuchtung von Bürogebäuden geht. Man muss sich aber auch überlegen, den Stand-by-Modus bei Geräten auszuschalten. Ganz einfach Steckdosen mit Kippschalter Schaltern verwenden“, so Gneda.

Ein weitere Maßnahme sei auch das Waschen der Hände mit kaltem Wasser. „Ich glaube, das wäre vor allem im Sommer durchaus erträglich“, sagte Gneda. Die Anlagenbauer und die Regeltechniker und Hydrauliker sagen uns allein schon in der Steuerung von Anlagen liegen Einsparungspotenzial von zehn bis 20 Prozent.

„Wien in keiner Energiekrise“

Aus dem Rathaus hieß es gegenüber „Wien heute“ dazu, dass die Stadt keine Energiekrise habe, man wolle sich mit einem Maßnahmenpaket nur vorbereiten. Eine Kommission prüft derzeit alle Maßnahmen, wie etwa das Abschalten der Beleuchtung von historischen Gebäuden. Details dazu soll es nächste Woche geben.

Das Krisenkabinett der Bundesregierung will am Montag mit der Opposition, der Stadt Wien, den Sozialpartnern und Experten der Energiewirtschaft über den Status der Energieversorgung in Österreich beraten. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wird sich bei dem Termin von Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) vertreten lassen, weil er an einer internationalen Konferenz teilnimmt. Die Stadt Wien werde jedenfalls ihre eigenen Vorschläge einbringen, hieß es.