Bücher in Regalen
APA/dpa/unbekannt
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Wirtschaft

Teuerung könnte Bücherpreise erhöhen

Die Teuerungswelle rauscht quer durch alle Branchen. Sie trifft auch Buchverlage. Die Logistik wird komplizierter, die Kosten steigen. Zum Teil abfangen werden das wohl auch Leserinnen und Leser mit höheren Buchpreisen ab Herbst.

Der unabhängige Wiener Picus Verlag produziert mit drei Mitarbeiterinnen nach eigenen Angaben rund 40 Bücher pro Jahr. Etwa zwei Drittel davon werden in Deutschland, etwa ein Drittel in Österreich verkauft. Die aktuellen Probleme sind hier wie dort vorhanden: „Papierpreise, die sich im letzten Jahr fast verdoppelt haben, zudem leidet die Branche nach wie vor unter großen Lieferengpässen, die die Planung erschweren“, so Verleger Alexander Potyka.

Das bedeute für den Verlag eine etwa um ein Drittel teurer gewordene Produktion. Man müsse auch früher in die Produktion gehen und bei der Disposition, also der Entscheidung über die Auflagenhöhe, ein größeres Risiko eingehen. „Alles in allem eine logistische und wirtschaftliche Zuspitzung, die wir nur teilweise durch die Anhebung der Ladenpreise kompensieren können“, so Potyka gegenüber Radio Wien.

Zwei Euro mehr für ein Buch

Auch das viel größere Verlagshaus Kremayr & Scheriau spürt die Teuerungswelle. Die Ausgaben für Material, Druck und Energie seien um ein Vielfaches gestiegen, sagt Verlagsleiterin Stefanie Jaksch. Das habe mehrere Folgen. Die für Leser deutlichste wird wohl ein höherer Preis für Bücher in den Buchhandlungen sein. Jaksch hält einen Anstieg des Bücherpreises um zwei, vielleicht sogar um bis zu vier Euro für möglich. Die Teuerung habe es mit sich gebracht, dass man sich nun eben traue, auch über einen höheren Bücherpreis zu reden.

Es sei klar, dass realistisch kalkuliert werden müsse. So hohe Preise für Bücher, dass niemand mehr kauft, werde es nicht geben. Aber ein „sanftes Anziehen“ sei wohl unumgänglich, sagt Jaksch: „Was zu beobachten ist, ist tatsächlich, hat jetzt vorher ein Hardcover-Roman 20, 22 Euro gekostet, ist es meistens ein Sprung, sagen wir, wenn es vorher 20 waren, jetzt 22 Euro, waren es vorher 22 Euro, jetzt 24 Euro, ungefähr in dem Bereich, würde ich sagen, bewegen wir uns dann.“ Jedenfalls sei das Bewusstsein für notwendige Schritte ab Herbst da.

Kalkulation wird immer schwieriger

Jaksch verweist ebenso auf die immer kompliziertere Kalkulation hin. Was heute mit Druckereien vereinbart sei, könne morgen zehn Prozent höher sein. Der Preis für Papier werde von den Papiermühlen diktiert, da könne man als Verlag nichts tun, „da hängen alle dran“. Dennoch könne man Puffer einbauen, etwa indem man den Vertrieb anders aufstelle oder Ressourcen für Schwerpunkte bündle. Sie beobachte auch hier und da Einschränkungen im Programm oder eine engere Spezialisierung diverser Verlage.

Nicht zu vergessen sei, dass Verlage bei allen Projekten die kompletten Vorleistungen tragen. So müsse man die Kosten unter anderem für Werbung, Pressearbeit und Honorare wieder hereinbringen. Einziges Mittel dafür sei die Auflagenhöhe. Sie bestimme, ob sich ein Projekt überhaupt bezahlt mache.