Brenner eines Gasherdes mit Streichholz
APA/dpa/ Norbert Försterling
APA/dpa/ Norbert Försterling
Wirtschaft

Preise bei Wien Energie steigen erneut

Die Energieallianz Austria (EAA) erhöht mit September die Preise für Strom und Erdgas erneut – auf durchschnittlich plus 36 Euro für Strom und 60 Euro für Gas im Monat. Die zur Allianz gehörende Wien Energie will die Teuerung mit Bindungs- und Treueaktionen abfedern.

Damit könnten Wien-Energie-Kundinnen und Kunden die Steigerung auf 24 Prozent bei Strom und 50 Prozent bei Erdgas reduzieren, heißt es in einer Aussendung der Wien Energie am Mittwoch. Das bedeute für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt monatliche Mehrkosten von rund zehn Euro bei Strom bzw. rund 31 Euro bei Gas.

Dazu gibt es eine Preisgarantie für zwölf Monate. Berechnet wird der Durchschnittshaushalt mit einem jährlichen Gasverbrauch von 8.000 Kilowattstunden (kWh) und einem jährlichen Stromverbrauch von 2.000 Kilowattstunden (kWh).

Teuerung zu Jahresbeginn

Gas wurde heuer bei den Landesenergieversorgern von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland bereits ab 1. Februar, Strom ab 1. Jänner teurer.

Indexanpassung wird vorgezogen

Die Indexanpassung in den Standardtarifen der Energieallianz Austria, zu der Burgenland Energie, EVN und Wien Energie gehören, werde aufgrund der aktuellen Marktsituation von 1.1.2023 vorgezogen, heißt es weiter. Die Allgemeinen Lieferbedingungen geben nach entsprechenden Indizes eine Erhöhung mit durchschnittlichen monatlichen Mehrkosten von 36 Euro für Strom bzw. 60 Euro für Erdgas im Standardtarif vor.

Die „dramatischen Preisanstiege“ erforderten das Vorziehen der Anpassung, so die EAA in einer Aussendung. Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) sei binnen eines Jahres um 247 Prozent gestiegen und der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) um 323 Prozent, argumentiert die EAA. Basis der Preisanpassungen seien Lieferbedingungen, die dem steigenden Verlauf dieser Indizes folgen.

Wien Energie will die Kundinnen und Kunden im August per Schreiben über ihr persönliches Angebot informieren. Nicht betroffen ist, wer einen Tarif mit Preisgarantie oder einen Float-Tarif hat.

Deutliche Preissteigerung am Gasmarkt

Die Ursache für den Preisanstieg liegt in den gestiegenen Gaspreisen. „Wir bezahlen dreimal so viel für den Kubikmeter Gas als noch vor einem Jahr. Wir zahlen für den Strom deutlich mehr, doppelt bis zweieinhalb Mal so viel wie noch vor einem Jahr. Also auch die Wien Energie leidet stark unter der derzeitigen Situation“, sagte Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl.

Diese Preissteigerungen werde man aber nur an einen Teil der bestehenden Kundinnen und Kunden weitergeben. „Es sind alle Kunden betroffen, die nach den allgemeinen Liefervereinbarungen abgerechnet werden. Das sind ungefähr 72 Prozent unserer Kunden“, sagte Strebl. Das seien rund 800.000 Kunden beim Strom und 300.000 Kunden beim Gas.

Teuerung um 55 Prozent bei E-Ladestationen

Ebenfalls angepasst werden die Tarife für Elektromobilität – im Schnitt um 55 Prozent. Hier sei der Tarif im Detail ebenso vom konkreten Vertrag abhängig, heißt es auf Radio-Wien-Nachfrage bei Wien Energie. Auch hier bekommen die Kundinnen und Kunden im August ihr persönliches Infoschreiben.

ÖVP: „Bund entlastet, Wien belastet“

Die Wiener ÖVP spricht von einem „fatalen Schritt“. „Während der Bund alles daransetzt, den Menschen in unserem Land unter die Arme zu greifen, wird in Wien genau das Gegenteil praktiziert. Wir brauchen endlich einen Schulterschluss. Die Stadtregierung muss nun endlich ihrer Verantwortung nachkommen“, so Mahrer Landesparteiobmann Stadtrat Karl Mahrer und Landtagspräsident Manfred Juraczka in einer Aussendung.

Verärgert zeigte sich auch Wiens FPÖ-Chef, Stadtrat Dominik Nepp: „Während Stadtrat Hanke in Aussicht stellt, dass die Wiener Gebühren doch nicht erhöht werden, kommt der nächste Hammer: die Anhebung der Gas- und Strompreise." Nepp fordert die Rückgabe der Gewinne der Unternehmen der Stadt an die Wienerinnen und Wiener. „Wien Energie und die Stadtwerke haben im Jahr 2021 unfassbare 1,2 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Dies ergibt 600 Euro für jeden Wiener, die rasch und unbürokratisch ausbezahlt werden müssen. Eine Erhöhung ist angesichts dieser Zahlen nicht zu akzeptieren.“ (Anmerkung der Redaktion: Die Stadtwerke verzeichneten 2021 insgesamt tatsächlich einen bereinigten Gewinn von nur 282 Millionen Euro.)

Für Grüne „vollkommen unverständlich“

Auch die Wiener Grünen haben für das kurzfristige Vorziehen der Preiserhöhung kein Verständnis. Während die Preissteigerungen für Kundinnen und Kunden der EVN und der Wien Energie schlagend werden, gehe man im Burgenland – ebenfalls Teil der Energie Allianz – diesen Schritt nicht mit, heißt es in einer Aussendung.

„Warum Wien es hier so eilig hat und Erster bei der Preiserhöhung sein will, ist vollkommen unverständlich. Auf Bundesebene hören wir von der SPÖ fast täglich eine neue Forderung betreffend der Energiepreise. In Wien, wo man selbst eingreifen und einen Unterschied machen könnte, tut die SPÖ einfach nichts“, so Parteivorsitzender Peter Kraus. „Hinzu kommt noch, dass Wien Energie 2020 einen Rekordgewinn verzeichnete – dieser müsse jetzt an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden.“

Die Arbeiterkammer Wien kritisierte die vorgezogene Erhöhung der Strom- und Gaspreise. Für die AK sei unverständlich, warum die Lieferbedingungen jetzt wieder geändert werden und damit die Preiserhöhungen um mehrere Monate früher kämen. „Wir fordern die Unternehmen dringend auf, von übereilten Preiserhöhungen Abstand zu nehmen“, so AK-Präsidentin Renate Anderl laut Aussendung.

Hanke fordert bundesweit einheitliche Lösung

Aus dem Büro von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) heißt es dazu: „Wir haben aktuell keine Energiemangellage, dafür aber eine massive Teuerungslage. Bei den kriegsbedingten Energiepreisen sind wir nur Passagier, umso dringender ist eine rasche bundesweit einheitliche Lösung zur Entlastung der Bevölkerung. Diese habe ich am Montag beim Energiegipfel im Bundeskanzleramt gefordert. Denn es kann nicht sein, dass die Menschen die volle Last der Teuerung alleine tragen.“