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Gesundheit

Deeskalationskurse für Ärzte ausgebucht

Mit dem Tod der oberösterreichischen Ärztin Lisa Maria Kellermayr sind auch Hassnachrichten und Todesdrohungen von Impfgegnern wieder in die Schlagzeilen geraten. Um betroffenen Ärztinnen und Ärzten zu helfen, bietet die Wiener Ärztekammer eigene Workshops an.

Von beschmierten Ordinationsschildern bis hin zu Morddrohungen, in der Pandemie wurden Ärztinnen und Ärzte immer wieder zum Ziel von Impfgegnern. Die Wiener Ärztekammer bietet ihren Mitgliedern einen zweitägigen Kurs zu Deeskalationsmaßnahmen mit einer Selbstverteidigungseinheit an. „Sie sehen, wie dramatisch die Situation ist. Diese Kurse sind ständig ausgebucht“, sagte Ärztekammer-Impfreferent Rudolf Schmitzberger am Mittwoch gegenüber Ö1.

Bisher nahmen knapp 140 Ärztinnen und Ordinationsmitarbeiter daran teil. Als Leiter des ÖÄK-Referats für Impfangelegenheiten sei auch er selbst von Bedrohungen betroffen, so Schmitzberger. In Wien gibt es außerdem noch eine Ombudsstelle für Mobbing, Gewalt, Sexismus und Rassismus für Ärztinnen und Ärzte, die demnächst allerdings umbenannt werden soll.

Schärfere Gesetze gefordert

Der Kammervertreter forderte im Hinblick auf den Fall der Ärztin Lisa Maria Kellermayr aber auch schärfere Gesetze, höhere Strafen und eine Bewusstsseinsänderung, damit „die Bedrohungen und Hass im Internet nicht mehr leichtfertig und als Kavaliersdelikt“ hinzunehmen seien und von den Behörden auch konsequent verfolgt werden, so Schmitzberger – mehr dazu in auch in Hass im Netz: Ruf nach schärferen Maßnahmen (news.ORF.at; 3.8.2022).

Der Tod von Kellermayr, zu dem auch Hassnachrichten und Todesdrohungen von anonymen Impfgegnern geführt hatten, sorgte in den vergangenen Tagen für Aufregung. Derartigen Drohungen waren und sich vor allem jene Ärztinnen und Ärzte ausgesetzt, die sich öffentlich zu Corona äußern. So führte dies etwa bei der Virologin Dorothea van Laer sogar zum Burn-out.

Hutter: „Brutal löschen“

Auch Hans-Peter Hutter, Hygieneexperte an der MedUni Wien und in dieser Funktion während der Pandemie oft medial präsent, war und ist Drohungen von Maßnahmengegnern ausgesetzt, erzählte er im Ö1-Interview. Man brauche eine dicke Haut.

„Es ist nicht dann beendet, wenn man es liest, sondern das hallt nach. Man ärgert sich drüber, man denkt sich: ‚Was ist das für eine Unverschämtheit.‘ Und das nagt an einem. Das habe ich relativ rasch erkannt und das radikal abgestellt.“ Diskussionen mit den Verfassern würden wenig bringen wenig, daher ist sein Lösungsansatz: „Brutal“ löschen, wenn schon Kopfzeile und Betreff seltsam wirken.