Ein Patient sitzt im Louisebus
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Soziales

Immer mehr leiden unter Gesundheitsarmut

Der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit ist wissenschaftlich erwiesen. Wohnungslose Personen leiden häufiger unter chronischen und psychischen Erkrankungen. Sozialorganisationen bemerken, dass sich immer mehr Leute etwa die Rezeptgebühren nicht mehr leisten können.

Das Team des Lousiebus der Caritas hilft kostenlos jenen Personen bei gesundheitlichen Problemen, die keine Wohnung, keinen Job, keinen Hausarzt, keine Versicherung oder keine E-Card haben. An fünf Tagen in der Woche steht der Bus an fixen Standorten in der Stadt.

Ärztinnen und Ärzten unterstützen dort gemeinsam mit freiwilligen Helfern. Die Allgemeinmedizinerin Sabine Badelt versorgt vier Stunden lang nicht nur obdach- und wohnungslose Menschen. „Es sind auch Leute bei uns, die wirken wie jeder auf der Straße. Die sind vielleicht Mindestrentner, vielleicht können sie auch die Rezeptgebühr nicht bezahlen“, obwohl sie versichert sind, wie Badelt ergänzt.

Mangel in der Psychiatrie

Der Louisebus kämpft immer wieder damit, Ärztinnen und Ärzte zu finden, die sich die Zeit nehmen können. Der Dienstplan hat immer wieder Lücken. Einen Ärztemangel sieht auch der Vizepräsident der Ärztekammer, Harald Schlögel, und warnt deshalb davor, dass das Gesundheitssystem selbst verarmt. „Wir haben im niedergelassenen Bereich Regionen, wo wir keine praktischen Ärzte mehr finden. Wir haben Fächer, wo wir dringend Personal bräuchten.“

Nicht nur in der angewandten Medizin benötige es Personal, sagt Schlögel. „Die Zukunft zeigt, dass wir auch in der Psychiatrie und Psychotherapie Nachholbedarf haben. Hier fehlt es an allen Ecken und Enden.“ Einen Eindruck, den auch die Allgemeinmedizinerin vom Louisebus bestätigt. „Wir haben auch etliche psychiatrische Patienten, die einfach Schwierigkeiten haben, ihr Leben in den Griff zu kriegen.“

Ärztekammer gegen Wahlärzte-Debatte

Die Ärztekammer will auch das Image von Wahlärztinnen und -ärzten aufpolieren. „‚Die Wahlärzte kosten zu viel, die gehören abgeschafft‘ – das ist eine Diskussion, die uns nichts bringt“, sagt Schlögel. „Wir haben Regionen, wo wir ohne Wahlärzte riesige Versorgungslücken hätten.“ Auch in Wien, wo es etwa immer weniger Kinderärzte gibt.

Um der Gesundheitsarmut ihrer Patientinnen und Patienten entgegenzuwirken, brauche es den Ausbau des niederschwelligen Angebots, fordert Badelt. „Ich war letzte Woche wieder beim Hauptbahnhof, wo sehr viel los war. Da denke ich mir, es wäre gut, der Bus würde dort öfter stehen.“