Engerthstraße Ankunftszentrum für Ukrainerinnen und Ukrainer
ORF
ORF
chronik

Hilfsbereitschaft für Flüchtende nimmt ab

Die Spendenbereitschaft für Flüchtlinge aus der Ukraine nimmt laut der privaten Hilfsorganisation Train of Hope wegen der Teuerungen stark ab. Die Zivilgesellschaft sei zu stark gefordert, so die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger. Sie ortet Versäumnisse in der Politik.

Für Migrationsforscherin Judith Kohlenberger ist die momentane Situation aber keine Überraschung. Man habe auch in der Flüchtlingsbewegung 2015 gesehen, „dass der Zivilgesellschaft irgendwann der Hilfs-Atem ausging“. Man würde merken, dass die Zivilgesellschaft teilweise auch in eigene finanzielle Nöte kommen würde. „Und dass sie nicht mehr die Kapazitäten haben, ihr Quartier zur Verfügung zu stellen“, so Kohlenberger gegenüber „Wien heute“.

Helferinnen geht der Atem aus

Genau das passiere aber jetzt in der Flüchtlingsbetreuung der Ukrainerinnen und Ukrainer, sagt Nina Andresen von der Train-of-Hope-Krisenkoordination. Die private Hilfsorganisation Train of Hope bemerke, dass die Spendenbereitschaft nach sechs Monaten nach Kriegsbeginn immer mehr abnehmen würde. Gebraucht werde derzeit dringend Männerkleidung und Tierfutter, damit Train of Hope, die aufkeimende Verzweiflung wieder in Hoffnung verwandeln kann, hieß es.

Die ursprüngliche Erstankunftsstelle in der Engerthstraße im 2. Bezirk hat sich in den letzten Monaten von einem Willkommens-, Beratungs- und Versorgungszentrum immer mehr zu einer Notschlafstelle entwickelt, hieß es von Andresen. Die Ankünfte würden momentan wieder steigen – was fehlt seien aber freiwillige Helferinnen und Helfer.

„Es sind über fünf Monate vergangen und das zehrt an den Kräften. Es wurden sehr viele Aufgaben in der Versorgung der Ukrainerinnen und Ukrainer von der Zivilgesellschaft übernommen. Von Personen, die das neben ihren Vollzeitjobs machen, neben ihren familiären Verpflichtungen“, so Andresen.

Umstände erinnern an 2015

Genau das sei auch schon 2015 geschehen, sieht auch die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger, die an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien zu Fragen der Sozialpolitik und Integration forscht. Es gebe auch keine Unterstützungsstruktur von der Politik: „Wohin wendet man sich als privater Quartiergeber, wenn die vertriebene Person die man zu Hause hat, zum Beispiel traumatisiert ist? Sie sind keine ausgebildeten Flüchtlingshelfer. Es müssen eine Struktur geschaffen werden, wohin die Menschen gehen können, wenn sie nicht mehr privat unterkommen können“, sagte die Wissenschafterin.

Weitere Flüchtlinge bereiten Grund zur Sorge

Laut der private Hilfsorganisation „Train of Hope“ stellt die Flüchtlingswelle aus der Ukraine Hilfeleister vor weitere Problemen. Den privaten Helferinnen und Helfern fehle nach Monaten der freiwilligen Arbeit immer mehr Energie. . Es werden wieder mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Wien erwartet. Die Spendenbereitschaft habe stark abgenommen.

Es müssten bereits jetzt nachhaltige Integrationsangebote geschaffen werden. Bemerkt werden würde, dass immer mehr Personen im Herbst ihr privates Quartier verlieren würden, da sich die Unterkunftsgeberinnen und -geber Sorgen um die Heizkosten machen würden. „Mit dem Wohnkostenzuschuss aus der Grundversorgung geht es sich nicht aus die Wohnungen zu heizen, sagen die Unterkunftgeber. Und dann müssen die Personen vor der Heizsaison ausziehen“, so Kohlenberger.