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chronik

Erstes „Retortenbaby“ Österreichs ist 40

Vor 40 Jahren ist Österreichs erstes „Retortenbaby“ in Wien zur Welt gekommen. 1982 war das noch eine Sensation. Mittlerweile werden jährlich rund 18.000 künstliche Befruchtungen in Österreich durchgeführt – die meisten davon in Wien.

Das AKH-Team um die Pioniere der Reproduktionsmedizin Wilfried Feichtinger und Peter Kemeter war das sechste weltweit, dem diese Sensation 1982 gelungen ist. Das erste Wunschbaby Österreichs, das mittels In-Vitro-Fertilisation (IVF), also im Reagenzglas, gezeugt wurde, heißt Zlatan Jovanovic und wurde am 5. August 1982 geboren. Mittlerweile ist er einer von vielen Menschen, die durch künstliche Befruchtung das Licht der Welt erblickt haben.

Heute werden in Österreich pro Jahr rund 18.000 künstliche Befruchtungen durchgeführt, die meisten in Wien. Österreichweit gibt es 21 Vertragszentren. In Wien das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien (AKH) und sieben private Institute.

40 Jahre „Retortenbaby“

Genau vor 40 Jahren wurde das erste „Retortenbaby“ in Wien im AKH auf die Welt gebracht. Darunter versteht man ein Kind, das mithilfe künstlicher Befruchtung entstanden ist.

Pionier der Reproduktionsmedizin Feichtinger 2021 verstorben

Österreichs In-Vitro-Fertilisationspionier Wilfried Feichtinger ist letztes Jahr im 71. Lebensjahr verstorben. Er galt international als Pionier der Reproduktionsmedizin. Als Zlatan Jovanovic im August 1982 als erstes „Retortenbaby“ Österreichs in Wien das Licht der Welt erblickte, war das für das Team Feichtingers ein großer Erfolg. Es war die erste erfolgreiche künstliche Befruchtung in Österreich und als sechstes medizinisches Team weltweit. Für Tausende Paare mit Kinderwunsch war das ein Hoffnungsschimmer.

Zlatan Jovanovic, Österreichs erstes Retortenbaby, auf einem Archivbild
APA/Christine Richter
Zlatan Jovanovic, Österreichs erstes „Retortenbaby“, auf einem Archivbild

Mitte der 1980er-Jahre entwickelte Feichtinger eine neue, schonende Methode zur ultraschallgezielten Eizellentnahme. Eizellen wurden fortan weltweit nach Feichtingers Methode ultraschallgezielt durch die Scheide entnommen. 1984 gründete Feichtinger das private Wunschbaby Institut Feichtinger in Wien. Das Institut leitet seit 2018 sein Sohn Michael Feichtinger.

Ein Viertel führt zur Schwangerschaft

Von den rund 18.000 In-Vitro-Fertilisationen (IVF) pro Jahr führt – laut der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) – ein Viertel zu einer Schwangerschaft. Die Kosten pro Versuch liegen bei rund 1.000 Euro. Bei mehr als der Hälfte der Kinderwunschpaare, die sich einer Behandlung unterziehen, werden 70 Prozent der Kosten von einem Fond des Bundes übernommen. Nach zwei Wochen wissen die Eltern, ob die Befruchtung erfolgreich war.

Voraussetzung ist, dass bestimmte medizinische Ursachen eine natürliche Zeugung verhindern. Finanzielle Unterstützung bei IVF durch den Fonds des Bundes (30 Prozent Selbstbehalt) wird etwa dann gegeben, wenn es beim Mann Fertilitätsstörungen gibt, oder bei der Frau Eileiterprobleme oder Erkrankungen wie Endometriose. Außerdem dürfen Frauen nicht über 40 Jahre alt sein und Männer nicht über 50, um Anspruch auf diese Förderung zu haben.

Forderung nach Social Freezing für alle jungen Frauen

Aus dem Büro von Dr. Andreas Obruca, Präsident der IVF-Gesellschaft sowie Gründer und ärztlicher Leiter des Kinderwunschzentrum an der Wien, werden zum Jubiläum auch Forderungen laut. Es sollte erlaubt werden, dass auch alleinstehenden Frauen gesetzlich erlaubt wird, ein Kind mittels künstlicher Befruchtung zu bekommen.

Der Arzt fordert auch, dass das Einfrieren von Eizellen, das sogenannte Social Freezing, ermöglicht wird – dass also junge Frauen Eizellen einfrieren lassen können, um später damit schwanger zu werden. Derzeit wäre das nur bei Erkrankung erlaubt.

Zu den Hauptursachen, warum der Kinderwunsch unerfüllt bleibe, hieß von Dr. Obruca gegenüber Radio Wien, dass es bei mehr als der Hälfte der Fälle an einer Einschränkung der Samenqualität der Männern liege.

115 In-Vitro-Fertilisationen für lesbische Paare

Derzeit seien zehn bis 15 Prozent aller Paare ungewollt kinderlos. „Bei einem gesunden jungen Paar liegt die Chance schwanger zu werden bei 22 bis 25 Prozent pro Zyklus“, erklärte Heinz Strohmer, Mitbegründer und Leiter des Kinderwunschzentrums an der Wien. Die sogenannte „trial time“ liege somit bei mehreren Monaten.

Nach zwölf Monaten regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr ohne Eintreten einer Schwangerschaft würde demnach die Definition der World Health Organization „ungewollte Kinderlosigkeit“ vorliegen.

Im Jahr 2021 wurden im Kinderwunschzentrum an der Wien für lesbische Paare 115 Inseminationen mit Samenspender und 68 künstliche In-Vitro-Fertilisationen mit Samenspender durchgeführt, hieß es aus dem Kinderwunschzentrum.

Erstes „Retortenbaby“ der Welt 1978

Der Traum von der Befruchtung außerhalb des Mutterleibes im Reagenzglas existierte bereits in den 1950er Jahren. Mehr als 20 Jahre später war es dann so weit, die am 25. Juli 1978 in Manchester geborene Louise Joy Brown war das erste „Retortenbaby“ der Welt.