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Chronik

Doppelmord: Jugendamt kannte Familie

Nach dem Doppelmord in Wien-Mariahilf fahndet die Polizei weiter nach einem 49-Jährigen. Er soll seine 32-jährige Lebensgefährtin und deren Tochter getötet haben. Das Jugendamt kannte die Familie – es habe keine Hinweise auf Gewalt gegeben.

Es habe Anfang des Jahres eine Meldung aus der Schule der knapp 15-jährigen Tochter gegeben, schilderte Andrea Friemel, Sprecherin Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11). Dabei sei es um altersadäquate Konflikte zwischen Mutter und Tochter gegangen.

„Wir haben die Familie kennengelernt und mit der Tochter gesprochen, mit der Mutter gesprochen, und haben uns dann auch wieder zurückgezogen, weil die Kommunikation sich verbessert hat“, so Friemel. Es habe keinerlei Hinweise auf eine Gefährdung der Kinder oder Gewalt gegeben, weder zwischen den Erwachsenen noch gegenüber den Kindern, betonte die Sprecherin.

Jugendamt prüfte eigene Vorgangsweise

Wenn es Meldungen zu Familien beim Jugendamt gebe, weil sich jemand Sorgen mache, werde ein standardisiertes Abklärungsverfahren mit Vieraugenprinzip eröffnet, erklärte Friemel. Dabei werde unter anderem abgeklärt, ob die Kinder psychisch oder körperlich gefährdet sind.

Doppelmord: Jugendamt kannte Familie

Nach dem Doppelmord in Wien-Mariahilf fahndet die Polizei weiter nach einem 49-Jährigen. Er soll seine 32-jährige Lebensgefährtin und deren Tochter getötet haben. Das Jugendamt kannte die Familie – es habe keine Hinweise auf Gewalt gegeben.

Nach der Bluttat wurde der Fall im Jugendamt nocheinmal untersucht. „Wir haben den Fall natürlich geprüft und geschaut, ob die Vorgehensweise der KollegInnen richtig war. Ja, sie war richtig“, so Friemel. Die Standards seien eingehalten worden: „Gute, fachlich qualifizierte Arbeit ist geleistet worden. Es gab keine Hinweise.“

Buben weiter in Krisenzentrum

Nun kümmert sich das Jugendamt in einem Krisenzentrum um die sieben- und neunjährigen Buben der 32-Jährigen. „Die KollegInnen, SozialpädagogInnen und PsychologInnen versuchen alles Mögliche, um die Kinder zu stabilisieren in dieser schwierigen Situation“, sagte die Sprecherin der MA 11. Es werde zurzeit auch abgeklärt, ob es Verwandte oder Bezugspersonen gibt, die die Kinder aufnehmen könnten.

Laut Obduktion „Angriff gegen den Hals“

Die 32-jährige Frau und ihre knapp 15-jährige Tochter wurden am Donnerstag tot in einer Wohnung in der Mollardgasse in Wien-Mariahilf aufgefunden. Die Auffindungssituation ließ laut Polizei auf ein Verbrechen schließen. Die Leichen lagen im Schlafzimmer, das versperrt war. Laut Obduktion starben die beiden durch einen „Angriff gegen den Hals“, wurden also erdrosselt oder erwürgt.

Eine Ärztin hatte am Donnerstag gegen 17.15 Uhr die Polizei verständigt, da die beiden Söhne der Frau alleine in ihre Ordination gekommen waren. Bei der 32-Jährigen und der 15-Jährigen handelt es sich laut APA-Zählung um die 22. und 23. mutmaßliche Tötung einer Frau in Österreich in diesem Jahr.