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Politik

Rat auf Draht berät ukrainische Flüchtlinge

Um vor allem Kinder, Jugendliche und Familien telefonisch zu unterstützen, bietet Rat auf Draht ab sofort Beratung in russischer und ukrainischer Sprache an. Das Beraterteam wurde erweitert.

Es gehe um akute psychische Entlastung und psychosoziale Beratung von geflüchteten Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen, hieß es am Mittwoch in einem Pressegespräch. Dazu wurden fünf neue Mitarbeiter mit ukrainischem Hintergrund und Vernetzungen in der Community eingestellt.

„Viele Anfragen zum Thema Krieg“

Unmittelbar nach Kriegsbeginn stiegen die Anfragen zu Themen wie Krieg und Terror, so Corinna Harles, psychologische Leiterin der Rat-auf-Draht-Elternseite. „Auch Kinder und Jugendliche stellten über die telefonische Notfallnummer viele Anfragen zum Thema Krieg“, ergänzte Beraterin Christine Piriwe.

Christine Piriwe (Sozialpädagogin und Beraterin bei der Rat auf Draht Notrufnummer 147 für Kinder und Jugendliche), Corinna Harles (Klinische und Gesundheitspsychologin, psychologische Leiterin der Rat auf Draht Elternseite (elternseite.at)), Alisa Borysova (Beraterin im Chatberater*innen Team bei Rat auf Draht 147)
Rat auf Draht
Christine Piriwe (Beraterin), Corinna Harles (Leiterin der Rat-auf-Draht-Elternseite), Alisa Borysowa (Chatberaterin)

Daraus entstand die Idee, das österreichische Beratungsangebot speziell für vom Krieg Betroffene zu erweitern. Dazu wurden insgesamt fünf eigens ausgebildete Ukraine-Beraterinnen und -Berater mit psychologischer Ausbildung eingestellt, zwei davon speziell für die Elternseite.

Rat auf Draht: Hilfe für ukrainische Flüchtlinge

Um vor allem Kinder, Jugendliche und Familien telefonisch zu unterstützen, bietet Rat auf Draht ab sofort Beratung in russischer und ukrainischer Sprache an. Das Beraterteam wurde erweitert. Rund 65.000 Ukrainer sind bereits nach Österreich geflüchtet. Die Hotline „Rat auf Draht“ wird zusammen vom ORF und dem SOS-Kinderdorf finanziert.

Kulturunterschied zum Heimatland

Laut Zahlen des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) sind seit Ausbruch des Krieges rund 77.300 Betroffene nach Österreich geflüchtet, davon 70 Prozent Frauen (Stand: 10. August 2022, 11.00 Uhr). Betroffene Eltern beschäftige vor allem die Frage, wie sie mit ihren Kindern am besten über Krieg sprechen sollen. Auch die Anpassung und Integration in einer völlig neuen Situation beschäftigt Eltern und Kinder.

Rat auf Draht

Telefon: 147, Online: Rat auf Draht und Elternseite

Kinder und Jugendliche suchen Hilfe zu Themen wie Sexualität, Heimweh, psychische Belastung und das Finden neuer Freunde. Betroffen sind ukrainische Flüchtlinge auch vom Kulturunterschied zum Heimatland. Da dort oftmals eine Generation gemeinsam in einem Haus wohnt, seien Kinder und Jugendliche daran gewohnt, rund um die Uhr beide Elternteile und Großeltern zu haben.

Rat auf Draht Büroräumlichkeiten
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Fünf eigens ausgebildete Ukraine-Beraterinnen und -Berater mit psychologischer Ausbildung wurden eingestellt

Geflüchtete Mütter oft überfordert

Im Krieg seien aber vielmals nur Mütter mit ihren Kindern geflüchtet. „Das ist nicht nur für die Kinder sehr schmerzhaft, auch die Mütter fühlen sich dadurch natürlich überfordert“, so Harles. Der Chat in Echtzeit wird besonders gern von Jugendlichen in Anspruch genommen. „Es ist einfacher für Betroffene, da die Hemmschwelle niedriger ist“, sagte Piriwe. Zusätzlich gibt es weiterhin die klassische Telefonberatung unter der Rufnummer 147 und Onlineberatung mit oder ohne Videochat.