Es gehe um akute psychische Entlastung und psychosoziale Beratung von geflüchteten Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen, hieß es am Mittwoch in einem Pressegespräch. Dazu wurden fünf neue Mitarbeiter mit ukrainischem Hintergrund und Vernetzungen in der Community eingestellt.
„Viele Anfragen zum Thema Krieg“
Unmittelbar nach Kriegsbeginn stiegen die Anfragen zu Themen wie Krieg und Terror, so Corinna Harles, psychologische Leiterin der Rat-auf-Draht-Elternseite. „Auch Kinder und Jugendliche stellten über die telefonische Notfallnummer viele Anfragen zum Thema Krieg“, ergänzte Beraterin Christine Piriwe.

Daraus entstand die Idee, das österreichische Beratungsangebot speziell für vom Krieg Betroffene zu erweitern. Dazu wurden insgesamt fünf eigens ausgebildete Ukraine-Beraterinnen und -Berater mit psychologischer Ausbildung eingestellt, zwei davon speziell für die Elternseite.
Rat auf Draht: Hilfe für ukrainische Flüchtlinge
Um vor allem Kinder, Jugendliche und Familien telefonisch zu unterstützen, bietet Rat auf Draht ab sofort Beratung in russischer und ukrainischer Sprache an. Das Beraterteam wurde erweitert. Rund 65.000 Ukrainer sind bereits nach Österreich geflüchtet. Die Hotline „Rat auf Draht“ wird zusammen vom ORF und dem SOS-Kinderdorf finanziert.
Kulturunterschied zum Heimatland
Laut Zahlen des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) sind seit Ausbruch des Krieges rund 77.300 Betroffene nach Österreich geflüchtet, davon 70 Prozent Frauen (Stand: 10. August 2022, 11.00 Uhr). Betroffene Eltern beschäftige vor allem die Frage, wie sie mit ihren Kindern am besten über Krieg sprechen sollen. Auch die Anpassung und Integration in einer völlig neuen Situation beschäftigt Eltern und Kinder.
Rat auf Draht
Telefon: 147, Online: Rat auf Draht und Elternseite
Kinder und Jugendliche suchen Hilfe zu Themen wie Sexualität, Heimweh, psychische Belastung und das Finden neuer Freunde. Betroffen sind ukrainische Flüchtlinge auch vom Kulturunterschied zum Heimatland. Da dort oftmals eine Generation gemeinsam in einem Haus wohnt, seien Kinder und Jugendliche daran gewohnt, rund um die Uhr beide Elternteile und Großeltern zu haben.

Geflüchtete Mütter oft überfordert
Im Krieg seien aber vielmals nur Mütter mit ihren Kindern geflüchtet. „Das ist nicht nur für die Kinder sehr schmerzhaft, auch die Mütter fühlen sich dadurch natürlich überfordert“, so Harles. Der Chat in Echtzeit wird besonders gern von Jugendlichen in Anspruch genommen. „Es ist einfacher für Betroffene, da die Hemmschwelle niedriger ist“, sagte Piriwe. Zusätzlich gibt es weiterhin die klassische Telefonberatung unter der Rufnummer 147 und Onlineberatung mit oder ohne Videochat.