Türkische Privatklinik wirbt in Wien um Kunden. Im Bild: Info-Broschürefür Haartransplantation
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Medizintourismus in die Türkei boomt

Der Medizintourismus ist auch in Wien angekommen. Immer mehr Männer reisen für eine Haartransplantation in die Türkei. In Wien hat eine türkische Privatklinik sogar ein Infobüro eröffnet. Kritik kommt von heimischen Medizinerinnen und Medizinern.

Seit März hat die türkische Privatklinik Acibadem das Büro in der Zieglergasse, wo medizinische Eingriffe für Wienerinnen und Wiener organisiert werden und die Reise vermittelt wird. „Die meisten Patientinnen und Patienten aus Österreich reisen in die Türkei für ästhetische Operationen, etwa Haartransplantationen. Angeboten werden aber auch etwa Augenlaseroperationen und Zahnbehandlungen“, sagte Cem Üstündag von Acibadem Wien.

In Wien wird davor der Kontakt zu den Chirurginnen und Chirurgen hergestellt und der Eingriff geplant. Pro Monat betreut das Büro rund 50 Kundinnen und Kunden. Einer ist Florian Huber, der sich die Augen hat lasern lassen und jetzt keine Brille mehr braucht. „Da gibt es zwei Gründe: Das Preis-Leistungs-Verhältnis und ein befreundeter Augenarzt hat mir auch die Türkei empfohlen, weil er hat gemeint, wenn ich mir irgendwo außerhalb Österreichs die Augen lasern möchte, dann soll ich das in der Türkei machen“, so Huber gegenüber „Wien heute“.

Türkische Privatklinik wirbt in Wien um Kundinnen und Kunden

Die Türkei gilt als Mekka für Haartransplantationen. Ästhetische Eingriffe boomen und somit auch der Medizin- und Gesundheitstourismus. Die Bereitschaft dafür ist auch in Wien gegeben, weshalb im März eine türkische Privatklinik ein Infobüro eröffnet hat, das Patientinnen und Patienten berät und vermittelt.

Komplikationen landen in heimischen Spitälern

In Wien kostet die Operation rund 5.000 Euro. In der Türkei liegt der Eingriff zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Die medizinische Kompetenz der Ärztinnen und Ärzte im Ausland zweifelt der heimische plastische Chirurg Rupert Koller von der Klinik Ottakring keinesfalls an. Kritik übt er dennoch.

„Wir spüren das insofern, dass wir in den letzten Wochen und Monaten einen Zustrom von Patientinnen und Patienten sehen, die konkret in der Türkei oder Aserbaidschan oder halt Nichtnachbarländern operiert werden, und dann mit Komplikationen zurückkommen. Und diese müssen dann in den öffentlichen Krankenhäusern behandelt werden“, sagte der Abteilungsleiter der Plastischen Chirurgie in der Klinik Ottakring. Als Beispiel nennt er vermehrt Probleme nach Brustoperationen.

„Haben auch strengere Auflagen“

„Wir haben auch strengere Auflagen und müssen strenge Kriterien der Ausstattung eines Operationssaales mittlerweile erfüllen, die vielleicht in anderen Ländern nicht so streng und billiger sind“, erklärt Koller auch die Preisunterschiede für Eingriffe. Nachsatz: „Es kostet auch ein Beefsteak in Österreich mehr als in der Türkei.“

In Sachen Haartransplantationen will man bei Acibadem beruhigen. Der Eingriff sei harmlos, die Expertise laut dem türkischen Anbieter dafür umso größer: „Schon alleine wegen der Anzahl der Fälle, die durchgeführt werden. Die Ärzte machen das dort wirklich seit mehr als 20 Jahren und erneuern immer wieder die Technologie dafür“, so Cem Üstündag von Acibadem Wien.