Niki Popper, Laptop, Hassmails
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Coronavirus

Popper: Politik muss Teststrategie festlegen

Die Entwicklung der CoV-Infektionen ist derzeit nicht prognostizierbar. Dafür sind die Testzahlen zu niedrig. Um für den weiteren Verlauf der Pandemie vorbereitet zu sein, muss die Politik sich jetzt auf eine Teststrategie festlegen, fordert Simulationsforscher Niki Popper.

An der Zahl der täglichen Neuinfektionen orientieren sich Politikerinnen und Politiker sowie Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Dabei wird entschieden, wie viele Spitalsbetten für CoV-Patientinnen und -Patienten freigehalten werden müssen oder welche Maßnahmen notwendig sind, um eine große Ausbreitung in der Bevölkerung zu verhindern.

In den vergangenen zwei Jahren waren Massentests das Mittel der Wahl, sagt Simulationsforscher Popper von der Technischen Universität (TU) Wien: „Das ist der Ansatz: Wir schauen uns an, was passiert in der Bevölkerung, wo breitet sich das Virus aus. Das hat den Vorteil, dass man in so einer Ausnahmesituation sehr schnell erkennen kann, gibt es regionale Ausbrüche. Das war, glaube ich, sehr wichtig in den Hochphasen.“

Fokus auf die Symptomatischen

Doch seit die Bundesregierung die Zahl der monatlichen Tests limitiert hat, wird kaum getestet. Die vorhandenen Zahlen sind nicht aussagekräftig genug. Das Prognosekonsortium erstellt deshalb seit drei Wochen keine Prognose der Neuinfektionen mehr. Das CoV-Monitoring sollte auf neue Beine gestellt werden, fordern Fachleute in ganz Europa.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC schlägt vor: „Schauen wir uns doch konsequent und professionell an, welche Menschen Symptome haben. Also das heißt, wer geht zum Arzt, wer geht ins Krankenhaus. Dazu gibt es zusätzlich Abwasseranalysen und Sequenzierung. Und davon können wir ein sehr gutes Bild davon haben, welche Menschen krank sind“, erklärt Popper.

Überall gleiche Teststrategie

Wenn man weiterhin symptomlose – sprich meist gesunde – Menschen testen möchte, könnte man sich auch auf einen repräsentativen Querschnitt von ein paar tausend Personen konzentrieren, die einmal die Woche einen PCR-Test abgeben müssen, sagt Popper.

Sendungshinweis

„Wien heute“, 14. August, 19.00 Uhr, ORF2

Doch zuerst stellt sich die Frage: „Was wollen wir erreichen? Wollen wir die kranken Menschen detektieren oder wollen wir die Ausbreitung detektieren? Wenn wir das haben, dann können wir das entscheiden. Und das muss man jetzt umsetzen, nicht erst im Oktober. Denn diese Problematik hatten wir schon mehrfach.“ Die Entscheidung, so Popper, müsse auf jeden Fall im Einvernehmen aller Beteiligten – Bund und Länder – passieren und einheitlich umgesetzt werden, sonst fehle die Akzeptanz in der Bevölkerung.