Ein Wienerwaldbach
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Umwelt & Klima

„Testbach“ soll an Oberfläche kommen

Wiens Bäche fließen derzeit größtenteils in Kanälen. In Zeiten extremer Hitze wegen des Klimawandels könnte man die Bäche jetzt zur Abkühlung nützen. Ein Forschungsprojekt untersucht diese Möglichkeit und will sie mit einem „Testbach“ in Ottakring in der Praxis erproben.

Zwischen Jugendzentrum, Kirche Alt-Ottakring und Heurigen könnte bald ein Bach fließen. Dort soll nämlich eine erste Teststrecke des Projekts ProBach realisiert werden – auf 30 bis 40 Metern findet sich dann Wasser statt Asphalt. „Wir untersuchen vor dem Hintergrund des Klimawandels und der urbanen Überhitzung, welche Potenziale es gibt, ehemalige Fließgewässer als neue Erholungsräume oder auch nur als blau-grüne Klimawandelanpassung zu nutzen“, erklärt Magdalena Holzer vom Klimaforschungsinstitut Weatherpark.

Bäume wässern mit Bachwasser

Blau-grün, denn zum Wasser gehören auch Bäume. „Wenn man sich das aus stadtklimatologischer Sicht anschaut, dann ist vom Wasser allein kein großer Kühlungseffekt zu erwarten“, sagt Holzer. Untersucht werden soll eben, welche Bäche wie für die Abkühlung genützt werden können – und welche Begleitmaßnahmen notwendig sind. Mit einer Freilegung von Bächen könnte man auch positive Nebeneffekte erreichen, ist sich Holzer sicher: Das Bachwasser kann man zur Bewässerung von Bäumen nutzen. Bisher wird dafür meistens Trinkwasser eingesetzt.

Eine Skizze zeigt den geplanten Testbach in Ottakring
ProBach
So stellen sich die Projektmitglieder die Teststrecke in Ottakring vor

Das Unternehmen Weatherpark ist Teil des Forschungsprojekts, an dem auch das Institute of Building Research & Innovation und die Universität für Bodenkultur teilnehmen. Das Projekt läuft bereits seit vergangenem Jahr und wird vom Klima- und Energiefonds gefördert. In einem ersten Schritt hat man das Potenzial der bestehenden, aber kanalisierten Bäche identifiziert.

Hohes Potenzial auch bei Alserbach

Ein hohes Potenzial für die Nutzung hat man beim Alserbach gesehen, weil dieser viel Wasser führt. Einige Bäche sind ausgeschieden, „weil sie über das Jahr gesehen nicht genug Wasser führen“, sagt Holzer. Beim Ottakringerbach sticht der mikroklimatische Faktor hervor: Entlang des früheren Bachlaufs ist ein hoher Abkühlungsbedarf vorhanden, das zeigt auch die Klimaanalysekarte der Stadt.

Bis die Teststrecke in Ottakring startet, soll es noch dauern. Ein genaues Datum will man vorerst nicht kommunizieren, vor Projektende 2024 soll es aber stattfinden. Man befindet sich derzeit in Verhandlungen mit verschiedenen Stakeholdern wie der Stadt. „Wir wollen diese Teststecke auch nutzen, um uns anzuschauen, wie hoch ist der Wartungsaufwand“, erklärt Holzer.

Ein Parkplatz vor dem Jugendzentrum Ottakring
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Der Parkplatz vor dem Jugendzentrum soll zum Bach umgestaltet werden

Wohl nur abschnittsweise Reaktivierung

Außerdem soll der Minibach die Bevölkerung auf das Thema aufmerksam machen. Das Projekt erfolgt übrigens nicht im Auftrag der Stadt Wien, sondern ist vom Klima- und Energiefonds gefördert. Sollte das Projekt umgesetzt werden, gilt beim Projektteam die Vorstellung: je größer, desto besser. Doch es sei klar, so Holzer, dass eine Wiederherstellung auf der ganzen Strecke nicht realistisch ist. Deshalb habe man die Anträge schon so formuliert, dass von einer abschnittsweisen Wiederherstellung gesprochen wird.