WISSENSCHAFT

Fischsterben: Uni Wien weist Algengift nach

Nach dem Fischsterben im deutsch-polnischen Grenzfluss Oder ist an der Universität Wien in Proben des Flusswassers das Algengift einer Brackwasserart bestätigt worden.

Die giftige Brackwasseralge wurde bereits zuvor identifiziert. Der Nachweis des zugehörigen Giftes gelang nun am Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie, teilte die Universität am Freitagnachmittag in einer Aussendung mit. Eine natürliche Ursache für die Massenentwicklung der Algen sei unwahrscheinlich.

Die Algenart Prymnesium parvum komme auf den betroffenen Oder-Abschnitten unter natürlichen Bedingungen nicht massenhaft vor, wurde betont. Für Massenaufkommen ist sie in diesem Bereich auf Salzgehalte angewiesen, die nur durch industrielle Einleitungen entstehen können. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hatte die giftige Brackwasseralge in allen Proben der vergangenen Tage aus der mittleren Oder nachgewiesen und mikroskopisch identifiziert, die Bestätigung des Giftes war aber noch ausständig gewesen.

Hohe Giftkonzentration wahrscheinlich

„Wir konnten eine Unterart des Algengiftes, der sogenannten Prymnesine, zweifelsfrei und tatsächlich in signifikanten Mengen in Oder-Proben von verschiedenen Standorten nachweisen“, erläuterte Elisabeth Varga von der Universität Wien, die die Analysen dort am Massenspektrometriezentrum durchgeführt hat.

„Wenn diese spezifische Algenart in sehr großen Mengen vorliegt, wie das in den Oder-Proben der Fall ist, muss auch von sehr hoher Giftkonzentration ausgegangen werden. Da alle Proben bereits im fortgeschrittenen Stadium der Algenblüte gezogen wurden, ist von einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Sterben von Fischen und Weichtieren auszugehen“, betonte die Wissenschaftlerin.

Zur Toxizität von Prymnesinen gebe es grundsätzlich noch Forschungsbedarf, es sei noch nicht abschließend geklärt, welche weiteren Organismengruppen über Fische und Weichtiere hinaus betroffen sein könnten. Das gelte auch für potenzielle Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Die exakte Mengenbestimmung aus den Biomasseproben der Alge selbst und der gezogenen Wasserproben lief noch, sie ist technisch und zeitlich aufwendiger.

Rascher Kontakt zu Behörden in Deutschland

„Prymnesinen sind sehr spezifische organische Verbindungen, soweit bekannt mit bis zu 107 Kohlenstoffatomen. Grundsätzlich sind diese mit modernen Massenspektrometern messbar, werden aber in der Praxis nur in wenigen Laboren in Europa analysiert, auch weil nicht danach gesucht wird“, erklärte Stephanie Spahr, Leiterin der IGB-Arbeitsgruppe Organische Schadstoffe.

„Wir treten jetzt auch sofort mit den zuständigen Behörden in Kontakt, damit die Forschungsergebnisse in neue Messkampagnen und -programme integriert werden können“, betonte IGB-Wissenschaftler Tobias Goldhammer, Leiter der Arbeitsgruppe Nährstoffkreisläufe und chemische Analytik. So könne die weitere Entwicklung an der Oder besser verfolgt werden.