Protestcamp Anfanggasse
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Chronik

Stadtstraße: Polizei besuchte Protestcamp

Die Räumung eines Camps von Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die gegen die Errichtung der Stadtstraße in der Donaustadt protestieren, scheint näher zu rücken. Am Montag sollen Beamte der Stadt und Polizei den Besetzenden einen Besuch abgestattet haben.

Die Aktivistinnen und Aktivisten von „LobauBleibt“ bzw. Fridays For Future übten in diesem Zusammenhang heftige Kritik an der Stadt. Vertreterinnen und Vertreter der Landespolizeidirektion und des Magistrats hätten „versucht, das angemeldete Lobau-Protestcamp in der Anfanggasse in der Donaustadt mit sofortiger Wirkung aufzulösen“. Die Umweltschützer kündigten an: „‚LobauBleibt‘ konnte die versammlungsrechtswidrige Auflösung verhindern und setzt den Protest gegen das Verkehrsproblem Stadtautobahn fort.“

Camp würde „Baumpflege“ behindern

„Michael Ludwig hat offensichtlich begriffen, dass er unseren Protest weder mit Klagsdrohungen noch mit zwei Räumungen beenden konnte. Jetzt schickt er die Polizei vor, um unseren Widerstand zu beenden und mit der Stadtautobahn den Weg in die Klimakatastrophe zu betonieren“, kritisierte Anna Kontriner von „LobauBleibt“ den SPÖ-Bürgermeister. „Vorwand für den Räumungsversuch durch die Polizei waren Baumpflegemaßnahmen“, hieß es in der „LobauBleibt“-Aussendung. Die Polizei hatte dementiert, dass es sich um eine Räumung handle.

„Dass unser Protestcamp die Baumpflege behindern würde, ist absurd. Wir haben ein gutes Einvernehmen mit den Wiener Stadtgärten und räumen für die Baumpflege benötigte Flächen natürlich sofort frei. Daher liegt die Annahme nah, dass die Baumpflegemaßnahmen als Vorwand genutzt wurden, um den Protest zu beenden und dass noch weitere Vorwände folgen. Wir fürchten, dass das heute nicht der letzte unangekündigte Besuch der Versammlungsbehörde war“, sagte die langjährige Lobau-Aktivistin Jutta Matysek.

Weiteres Kampieren für Stadt „nicht tragbar“

Die Stadt Wien wies die Kritik zurück. Jüngste Evaluation der Situation des Protestcamps in der Anfanggasse, „das sich auf einer öffentlichen Erholungsfläche befindet“, hätten ergeben, dass die Auswirkungen des monatelangen Kampierens „nicht weiter tragbar sind“.

„So ist die hygienische Situation vor Ort problematisch, da sie mittlerweile zu einer Rattenplage geführt hat. Aufgrund dessen, aber auch wegen anderer Vorkommnisse (z.B. Grillen trotz Grillverbots) sind die Sicherheitsbedenken zu groß geworden. Zudem kann etwa der Baumbestand seit geraumer Zeit nicht mehr kontrolliert und gepflegt werden“, hieß es in einem Statement der MA 42. Im Sinne der Anrainerinnen und Anrainer solle die „besetzte öffentliche Fläche wieder in ihren Ursprungszustand zurückgeführt werden“.