Bäume vor dem ehemaligen Orthopädischen Spital
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Chronik

Gersthof: Bäume sollen Turnhalle weichen

Das ehemalige Orthopädische Spital Gersthof in Hernals wird zu einer Schule umgebaut. Dabei sollen 67 Bäume am umliegenden Parkareal gefällt werden – das hat einen Aufschrei unter Baumschützerinnen und Baumschützern ausgelöst.

Aus dem ehemaligen Spital Gersthof wird eine Schule samt Turnsaal und kleinerem Bewegungsraum im zugehörigen Park. 29 Bäume müssen dafür voraussichtlich gefällt werden, weitere 38 sollen aufgrund von beispielsweise Gesundheitsbedenken verschwinden. Helmut Bednar von der Initiative Baumschutz Hernals fordert die Offenlegung der Fällungsgründe sowie eine Begehung des Parks durch weitere Expertinnen und Experten.

Der Initiative Baumschutz Hernals zufolge seien die Gutachter Anfang Juli vor Ort gewesen um das Gutachten zu erstellen. Darauf folgte die Begehung mit dem Stadtgartenamt, deren Anmerkungen ebenfalls in das Gutachten einzuarbeiten sind. Das Gutachten zum Gesundheitszustand der zu fällenden Bäume befinde sich jedoch noch in Begutachtung, so der Hernalser Bezirksvorsteher, Peter Jagsch.

Bäume vor dem ehemaligen Orthopädischen Spital
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Zahlreiche Bäume müssen offenbar gefällt werden

Gutachten dauern in Überarbeitung

Der von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Bauherr beauftragte Sachverständige Martin Steinbauer von der Arbeitsgruppe Baum bestätigt, dass Gutachten bis zu sechs Monate in der Überarbeitung brauchen. Sie müssen das Baumschutzreferat, das Wiener Stadtgartenamt und schlussendlich das Bezirksamt durchlaufen. „Man muss die Sache im Gesamten sehen. Wir sind hier leider nicht in Naturschutzgebiet“, sagt Steinbauer. „Wir haben hier viele städtebauliche Funktionen, ein öffentliches Interesse eine Schule abzubilden. Daher ist es notwendig, in diesen Bestand ein bisschen einzugreifen.“

Bezirksvorsteher Jagsch bekomme vom Stadtgartenamt fertige, schlüssige Unterlagen, zu denen er maximal eine gut begründete Stellungnahme abgeben könne. Er sieht keine Möglichkeit für den Erhalt der Bäume. „Eine Schule ohne Turnsaal macht keinen Sinn“, sagt Jagsch. Er verstehe die Kritik an der Baumfällung, wünsche sich jedoch eine sachlichere Diskussion.

Die baumschonendste Variante

Auf dem Gelände stehen derzeit noch alle 219 Bäume. Als Ersatz für die 67 zur Fällung beantragten Bäume sollen rund 70 Jungbäume gepflanzt werden. Bis diese die gefällten Bäume in ihrer Umweltleistung ersetzen, kann es aber Jahrzehnte dauern. Edith Klesl-Tauchner, Leiterin des Unternehmensbereich Schulen bei der BIG, zufolge sei der aktuelle Plan trotzdem die baumschonendste Variante.

Das Spitalsgebäude steht unter Denkmalschutz, während im Park ein Ensembleschutz gilt. Alle Tätigkeiten seien im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben und mit dem Bundesdenkmalamt abgesprochen, so Klesl-Tauchner. Bei den Turnhallen würden Photovoltaikanlagen errichtet, das Dach erhält eine Begrünung. Es handle sich um einen Holzriegelbau mit Lerchenfassadelege, sagt Klesl-Tauchner.

Von Spital zu Campus-Schulform

Die BIG bemühe sich, eine Campus-Schulform zu errichten und den Außenraum miteinzubinden, sagt Klesl-Tauchner. Man habe sich für eine Turnhalle von 400 Quadratmetern Fläche und einem kleineren Bewegungsraum sowie einer Laufstrecke im Freien entschieden, um viele Formen der Bewegung zu ermöglichen.

Bäume vor dem ehemaligen Orthopädischen Spital
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Das ehemalige Spital wird eine Schule

Das Hauptgebäude sowie das Verwaltungsgebäude sei saniert worden. Das Kellergeschoss wird zu einem Gartengeschoss mit Ausgang ins Freie umfunktioniert. Hier soll beispielsweise Nachmittagsbetreuung Platz finden. Der derzeit asphaltierte Vorplatz würde zudem entziegelt und mit einer durchlässigen Pflasterung versehen.

Beginn der Arbeiten ist kommenden Herbst, voraussichtliches Ende im ersten Quartal 2024. Zunächst wird es von der zu sanierenden AHS Klostergasse als Ausweichquartier genutzt – welche Schulform das Gebäude nach der AHS Klostergasse beziehen soll, ist noch ungewiss.