POLITIK

Hacker: Spitäler in „angespannter“ Lage

1.830 Stellen in Wiener Spitälern sind unbesetzt, die FPÖ hat einen Sondergemeinderat zur Lage einberufen. Gesundheits-Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) sieht die Lage „angespannt“ und will Geld umschichten.

„Dramatisch ist das falsche Wort, weil wir eine professionelle Hochleistungsorganisation haben. Aber es ist angespannt, man kann nicht permanent darüber hinwegsehen und ich erwarte mir, dass jetzt endlich Bewegung hineinkommt. Der niedergelassene Bereich verschiebt permanent alle Patienten in den Spitalssektor“, erklärte Hacker am Montag gegenüber Radio Wien.

Bei den kommenden Finanzausgleichsverhandlungen soll das thematisiert werden, und zwar durchaus mit Vehemenz. Der niedergelassene Bereich koste zu viel oder umgekehrt leiste zu wenig, meint Hacker: „Wer 60 Prozent der Sozialversicherungsmittel bekommt, muss auch 60 Prozent der Leistungen erbringen. Das ist derzeit dramatisch nicht der Fall.“

Spitäler in "angespannter“ Lage

1.830 Stellen in Wiener Spitälern sind unbesetzt, die FPÖ hat einen Sondergemeinderat zur Lage einberufen. Gesundheits-Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) sieht die Lage "angespannt“ und will Geld umschichten.

Verschiebungen bei Patienten aus Bundesländern

Die derzeit nicht besetzten Jobs in den Spitälern seien angesichts der Größe des Gesundheitsverbundes bewältigbar. „Dass es bei etwa 30.000 Mitarbeitern Fluktuation gibt und ständig Jobs nicht besetzt sind, ist rein rechnerisch nicht überraschend“, so Hacker, „das Problem ist nicht eines des Spitalsträgers, sondern in ganz Österreich eine Frage der Finanzierung des Gesundheitssystems.“

Verschiebungen könnte es laut Hacker bei Patienten aus anderen Bundesländern geben. „Wir werden nicht alle Nicht-Wienerinnen und Nicht-Wiener ohne weitere Probleme in den Wiener Spitälern behandeln können.“

Gesundheitsverbund versucht zu beruhigen

Der Wiener Gesundheitsverbund (WiGeV) versuchte unterdessen Aufklärung zu leisten. Nicht zuletzt auch, um festzustellen, dass die „Gesundheitsversorgung nicht leidet“, wie dessen Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb unterstrich. Rund 50-mal jährlich gibt es sogenannte Gefährdungsanzeigen. „Es geht hier um die rechtliche Absicherung des Personals“, ergänzte younion-Gewerkschafter Edgar Martin.

Oft – und so auch in den Kliniken Favoriten und zuletzt Ottakring – ist es der Personalmangel, der hinter einer solchen Anzeige steht. „Dieses Instrument wurde im Jahr 2000 eingeführt, seither kam es immer wieder zu derartigen Meldungen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Hauptgruppe II, die rund 30.000 Mitglieder im Wiener Gesundheitsverbund vertritt. Eine Gefährdungsanzeige soll keine Sammlung bereits eingetretener Schäden sein, so Martin, denn „was wir nicht wollen ist, dass Patienten zu Schaden kommen“ – es handle sich hier um eine präventive Maßnahme.

Pflege auf andere Bereiche verteilt

Was den aktuellen Fall in Ottakring betrifft, der am vergangenen Freitag durch die „Kronen Zeitung“ publik gemacht wurde – Mitarbeiter der Urologie hatten die Gefährdungsanzeige verfasst – so sagte Kölldorfer-Leitgeb dazu, es sei richtig, dass „wir in der Klinik Ottakring eine Station, jedoch nicht eine Abteilung, gesperrt haben“. Die Abteilung für Unfallchirurgie besteht aus drei Stationen, eine davon ist gesperrt, die anderen beiden weiterhin im Betrieb. Dies sei geschehen, „um die Pflege auf andere Bereiche zu konzentrieren“.

Nicht zuletzt bedeute eine Anzahl an gesperrten Betten in einer Klinik nicht, dass insgesamt keine Betten mehr zu belegen sind, erklärte die Generaldirektorin. „Es gibt Momente, bei denen es aufgrund sinkender Personalressourcen sofortige Maßnahmen braucht“, ergänzte Gewerkschafter Martin – es mache keinen Sinn, bei fehlendem Personal die Bettenzahl aufrecht zu erhalten.

Fachkräftemangel löst Probleme aus

Übergeordneter Auslöser hinter allem ist der Fachkräftemangel, den gebe es nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich, in ganz Europa. Beim Wiener Gesundheitsverbund äußert sich dieser folgendermaßen: Von 28.150 Stellen sind aktuell 1.830 nicht besetzt. Das sind rund sieben Prozent, was nicht wirklich schlecht sei, sagte die Generaldirektorin. „In der Praxis ist es so, dass sich das Fehlen auf einzelne Abteilungen und Stationen konzentriert. Also checken wir, wo Fluktuation vorkommt und warum“, sagte Kölldorfer-Leitgeb.

Dies geschehe etwa im Bereich der Unfallchirurgie, wo man versuche, die Arbeitsbedingungen und Betriebsklima zu analysieren. Die Pandemie hat ihren negativen Beitrag in den vergangenen zwei Jahren geleistet und die Fluktuation noch erhöht – am größten Sektor, der Pflege, waren auch die Auswirkungen am deutlichsten.

Mehr Ausbildungsplätze in der Pflege

„Wir haben uns als Unternehmensspitze geeinigt, dass wir die interne Mobilität fördern wollen“, so wurde eine interne Jobbörse gebildet, „wo man konkret auf Leute zugeht, die bereits gekündigt haben“, um sie so eventuell an anderer Stelle wiederzugewinnen. Und als eine Antwort auf die demografische Entwicklung habe man bei der größte Berufsgruppe „Pflege“ bereits vor einigen Jahren die Ausbildungsplätze massiv aufgestockt, dies werde sich bis 2024 massiv auswirken, nachdem bis dahin gemeinsam mit dem FSW und dem FH Campus die Anzahl der Ausbildungsplätze im Bereich Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz bis dahin auf über 4.100 erhöht wird, aktuell sind es noch 2.390.