Seit dem Nachmittag war das Aufräumen im Protestcamp in vollem Gange: Zelte wurden abgebaut, Schlafsäcke und Matten eingerollt, Gasflaschen verladen – nach einem Jahr Camp-Gemeinschaft ist nun auch das Basiscamp der Aktivistinnen und Aktivisten Geschichte. „Ich denke, es wird weitergehen. Für die Umweltbewegung in Wien und in Österreich und am ganzen Planeten“, so eine Aktivistin im „Wien heute“-Interview. „Denn so, wie wir bisher agieren, wird sich die Katastrophe nicht abwenden lassen“, ergänzt ein anderer.
Demonstration vor Donaustädter SPÖ
Weitere Demonstrationen wurden angekündigt: So protestierten die Aktivistinnen und Aktivisten gleich im Anschluss an den Abbau des Camps vor der Parteizentrale der SPÖ Donaustadt auf dem Kagraner Platz. „Wir ziehen heute Richtung Kagraner Platz, zur Parteizentrale der SPÖ Donaustadt“ betonte Lena Schilling, Sprecherin von „LobauBleibt“. „Ludwig (Bürgermeister Michael, Anm.), Sima (Verkehrsstadträtin Ulli, Anm.) und Nevrivy (Donaustadts Bezirksvorsteher Ernst, alle SPÖ, Anm.) sollen wissen: Kein fossiles Projekt ist vor unserem Protest sicher.“
Kritik an hygienischer Situation und Rattenplage
Zuletzt gab es erneut harsche Kritik von der Stadt an dem Camp: Die Bäume auf dem Areal müssten dringend geschnitten werden, und die hygienische Situation sei problematisch, hieß es. Trotz Grillverbots werde gegrillt, dazu kämen Anrainerbeschwerden über eine angebliche Rattenplage. „Alles nur Vorwände, um uns loszuwerden“, sagen die Aktivistinnen und Aktivisten.
Stadtstraße: Aktivisten räumen letztes Camp
Nach einem Jahr Baustellenbesetzung und Protest gegen Lobautunnel und Stadtstraße haben am Montag die Klimaaktivistinnen und -aktivisten ihr letztes Camp in Hirschstetten freiwillig geräumt. Allerdings wollen sie ihren Protest andernorts fortsetzen.
„Wir sind ja nicht hierher gekommen, um uns mit der Versammlungsbehörde um einen Kundgebungsort zu streiten. Sondern wir sind hergekommen, um die Bauarbeiten zu stören, die hier ein Millionengrab schaufeln – mitten in der Energiekrise“, so Lucia Steinwender, Sprecherin von „LobauBleibt“. Insgesamt drei Camps hatten die Umweltschützer gegen das Straßenprojekt errichtet, Hunderte Menschen haben ihren Protest unterstützt. Im Laufe des Jahres wurden zwei Camps mit Polizeigewalt geräumt. Das letzte Camp wird nun freiwillig abgebaut.
Protest soll an anderer Stelle fortgesetzt werden
Unmittelbar nebenan wird mit Vollgas an der Stadtstraße, der vierspurigen Verbindung zwischen der Tangente und der Seestadt Aspern, gebaut. Auf der Baustelle möchte man die durch die Besetzungen verlorene Zeit wieder aufholen. Eine Niederlage sehen die Aktivistinnen und Aktivisten dennoch nicht.

„Der Zweck dieses Camps ist die Verhinderung der Lobau-Autobahn. Wir haben mit der Absage im Dezember einen riesigen Sieg errungen. Und diesen Sieg müssen wir eben gegen Michael Ludwig und seine SPÖ Wien verteidigen, weil er eben versucht, hier direkt Fakten zu schaffen und die Lobau-Autobahn durchzuboxen. Und wir werden weiterhin versuchen, das zu verhindern“, so Steinwender.
Am frühen Abend war das Camp in der Anfanggasse so gut wie verschwunden – unter Trommelwirbel zogen die Aktivistinnen und Aktivisten ab, nur die kleinen Blumengärtchen bleiben. „Wir werden uns deshalb von neuen Orten aus mehr denn je dafür einsetzen, dieses Millionengrab zu verhindern. Wir hoffen, Ludwig ist schon gespannt“, sagte Steinwendner.