Einfahrt Tiefgarage
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Chronik

Neuer Markt jetzt mit Tiefgarage

Großer Bahnhof für eine Tiefgarage: Am Neuen Markt in der Innenstadt ist heute eine viergeschoßige Anlage eröffnet worden, die über 364 Pkw-Stellplätze unter der Oberfläche des historischen Platzes verfügt.

Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft wohnten der feierlichen Inbetriebnahme bei. Diese war der Schlusspunkt einer rund zwei Jahrzehnte lang dauernden Debatte und Planungsphase. Auch der Platz selbst wurde neu gestaltet. Schon vor mehr als 20 Jahren wurde überlegt, eine Garage am Neuen Markt zu errichten.

Lange Debatten im Vorfeld

Proteste von Anrainern und Kaufleuten, die um Ruhe und Kundschaft fürchteten, waren die Folge. Verkehrsplaner wiederum warnten vor mehr Autos, der Bezirk – vor allem ÖVP-Vorsteherin Ursula Stenzel – vor einer massiven budgetären Belastung. Zahlreiche Verhandlungsrunden und Gespräche führten schließlich zu einer Einigung. Letztendlich konnte der private Betreiber, die Best in Parking AG, vor mehr als drei Jahren mit dem Bau beginnen.

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Donnerbrunnen
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Der Donnerbrunnen wurde nach einer Restaurierung wieder aufgestellt
Neuer Markt
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Die neue Oberfläche nach der Umgestaltung, im Hintergrund die Kapuzinergruft
Einfahrt Tiefgarage
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Einfahrt in die Parkgarage

Rund 60 Mio. Euro wurden investiert. Die Garage ist über den Albertinaplatz sowie die Tegetthoffstraße zu erreichen. Gegraben wurde bis in eine Tiefe von 14 Meter. Wer einen Stellplatz dort aufsucht, zahlt 2,20 Euro für die erste Stunde – also so viel wie an der Oberfläche. Die Folgestunde kostet 3,50 Euro, das Abendpauschale schlägt mit sechs Euro zu Buche. Anrainerinnen und Anrainer können auch vergünstigte Dauerparkplätze mieten, und zwar zu einem Preis von 189 Euro im Monat.

Platzneugestaltung als „urbanes Wohnzimmer“

Neu gestaltet wurde in Kooperation mit der Stadt auch die Oberfläche des Platzes. Der Chef der Betreiberfirma, Johann Breiteneder, verwies auf die Transformation einer „Verkehrshölle“ hin zu einem „urbanen Wohnzimmer“. Denn an der Oberfläche wurden Stellplätze reduziert. Bäume, Beete, Sprühnebelduschen und eine neuer Belag sollen die Aufenthaltsqualität für Passanten erhöhen. Restauriert wurde auch der zentrale Donnerbrunnen mit seinen prägnanten Bronzefiguren.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) lobte das Bauwerk: „Es ist in der Tat ein beispielgebendes Projekt.“ Die Zusammenarbeit des privaten Betreibers mit der Stadt und den Bezirk wurden als vorbildlich gepriesen. Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck berichtete, dass in einer ersten Umfrage die überwiegende Mehrheit der Kaufleute Zustimmung zur Garage geäußert hätten. Auch Beistand von oben wurde erbeten: Teil des Festakts war auch eine Segnung durch Dompfarrer Toni Faber.

Neuer Markt jetzt mit Tiefgarage

Großer Bahnhof für eine Tiefgarage: Am Neuen Markt in der Innenstadt ist am Dienstag eine vierstöckige Anlage eröffnet worden, die über 364 Pkw-Stellplätze unter der Oberfläche des historischen Platzes verfügt.

Mittelalterlicher Handelsplatz

Der Neue Markt zählt zu den vier ältesten Handelsstandorten in der Stadt. Sein Werdegang lässt sich zusammen mit jener des Hohen Marktes, der Freyung und von Am Hof bis in die Babenbergerzeit Mitte des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen. Berühmt ist der Neue Markt vor allem wegen des von Georg Raphael Donner zwischen 1737 und 1739 errichteten Providentia-Brunnens. Die aus Blei gegossenen originalen Brunnenfiguren wurden jedoch ausgetauscht. Im Jahr 1921 wurden sie durch witterungsbeständige Bronzekopien ersetzt. Die Originale können seitdem im Barockmuseum der Österreichischen Galerie Belvedere bewundert werden.

Der Platz selbst war im Mittelalter Umschlagplatz für Grünwaren und Fleisch, entwickelte sich aber bald zum Handelsplatz für Getreide, Mehl und Hülsenfrüchte. Schon 1345 wurde eine „melgroube“ erwähnt, und noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der größte Teil der Marktstände von Müllern betrieben. Im Laufe dieses Jahrhunderts wandelte sich der Neue Markt schließlich zu einem einfachen Viktualienmarkt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts siedelten sich am Platz die Kapuziner an. Ihre Kirche, das Kloster und vor allem die Kaisergruft als letzte Ruhestätte der Habsburger sind seitdem fester Bestandteil des Neuen Marktes.