Autorinnen und Autoren auf mobiler Bühne bei Solidaritätslesung für Salman Rushdie
APA/Roland Schlager
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Kultur: Literatur

Solidaritätslesung für Salman Rushdie

Bei einer Lesung am Heldenplatz haben sich rund 50 österreichische Autoren und Autorinnen mit dem Schriftsteller Salman Rushdie solidarisiert. Sie alle wollten nach dem Attentat auf den indisch-britischen Autor im August ein Zeichen für Kunstfreiheit setzen.

Rund 50 Autorinnen und Autoren lasen rund vier Stunden lang aus dem Buch. Weit mehr Autoren als Zuhörende versammelten sich zur Gruppenlesung aus Rushdies Buch „Satanische Verse“ vor dem ERzherzog-Karl-Denkmal. Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung, IG Autorinnen Autoren und P.E.N. Österreich hatten zur Veranstaltung „Solidarität mit Salman Rushdie und allen verfolgten Autor:innen, Künstler:innen, Menschen weltweit“ aufgerufen.

„Wer Salman Rushdie angreift, greift uns und unser aller Freiheit an. Das Attentat auf ihn ist ein Angriff auf die Allgemeinen Menschenrechte“, hatte es im Aufruf geheißen, der eine Reaktion auf das Attentat am 12. August war.

Eine Kundgebung und Lesung mit dem Titel „Solidarität mit Salman Rushdie“
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Viele Autoren, aber wenige Zuhörer am Heldenplatz

Autor Rabinovici betont die Relevanz der Kunstfreiheit

Ähnlich formulierte es dann auch der Schriftsteller Doron Rabinovici beim Auftakt der Lesung: Das Attentat sei auch „ein Angriff auf das freie Wort und auf alle von uns, die Literatur schreiben und lesen“. Man erhebe heute gemeinsam die Stimme, weil jedes verschwiegene Wort auch ein verlorenes sei. Man habe Respekt vor dem Glauben aller Menschen, „es gibt aber auch den säkularen Raum – und den gilt es zu verteidigen.“

Den fast vierstündigen Parcours durch den Roman eröffnete Vea Kaiser, die für die erste Lesetranche gemeinsam mit Rabinovici, Susanne Ayoub und Clemens Berger auf der Minibühne, der offenen Ladefläche eines LKW, Platz genommen hatte. In Abständen von fünf Minuten wurde bei der Lesung von Romanauszügen die Lesestafette übergeben. Auf der langen Leseliste standen Literatinnen und Literaten von Renate Aichinger bis Waltraud Zechmeister und von Lydia Haider bis Renate Welsh.

Seit 1988 mit dem Tod bedroht

In einer Veranstaltungshalle im Ort Chautauqua im Westen des US-Bundesstaats New York war der Autor vor einer Lesung von einem 24-Jährigen angegriffen und durch Messerstiche schwer verletzt worden. Der britisch-indische Schriftsteller wird seitdem in einem Krankenhaus im angrenzenden Pennsylvania behandelt. Er habe „schwerwiegende und lebensverändernde Verletzungen“ erlitten, berichtete sein Sohn Zafar Rushdie – mehr dazu in Autor Rushdie auf Bühne niedergestochen (news.ORF.at).

Wegen Rushdies Werk „Die satanischen Verse“ aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini dazu aufgefordert, den Autor zu töten. Er warf ihm vor, den Islam, den Propheten Mohammed und den Koran beleidigt zu haben. In dem Buch kommt unter anderem eine Figur vor, die dem Propheten ähnelt. Rushdie wird vorgeworfen, den göttlichen Ursprung des Korans infrage zu stellen. Auf das Todesurteil folgte damals eine dramatische Flucht Rushdies und jahrelanges Verstecken.

Seit mehr als 20 Jahren lebt der Autor in New York. Seit dem Attentat ist die Nachfrage nach dem Roman in den Buchhandlungen wieder angestiegen.