Frau an Nähmaschine
ORF Wien
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Wirtschaft

Integration durch Nähwerkstatt

Viele Migrantinnen leben von der Gesellschaft isoliert in streng traditionellen Familien. Chancen eröffnet ihnen die Nähwerkstatt – ein Integrationsprojekt, das seit sieben Jahren Migrantinnen eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz bietet.

Mittlerweile hat sich die Werkstatt zu einem erfolgreichen Kleinbetrieb entwickelt. Ein Arbeitsplatz, eigenes Einkommen und Bezahlung nach Kollektivvertrag sind keine Selbstverständlichkeit für zugewanderte Frauen aus sehr traditionellen Familien. Eine von ihnen, die in der Nähwerkstatt einen Arbeitsplatz hat, ist Mahire Birkent. Ihre Familie kommt aus der Türkei.

„Nähwerkstatt“ inzwischen erfolgreicher Kleinbetrieb

Die „Nähwerkstatt“ ist ein Integrationsprojekt, das seit sieben Jahren Migrantinnen eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz bietet. Mittlerweile hat sich die Nähwerkstatt im 15. Bezirk zu einem erfolgreichen Kleinbetrieb entwickelt.

Als gelernte Schneiderin ist sie in der Nähwerkstatt in ihrem Element: „Jedes Mal, wenn ich was Neues genäht habe und es schaut wirklich gut aus, freue ich mich riesengroß darüber“, sagt sie im „Wien heute“-Interview.

„Rückschritt in noch traditionelleres Leben“

Sieben Frauen sind in der Nähwerkstatt mit je 20 Wochenstunden angestellt. Die meisten wurden hier zur Näherin ausgebildet. Sie kommen aus Afghanistan, Somalia, Tschetschenien, der Türkei und aus dem Arabischen Raum. Das Integrationsprojekt wurde von der Ärztin Christine Scholten initiiert, um Frauen zu stärken, die in ihrer alten Heimat oft freier leben konnten als in Österreich.

Durch das „Aufprallen auf unsere westlichen Werte und das nicht von Anfang (…) begleitet Sein“ passiere sehr oft der Rückschritt in noch traditionelleres Leben, erklärt Scholten vom Verein Nachbarinnen in Wien im „Wien heute“-Interview.

Auftragsvolumen groß

Um zugewanderten Frauen diese Arbeitsmöglichkeit näher zu bringen, kommen Migrantinnen, die als soziale Assistentinnen arbeiten, zu den Frauen nach Hause. Die Nähwerkstatt bietet auch zwei Praktikumsplätze pro Monat an. Das Auftragsvolumen groß. Rund 30 Firmen und die Stadt Wien lassen hier vor allem Taschen aller Art schneidern.

Wir haben auch viele Kunden, die uns Material bringen, aus denen wir was machen", so die Leiterin der Nähwerkstatt, Silvia Aschauer. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg gibt es auch einen persönlichen Gewinn für die Frauen durch ihre Berufstätigkeit. „Ich könnte nicht zu Hause sitzen und in die Luft schauen. Das machst Du eh nicht als Hausfrau, aber ich bin sehr gerne im Beruf.“ Das Auftreten der Frauen sei ganz anders. „Sie haben jetzt ihr eigenes Geld, können sich kaufen, was sie wollen“, so Aschauer.

Mehr Fördergelder erwünscht

Das Integrationsprojekt wird zu einem Drittel – mit 75.000 Euro pro Jahr – von der Stadt Wien gefördert. „Wir leben in Wien das Motto Integration ab Tag eins und Integration funktioniert sehr viel auch über Arbeit und Erfahrungswerte durch andere“, sagt der Wiener Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS). Zusätzliche Fördergelder wären dem Verein willkommen, um mehr Frauen anstellen zu können. Der Bedarf ist da, die Nachfrage nach den Produkten ebenfalls.