Info- und Ticketstelle in der U-Bahn-Station Stephansplatz
Wiener Linien / Manfred Helmer
Wiener Linien / Manfred Helmer
Verkehr

Semestertickets: Wiener Linien verurteilt

Die Wiener Linien sind aufgrund einer Diskriminierung beim Semesterticketkauf rechtskräftig verurteilt worden. Ein Ticket für Studierende mit Hauptwohnsitz außerhalb Wiens kostet 150 Euro, für ansässige 75 Euro.

Ticketerstattung.at klagte die Erstattung der Preisdifferenz von 75 Euro sowie 300 Euro pro Ticket für die „erlittene persönliche Beeinträchtigung in Zusammenhang mit der Ungleichbehandlung beim Semesterticketerwerb“, hieß es von der Plattform am Donnerstag. Der Musterklage wurde vollumfänglich stattgegeben, weshalb Studierenden nach diesem Urteil 375 Euro pro Semesterticket zustehen.

Sammelklage mit rund 3.000 Studierenden

Bisher schlossen sich rund 3.000 Studierende dem Sammelverfahren an. Die Summe belaufe sich derzeit auf mehr als vier Millionen Euro. Betroffen sind alle Studierenden ohne Hauptwohnsitz in Wien. Dass die Wiener Linien Studierende aufgrund ihres Hauptwohnsitzes ungleichbehandeln, ist laut eines rechtskräftigen Urteils des zuständigen Landesgerichtes sachlich nicht gerechtfertigt.

Die Plattform Ticketerstattung.at wurde von der Scrimber IT-Service GmbH ins Leben gerufen. „Wir haben in erster und zweiter Instanz vollumfänglich gewonnen und freuen uns, dass die Gerichte unserer Rechtsansicht folgen“, sagte Geschäftsführer Constantin Gulner. Die Planungen für das Sammelverfahren laufen schon seit 2020.

Revision beim Obersten Gerichtshof ist nicht mehr möglich

Nach der erstinstanzlichen Entscheidung im Dezember 2021 erhoben die Wiener Linien Berufung, sodass der Rechtsstreit beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien anhängig wurde. Das erstinstanzliche Urteil wurde von der zweiten Instanz zur Gänze bestätigt, eine Revision beim Obersten Gerichtshof ist nicht mehr möglich.

Die Teilnahme am Sammelverfahren via der Plattform ist weiterhin möglich. Studierende mit Hauptwohnsitz außerhalb Wiens, die ein oder mehrere Semestertickets um 150 Euro erworben haben, können sich dem Verfahren anschließen. Sobald die Wiener Linien die Ansprüche überwiesen haben, werden 73 Prozent des Betrags an die Studierenden ausbezahlt. Der Rest verbleibt bei der Plattform für die erfolgte Übernahme des Prozesskostenrisikos sowie den administrativen Aufwand bei der Durchsetzung der Ansprüche.

Wiener Linien will weiteres Vorgehen prüfen

Die Wiener Linien bestätigten das Urteil. „Wir kommen dem aktuellen Einzelurteil des Landesgerichts Wien zur Klage der drei dahinter stehenden Studierenden selbstverständlich nach und werden dieses erfüllen“, hieß es in einer Stellungnahme am Donnerstagnachmittag.

Zugleich wurden mögliche weitere Schritte angekündigt: „Zu dieser Thematik gab es in jüngster Vergangenheit jedoch auch Entscheidungen, die unserer Rechtsansicht gefolgt sind und dem nun vorliegenden Urteil inhaltlich entgegenstehen. Nachdem die juristische Bewertung dieser Thematik offenbar nicht eindeutig ist, werden wir das weitere Vorgehen einer eingehenden rechtlichen Prüfung unterziehen“, so die Wiener Linien.

Grüne fordern besseres Angebot für Studierende

“Nach dem aktuellen Urteil muss das nicht nur rechtswidrige, sondern zudem unnötig komplizierte Ticketangebot für Studierende überarbeitet werden", fordert Ömer Öztas, Jugendsprecher der Grünen Wien. “Wir werden beim kommenden Gemeinderat einen Antrag für eine Studierenden-Jahreskarte stellen: 1 Ticket für 1 Jahr für alle Studierenden und das um nur 79 Euro" so Öztas in einer Aussendung. Und Martin Margulies, Budgetsprecher der Grünen Wien hält dazu fest: “Die Stadt Wien bzw. die Wiener Linien müssen dem Urteil des Landesgerichtes unverzüglich nachkommen und ein besseres Angebot für Studierende schaffen."