Der Regisseur galt als Meister des Stummfilms und setzte sich nach seiner Emigration immer wieder mit seiner Geburtsstadt Wien auseinander. So entstanden in den USA Filme wie „Merry-Go-Round“ (1923) und „The Wedding March“ (1926–1928). Die Sammlung wurde vom US-Filmhistoriker Richard Koszarski erworben. Sie ermögliche nicht nur die Erforschung von Erich von Stroheims Leben und Werk, sondern biete auch „einen spannenden Einblick in die Filmindustrie der 1910er, 20er und 30er Jahre und das zeitgenössische Studiosystem“, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung.
Digital zugängliche Studiensammlung und Patenschaften
Die „Richard Koszarski – Erich von Stroheim Collection“ soll in den kommenden Jahren bearbeitet und erschlossen werden. Ziel sei, eine digital zugängliche Studiensammlung Ende 2024 zu präsentieren. Außerdem soll im kommenden Jahr ein Patenschaftsprojekt gestartet werden, um die Erschließung sowie den Ankauf weiterer Filme Stroheims zu ermöglichen.
„The man you love to hate“
Geboren in Wien-Neubau als Erich Oswald Stroheim, erfand sich „Von“ (wie er in Hollywood oft genannt wurde) mit seiner Ankunft in Ellis Island, New York, neu. Aus dem jüdischen Handwerkersohn wurde ein adeliger Kavallerieoffizier: Hollywoods oberster Alte-Welt-Bösewicht, „the man you love to hate“, und zugleich einer der größten Regisseure der Stummfilmzeit, dessen Inszenierungsstil Filmemacher wie Sergej Eisenstein, Jean Renoir oder Alfred Hitchcock beeinflusste.
Immer wieder kreist Stroheims Werk um seine Heimatstadt Wien, etwa in „Merry-Go-Round“ (1923) oder „The Wedding March“ (1926–28) – darin Erinnerungen an eine Stadt, eine Zeit, die er liebte und hasste wie kaum ein anderer.
Buchhinweis
„Erich von Stroheim" von Jon Barna, 1966; „Blind Husbands", Edition Filmmuseum # 3, 2006).
Verbundenheit mit Stroheims Schaffen
Die Verbundenheit des Filmmuseums mit der Person und Arbeit von Erich von Stroheim sei auch ein schlagendes Argument für die Übergabe der Sammlung an die Institution gewesen, heißt es in einer Aussendung des Filmmuseums. Seit der Gründung des Filmmuseums im Jahr 1964 wird Stroheims Werk hier regelmäßig gezeigt – zuletzt 2022 im Rahmen der Reihe „Collection on Screen“, aber auch
studiert und in Form von Buch- und DVD-Editionen präsentiert.
2021 beendete das Team der Filmsammlung ein großes internationales Restaurierungsprojekt und präsentierte damit „die älteste und vollständigste Fassung von ‚Blind Husbands‘ in einer Rekonstruktion, die der Originalfassung von 1919, wie sie im ‚Continuity Script‘ dargestellt ist, entspricht“.