Wiener Wiesn
Harald Klemm
Harald Klemm
Freizeit

Krisen steigern Beliebtheit von Volksfesten

Heute hat die „Kaiserwiesn“ im Prater begonnen. 18 Tage lang kann täglich ab 11.30 Uhr gefeiert werden. Psychologin Caroline Erb beobachtet beim Thema Volksfeste ein Revival bei der jüngeren Generation. Grund dafür könnten die vielen Krisen auf der Welt sein.

410.000 Menschen haben bei der letzten Wiener Wiesn, 2019, teilgenommen. Volksfeste scheinen also ein großes Thema in unserer Gesellschaft zu sein. Die Psychologin Caroline Erb spricht in Bezug auf die Kaiserwiesn von einem Ausnahmezustand. Die Besucher haben unterschiedliche Motivationen, Wünsche und Sehnsüchte. Generell sei die Feier- und Flirtlaune bei dieser Art von Veranstaltung groß. Auch eine aktuelle, von Parship finanzierte Studie, zeigt das: Unter 30-Jährige, vor allem Männer, haben eine besondere Lust auf diese Veranstaltungen, weil dort ein großes Potenzial zur Partnerfindung gegeben ist.

Streben nach dem Glückszustand

Bei vielen Besuchern geht es darum, dabei zu sein und in der Masse aufzugehen. Sie wollen wegkommen vom Individuum in das kollektive Rauschgefühl. Die Psychologin vergleicht das Erlebnis mit großen Rockkonzerten oder dem Aufenthalt in einem Fußballstadion. Auch dort können Hemmungen abgebaut werden und man begibt sich in einen sogenannten Flow. „Nicht selten spielt natürlich auch der Alkohol eine große Rolle und der Wünsch ist natürlich auch eine Art Glückszustand für die Dauer des Events zu erreichen, wo man sich losgelöst von Alltagssorgen in diese andere Welt beamt“, so Caroline Erb gegenüber Radio Wien.

Ein weiteres Thema, das laut Erb ebenso eine große Rolle für die Beliebtheit von Volksfesten spielt, ist die Tracht, die man sonst vielleicht kaum oder gar nicht trägt. Das komme einem urigen Erlebnis gleich. Sie vergleicht das Volksfest, in dem Punkt, mit der Ballsaison und dem Karneval. Bei allen drei Beispielen setze man sich bereits im Vorfeld mit einer Art von Selbstinszenierung auseinander. Manchen Menschen biete dies auch einen gewissen Schutz, um sich dann anders oder freier zu präsentieren.

Revival bei der jüngeren Generation

Speziell auffällig findet die Psychologin, dass es bei der jüngeren Generation in Bezug auf Volksfeste ein rückkehrender Trend zu Volksfesten zu geben scheint. Viele Jahre schien es eher als ein No-Go Trachten zu tragen, das habe sich stark verändert. Zusätzlich vermutet sie, dass die unsichere und krisenbelastete Welt, in der wir uns befinden, auch eine Rolle für das zunehmende Interesse an solchen Festen spiele. Eine Sache merkt Caroline Erb aber generell an: All das gilt nur für Personen, die von vornherein Ja zum Oktoberfest sagen.