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Chronik

Missbrauch: Eltern fühlen sich alleingelassen

„Wir fühlen uns alleingelassen“, sagen die Eltern jenes Kindergartens in Penzing, in dem einem Pädagogen schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Es fehle psychologische Hilfe seitens der Stadt, die Justiz ermittle zu langsam.

Im Mai dieses Jahres werden die Eltern in einem Kindergarten in Penzing darüber informiert, dass ein Pädagoge mutmaßlich ihre Kinder sexuell missbraucht haben könnte. Es soll in den Waschräumen passiert sein, immer dann, wenn der Pädagoge alleine im Dienst war. Mittlerweile gibt es Anzeigen von mindestens zwölf Eltern.

Eltern kritisieren Gutachten

Sämtliche Kinder haben ihre Erfahrungen der Polizei und Sachverständigen geschildert. Trotz der schockierenden Erzählungen fürchten nun viele Eltern, dass Ihren Kindern nicht Glauben geschenkt wird, wie eine Mutter im „Wien heute“-Interview erzählt. „Wir wurden zu einer Gutachterin geschickt, von der Staatsanwaltschaft. Das Gutachten ist leider nicht zu unseren Gunsten ausgefallen, es wurde entschieden, dass er nicht aussagefähig ist, weil er sich an Tatzeitpunkt und Tag nicht erinnern kann.“

Missbrauch: Eltern fühlen sich alleingelassen

„Wir fühlen uns alleingelassen“, sagen die Eltern jenes Kindergartens in Penzing, in dem einem Pädagogen schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Es fehle psychologische Hilfe seitens der Stadt, die Justiz ermittle zu langsam.

Auch andere Gutachten seien abgeschmettert worden. Gutachten, die mitentscheiden, ob Anklage gegen den Pädagogen erhoben wird oder nicht. Die Staatsanwaltschaft will sich gegenüber „Wien heute“ dazu nicht äußern, man verweist auf laufende Ermittlungen.

Psychologische Hilfe auf eigene Kosten

Die Eltern haben den Kindergarten im Frühjahr verlassen. Die betroffene Mutter sagt: „Also ich fühle mich alleingelassen von der MA 10, von der Stadt Wien eigentlich. Es wurden Versprechungen gemacht. Bei diesem Elternabend wurde uns psychologische Hilfe versprochen oder, wer möchte, ein Kindergartenplatz. Es gehört eine Traumaaufarbeitung her, finde ich, es hätte mehr geholfen werden sollen mit den Kindergartenplätzen.“

Auf eigene Kosten hätten sich viele psychologische und rechtliche Hilfe geholt. Kurt Burger, der stellvertretende Leiter für die Wiener Kindergärten (MA 10), hört laut eigener Aussage zum ersten Mal von der Kritik: „Es haben ja auch die Standorte Unterstützung in den Gruppen. Ich kann nur bitten, dass sich diese Eltern einfach bei uns melden und wir werden schauen, dass wir mit Mediationsgruppen versuchen das aufzuarbeiten.“

Frühere MA-10-Chefin jetzt in anderer Abteilung

Weiters versichert man, die Empfehlungen der Kinder- und Jugendanwaltschaft, welche zu dem Fall einen Bericht erstellt hat, umzusetzen. So etwa eine Ombudsstelle. „Die Ombudsstelle wird eine Stabsstelle der Abteilungsleitung in der MA 10 sein. Das heißt, sie wird direkt der Abteilungsleitung berichten und soll die Aufgabe wahrnehmen, beratend und unterstützend in Bezug auf Kinderrechte für die Standorte zu agieren. Das Ziel ist, sie bis Jahresende eingerichtet zu haben.“

Nachdem die Eltern über ein Jahr lang nicht über die Missbrauchs-Verdachtsfälle informiert wurden, wurden sämtliche Leiter abgesetzt. Unter ihnen auch die MA-10-Chefin Daniela Cochlar. Sie ist mittlerweile in einer anderen Abteilung der Stadt tätig. Der Pädagoge, für den die Unschuldsvermutung gilt, arbeitet weiterhin bei der MA 10, aber nicht im Kinderdienst.