Die geplante Photovoltaikanlage auf der Wiener Stadthalle
David Bohmann
David Bohmann
Chronik

Mehr Platz für Sonnenstrom-Offensive

Die Stadt hat im Vorjahr eine Sonnenstromoffensive gestartet. Mittlerweile gibt es 4.100 Photovoltaikanlagen in Wien. Es sollen aber noch deutlich mehr werden. Dafür werden nun große Flächen gesucht. Aber auch Anlagen auf kleinen Flächen boomen.

Die notwendigen Voraussetzungen scheinen in Wien gegeben zu sein: Zahlreiche Dächer und ausreichend Sonnenschein. Dieses Potenzial will die Stadt für ihre Offensive ausnützen. Bis 2030 soll es 16 Mal so viele Photovoltaikflächen wie derzeit geben. Damit das möglich ist, braucht es vor allem große Flächen, auf denen Solarpaneele installiert werden können.

Sendungshinweis

„Wien heute“, 22.9., 19.00 Uhr, ORF 2

Gefragt sind da vor allem Firmen, die ihr Dach zur Verfügung stellen. Für eine halbe Million Euro hat die Wien Energie etwa am Firmendach des ÖAMTC in Penzing eine Photovoltaikanlage errichte. Der ÖAMTC bekommt Pacht bezahlt, kann aber den Strom für Eigenzwecke nützen, der Rest landet im Netz der Stadt.

„Großes Potenzial von Wien nutzen“

Die Stadt Wien hat schon öfters angekündigt, bis 2040 die Energiewende zu schaffen. Das soll sowohl das Heizen von Gebäuden als auch das Produzieren und Nutzen von Strom betreffen. Ziel ist es laut Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, komplett aus fossilen Energien auszusteigen: „Da gibt es extrem viel Potenzial in der Stadt selbst. Wir werden das nutzen in Schulen, in Kindergärten, auf Krankenhäusern und vielem mehr. Sind da schon voll im Ausbau, aber natürlich auch bei Privaten, und das wollen wir fördern.“

Neue Beratungsstelle und neue Arbeitsplätze

Fließt Sonnenstrom, fließen auch Fördergelder, so Herbert Ritter von der Wiener Energieplanung (MA 20): „Das ist für private und Unternehmen sehr gleich. Bis zu 30 Prozent der Investitionskosten kann gefördert werden (…) oder es kommt ein pauschaler Fördersatz zur Anwendung.“ Außerdem gibt es seit Kurzem auch eine eigene Beratungsstelle der Stadt zum Thema Erneuerbare Energie. Sie informiert über Genehmigungsverfahren und Fördermöglichkeiten und unterstützt beim Bau von Photovoltaikanlagen.

Neben den Auswirkungen auf die Umwelt birgt die Photovoltaikoffensive auch Perspektiven für den Arbeitsmarkt. Bis zu 3.200 neue Arbeitsplätze sollen dadurch in Wien geschaffen werden. Schon jetzt gesucht sind weibliche und männliche Fachkräfte wie Elektriker, Installateure und Planer. Alles Fachkräfte, die in Zukunft verstärkt ausgebildet werden müssten, so Czernohorszky.

Boom bei kleinen Anlagen für Balkon

Neben den großen Projekten boomen aber auch viel kleinere private Anlagen, zum Beispiel auf Balkonen. Mit ihnen könnten – je nach Anlage und Nutzerverhalten – bis zu fünf Prozent des Eigenbedarfs abgedeckt werden, sagte E-Control-Vorstand Alfons Haber in „Wien heute“. Beim Kauf einer solchen Mini-Photovoltaikanlage empfehle es sich, auf die Konformität zu achten, ist ein CE-Kennzeichen auf der Anlage, ist sie im europäischen Raum zugelassen, und den Netzbetreiber zu informieren. Hier gehe es um die Sicherheit der Monteure.

Anlagen mit einer Leistung kleiner als 800 Watt könne man ganz einfach selbst anschließen. Typischerweise, so Haber weiter, seien solche kleinen Anlagen dafür gedacht, bei Sonnenschein die Grundlast zu Hause abzudecken. Dazu würden etwa Kühlschrank, IT-Installation, vielleicht Laptop und Drucker gehören. Bei Dunkelheit oder im Winter bleibe nichts anderes übrig, als auf Strom aus dem öffentlichen Netz zuzugreifen.

Als sehr gering bezeichnete Haber die Möglichkeit, mit solchen Minianlagen auch Geld zu verdienen, indem Strom in das Netz eingespeichert werde. Prinzipiell seien solche Anlagen dafür ausgelegt, dass der erzeugte Strom auch selbst verbraucht werde. Damit erspare man sich auch die Netzkosten, die Steuern und Abgaben. Posten, die bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen seien, so Haber. Ein anderer Vorteil sei, dass solche Anlagen keine Genehmigung, höchstens die Zustimmung anderer Miteigentümer brauche.