In der Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Wiener AKH, beobachtet man seit Jahren einen Anstieg der Patientinnen und Patienten mit Adipositas. Dabei sei Übergewicht nicht nur ein kosmetisches Problem: Schon bei Kindern könnten Folgeerkrankungen wie Diabetes-Vorstufen, Bluthochdruck und Gefäßerkrankungen auftreten. Bei „Enorm in Form“, dem Fitnessprogramm der ÖGK, soll den Kindern altersgerecht erklärt werden, wie sie etwa ihre Blutzuckerwerte und andere Messergebnisse deuten sollen.
Sport und Psychotherapie für gesünderen Lebensstil
Der neunjährige Robert wird fünf Monate lang in einer Kleingruppe mehrmals pro Woche an dem Kurs teilnehmen. Zu dem Programm gehört neben Ernährungstherapie und Sportangeboten auch eine Psychotherapie und die engmaschige Zusammenarbeit mit den Eltern. Der Semesterkurs für Sechs- bis 14-Jährige kostet 75 Euro.
Bewusst gesund: Adipositas bei Kindern
Jedes dritte Kind in Österreich ist übergewichtig – vor allem der Osten mit Wien ist am stärksten von Übergewicht und Adipositas betroffen – und das schon bei den Kleinsten. Weshalb das so ist, und wie Kinder in Wien lernen, ein altersentsprechendes Körpergewicht zu bekommen und damit einen gesunden Lebensstil zu erlernen, hat Julia Korponay-Pfeifer für einen ORF-Bewusst-Gesund-Schwerpunkt recherchiert.
Gemeinsam mit Gleichaltrigen soll gelernt werden, wie ein gesunder Lebensstil aussehen kann. Dieser sei für die Kinder und Jugendlichen dringend notwendig, betonte Gabriele Berger, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde im ÖGK-Gesundheitszentrum Floridsdorf: „Vor der Teilnahme beim Programm werden die Kinder gründlich medizinisch untersucht und da können wir leider bei einigen schon Begleiterkrankungen, wie die Fettleber und Adipositas feststellen.“
TV-Hinweis
„Bewusst gesund“-Schwerpunkt zum „Risiko Übergewicht“ bis zum 1. Oktober im ORF
Body Positivity: Mit eigenem Körper arbeiten
Susanne Greber-Platzer, Leiterin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am AKH, erklärte, dass immer mehr Kinder in Österreich krankhaftes Übergewicht entwickeln. „Generell in Österreich gesehen, und das trifft auch für Wien zu, kann man sicher sagen, dass im Durchschnitt 25 bis 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig sind und insgesamt schon 10 Prozent adipös. Das Hauptproblem ist eben, dass Übergewicht weniger wird und Adipositas zunimmt.“
Als Gegentrend zum Magerwahn als Schönheitsideal sei die sogenannte Body Positivity – also das Akzeptieren jeder Körperform positiv zu sehen – trotzdem sei Übergewicht nicht gesund, verdeutlichte Greber-Platzer. „Ich glaube, zu seinem Körper zu stehen und zu sagen, das bin ich, und ich arbeite mit mir. Das wäre das, was ich positiv herauskehren wollte und was wir auch versuchen im Rahmen der psychologischen Betreuung.“