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Medikamentenmangel in Apotheken

Ärzte und Apotheker schlagen Alarm: In Österreich fehlen bestimmte Antibiotika und Schmerzmittel. Aber auch bei anderen, gängigen Arzneimitteln gibt es Lieferengpässe. Hunderte Medikamente sind aktuell nur eingeschränkt verfügbar.

Dass Medikamente nicht geliefert werden können, gehört mittlerweile auch in der Apotheke von Philipp Saiko, dem Präsidenten der Wiener Apothekerkammer, zum Alltag. „Momentan sehen wir die Mängel bei Antibiotika und auch bei bestimmten Psychopharmaka. Das ist derzeit unser bestimmendes Thema.“

Mediziner wissen nicht immer Bescheid

„Wir sind recht gut vernetzt, wir erfahren vieles. Aber es kommt trotzdem vor, dass ich einem Patienten ein Medikament verschreibe und er steht nach zehn Minuten wieder da und sagt, das ist nicht lieferbar, ich war in drei Apotheken“, berichtete Naghme Kamaleyan-Schmied, stellvertretende Kurienobfrau in der Österreichischen Ärztekammer. Das sei gerade für Menschen, die Schwierigkeiten bei weiten Wegen haben, ein Problem.

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Kundinnen und Kunden bekommen derzeit häufig nicht die verschriebenen Medikamente

Kamaleyan-Schmied könne nur aufklären und versuchen, Ersatzprodukte zu finden. Oft gibt es andere Packungsgrößen, manchmal muss das Medikament im Ausland bestellt werden. In vielen Fällen helfen Generika. Doch immer wieder muss der Arzt die gesamte Medikation umstellen, heißt es.

Verschiedene Gründe für Engpässe

Dass es zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln kommt, hat viele Ursachen, meint die stellvertretende Apothekerkammerpräsidentin Susanne Ergott-Badawi: „Das hat mit der Globalisierung zu tun. Viele Firmen fusionieren und produzieren in asiatischen Ländern, wie zum Beispiel in China und in Indien, wo es billiger ist. Also da gibt es sehr viele Faktoren, die mitspielen.“ Kritik gibt es daran, dass die Politik nicht mehr Initiative zeige, damit Arzneimittel in Österreich produziert werden.

Medikamentenmangel in Österreich

Ärzte und Apotheker schlagen Alarm: In Österreich fehlen bestimmte Antibiotika und Schmerzmittel. Aber auch bei anderen gängigen Arzneimitteln gibt es Lieferengpässe.

Laut AGES sind aktuell 403 Medikamente von Lieferschwierigkeiten betroffen, gut die Hälfte ist überhaupt nicht erhältlich. Für 249 Arzneimittel wurde ein Exportverbot verhängt – so groß ist der Bedarf im Inland. Von weiteren gesetzlichen Einschränkungen im Sinne der Versorgungssicherheit hält der Pharma-Großhandel nichts: „Wir haben aber von uns aus eine Diskussion angestoßen, ob man nicht für kurzfristige Engpässe – die zwei, drei Wochen dauern –, Notfalllager für besonders kritische Arzneimittel in Österreich anlegt“, sagte Andreas Windischbauer vom Verband der Arzneimittel-Großhändler.

Der österreichische Großhandel könne das leisten, meint Windischbauer. Mit einer Entspannung ist in nächster Zeit nicht zu rechnen. Es sei denn, die Arzneimittelproduktion kehrt nach Europa zurück, wird betont – das sei aber ein langfristiges Projekt.