chronik

18 Jahre Haft für Familienvater

Wegen Mordversuchs, schwerer Nötigung und fortgesetzter Gewaltausübung ist am Donnerstag ein 42-Jähriger Mann am Wiener Straflandesgericht zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Zudem wurde er in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

Der Vater von zehn Kindern soll seine Frau mit einem Stromstoß zu töten versucht haben. Darüber hinaus soll er über Jahre hinweg die 37-Jährige geschlagen, unterdrückt und eingeschüchtert haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Sowohl Staatsanwaltschaft und Verteidigung gaben keine Erklärung ab. Der 42-Jährige muss seiner Ehefrau zudem einen Privatbeteiligtenanspruch in der Höhe von 30.000 Euro zahlen.

Der Mordversuch soll sich bereits 2009 in der Wohnung der Familie zugetragen haben. Der Mann soll nach einer Meinungsverschiedenheit mit seiner Frau das Kabel eines Wasserkochers abgeschnitten haben und damit ins Badezimmer gegangen sein, wo die Frau gerade geduscht hatte. Er soll das Kabel mit einer Steckdose verbunden und das abgeschnittene Ende an die nasse Haut der Frau gehalten haben.

Frau berichtete von „Ehemartyrium“

Zwar gab es aufgrund des lange zurückliegenden Tatzeitpunkts keine objektiven Beweise – keine Fotos, keine Krankengeschichte –, aber die Ehefrau und die Tochter präsentierten sich vor Gericht als glaubwürdige Zeuginnen. Die 37-Jährige war im Vorjahr zur Polizei gegangen, nachdem sie mit ihren zehn Kindern ins Frauenhaus geflüchtet war. Sie berichtete von einem „Ehemartyrium“ und erstattete Anzeige gegen ihren Mann, den sie im Alter von 14 gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet hatte.

Der 42-Jährige wurde festgenommen, nachdem einige seiner Kinder die von der Frau geschilderten Gewalttätigkeiten zeugenschaftlich bestätigt hatten. Deren Vater saß seit August 2021 in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft. Der bisher unbescholtene Angeklagte stellte sämtliche Vorwürfe stets in Abrede und gab sich als liebender Familienvater. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mutmaßlicher Misshandlungen der Kinder noch separat.

Hilfe für Betroffene und Zeugen

Die Wiener Polizei ruft dazu auf, sich im Fall von Gewalt sofort zu melden: „Der Polizei-Notruf ist unter 133 jederzeit für Personen, die Gewalt wahrnehmen oder von Gewalt betroffen sind, erreichbar.“ Auch der 24-Stunden Frauennotruf (01/71719) und der Frauenhaus-Notruf des Vereins Wiener Frauenhäuser (05 77 22) sind rund um die Uhr besetzt. Das Landeskriminalamt Wien, Kriminalprävention, bietet zusätzlich Beratungen unter der Hotline 0800/216346 an.