Chronik

Missbrauch: Jüngste Anzeige zurückgelegt

Die Staatsanwaltschaft Wien leitet kein Ermittlungsverfahren gegen mögliche Mittäter eines Lehrers ein, der Kinder zwischen neun und 14 Jahren missbraucht haben soll. Es liege kein ausreichender Anfangsverdacht vor, hieß es.

Nach Prüfung des Anfangsverdachts kam die Anklagebehörde zum Schluss, dass die aktuelle Verdachtslage nicht für ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren reicht. „Die geäußerten Verdachtsmomente beruhen auf anonymen Anzeigen und Vermutungen, die für sich allein keinen konkreten Anfangsverdacht in Richtung einer strafbaren Handlung begründen können“, erläuterte Behördensprecherin Judith Ziska gegenüber der APA. Der Staatsanwaltschaft seien derzeit keine Opfer bekannt.

Die Staatsanwaltschaft ist also zu derselben Ansicht gekommen wie 2019, berichtete das Ö1-Abendjournal am Mittwoch. Damals schon wurde zumindest vermutet, ein junger Trainer könnte Mittäter eines Sportlehrers gewesen sein, der bis zu 40 Schüler teils mit K.-o.-Tropfen sexuell missbraucht haben soll.

Bei neuen Erkenntnissen erneute Prüfung

Dass der Fall aktuell für Aufsehen sorgt, rechtfertige noch keine Ermittlungen, sagte Ziska: „Auch eine mediale Berichterstattung oder auch die Einrichtung einer Untersuchungskommission kann die Staatsanwaltschaft keinesfalls dahin drängen, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.“

„Sollte es Opfer geben, sind diese eingeladen, sich mit Opferschutzbehörden oder den Sicherheitsbehörden in Verbindung zu setzen“, betonte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Diesfalls würde die Sachlage selbstverständlich einer neuerlichen Prüfung unterzogen.

Verdacht auf sexuellen Missbrauch

Die Wiener Rechtsanwältin Herta Bauer, die nach eigenen Angaben mehrere Opfer vertritt, hatte die beiden Männer am 26. September angezeigt. Sie kündigte an, das Vorgehen der Staatsanwaltschaft nicht hinnehmen zu wollen. Sie wolle einen Fortführungsantrag beim Landesgericht für Strafsachen einbringen, um die Staatsanwaltschaft zur Aufnahme von Ermittlungen zu zwingen. „Darüber hinaus erwägen wir eine Sachverhaltsdarstellung an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA, Anm.) wegen Behördenversagens“, sagte Bauer.

Missbrauch: Ermittlungen eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Wien leitet kein Ermittlungsverfahren gegen mögliche Mittäter eines Lehrers ein, der Kinder zwischen neun und 14 Jahren missbraucht haben soll. Es liege kein ausreichender Anfangsverdacht vor, hieß es.

In Bauers Sachverhaltsdarstellung wurde der Verdacht auf sexuellen Missbrauch von Unmündigen und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses geäußert. Die zwei langjährigen Bekannten des Sportlehrers – ein ehemaliger Schüler des Pädagogen sowie ein früherer Lehrer an einer anderen Schule und Basketballtrainer – wären von diesem bei einem Sportverein „eingeschleust“ worden und hätten sich dort gegenüber Kindern und Jugendlichen übergriffig verhalten, lautete die Verdachtslage.

Anwältin sieht „hochpolitischen Akt“

„Unsere Sachverhaltsdarstellung wurde in einer Woche bearbeitet, ohne auf die Übermittlung neuen Materials durch die Bildungsdirektion oder die Kinder- und Jugendanwaltschaft zu warten, geschweige denn Zeugen oder Opfer zu laden“, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Man interpretiere das als „weiteren Hinweis, dass es sich hier um einen ‚hochpolitischen Akt‘ handelt“.

Aus dem Akt würden sich Hinweise auf „alle möglichen Opfer ergeben. Die Staatsanwaltschaft hätte nur ermitteln müssen, ob die beiden Verdächtigen Beitragstäter oder Mittäter sind“, meinte Anwältin Bauer gegenüber der APA. Die Staatsanwaltschaft habe die Anfangsverdachtslage „zu wenig geprüft und damit alle Opfer geschädigt“.

Anwältin: Verfehlungen in Bildungsdirektion

In einem Brief hatte die Anwältin Kritik an der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) und der Bildungsdirektion Wien geübt. Dabei hatte sie etwa den Rücktritt von Bildungsdirektor Heinrich Himmer gefordert. Er habe eine „jahrelange unterlassene behördeninterne Ermittlung“ zu verantworten und „staatliche Ermittlungsbehörden“ nicht eingeschaltet. Himmer hatte am Mittwoch gegenüber „Wien heute“ einen Rücktritt ausgeschlossen. „Als 2018 diese Information kam, war dieser Sportvereinstrainer kein Mitarbeiter und Lehrer der Bildungsdirektion.“