Unter dem Motto „Raum für gutes Klima“ betreut die Gebietsbetreuung der Stadt Wien seit 2020 das Zwischennutzungsprojekt in der Ottakringer Deinhardtsteingasse. Innerhalb von drei Jahren etablierte sich auf den Parkdecks, trotz und wegen der Pandemie, ein umfangreiches Angebot von und für Sport-, Kultur- und Bastelbegeisterte.
Skate- statt Parkplatz
Das Parkhaus „ist als Garage gar nicht mehr nutzbar, das ist Ende der 70er-Jahre gebaut worden, die Rampen sind zu steil, und die Umkehrpunkte zu eng“ für heutige Autos, erklärte Gebietsbetreuer Daniel Mittendorfer. Das Gebäude gehört dem Bauunternehmer Hans Jörg Ulreich, der auf dem Grundstück ein begrüntes Wohnhaus bauen möchte.
Statt Autos flitzen inzwischen die Skaterinnen und Skater von „PowerJamSkate“ über die Parkdecks. „In der Pandemie haben wir nach einem Ort gesucht, wo wir überdacht an der frischen Luft trainieren können“, so Fitnesstrainerin Eva Baumgartner. Die Idee für die Tanz- und Fitnesstrainings auf Rollschuhen sei entstanden, nachdem ihr eigentlicher Vollkontaktsport „Roller Derby“ nicht pandemietauglich sei. Einmal im Monat trifft sich die Wiener Rollschuh-Community seitdem in der Garage. Die sogenannten „Meet-Ups“ sind offen für alle, egal ob Anfängerin oder Profi.
Umfangreiches Angebot: Kleiderschrank und Radwerkstatt
Auch Gebietsbetreuer Mittendorfer hob die Vorteile des Parkhauses hervor: „Man kann hier sehr viel ausprobieren und dadurch, dass man keine Miete zahlen muss, kann man kann einfach eine Idee bringen, selber umsetzen und hat den Raum dafür.“ So viel Raum, dass auch die Bienen des Gebietsbetreuers in der Garage ein Zuhause gefunden haben. Inzwischen gibt es den ersten „Garage-Grande-Honig“.
Jeden Donnerstag von 14.00 bis 18.00 Uhr ist die Garage für alle Interessierten geöffnet. An anderen Tagen finden hier zum Beispiel Yoga- und Aikidotrainings oder ein Fahrrad-Reparatur-Service statt. Gemeinsam mit der Selbsthilfe-Radwerkstatt „ReCycle“ kann das eigene Fahrrad repariert oder es können aussortierte Räder der MA48 wieder fahrtauglich gemacht werden. Modebegeisterte können beim offenen Kleiderschrank miteinander Gewand tauschen.
Vorbild für andere Baueigentümer
„Grundsätzlich soll es ja auch ein Vorbild Projekt für andere größere Bauträger sein, die heute oft Leerstände haben, aber die nicht zur Verfügung stellen. Immer mit der Angst, dass da irgendwas passiert und dass man die Leute nicht mehr rauskriegt“, erklärte Mittendorfer. Die „Garage Grande“ soll zeigen, dass Zwischennutzung, zum Beispiel in Kooperation mit der Gebietsbetreuung, gut funktionieren kann.
Dass in der Garage wirklich nichts passiert, darauf achten die Praktikantinnen und Praktikanten von „Jugend am Werk“. Menschen mit Lernschwierigkeiten können in der „Garage Grande“ ihr Volontariat im praktischen Berufsorientierungsprogramm absolvieren. Sie beteiligen sich an der Instandhaltung des Gebäudes, gießen die Pflanzen und helfen Besucherinnen und Besuchern bei der Orientierung im fünfstöckigen Parkhaus.
Kunst im Parkhaus
Eine Praktikantin ist die Künstlerin Iris Ewald, die in der Garage Grande ausstellt und Performances veranstaltet. „Ich kann hier mich ausbreiten, ich kann hier meine Bilder präsentieren, ich kann mein Leben sozusagen präsentieren, so wie ich bin und so wie ich bin, da wächst eben die Fantasie aus mir heraus“, schilderte sie.
Auch andere Kreative nutzen die Freiflächen in der Garage für Ausstellungen oder verwenden die Betonwände direkt als Leinwand. Die Boulderwand und die Aikidomatten befinden sich so inmitten einer Graffiti-Galerie.
Zwischennutzung für mindestens ein Jahr verlängert
„Bei mir gibt es keinen Leerstand“, erklärte Eigentümer Ulreich seine Zustimmung zur Zwischennutzung durch die Gebietsbetreuung. Wohnungen könne er karikativ zwischenvermieten, bei dem alten Parkhaus sei es schwieriger gewesen. Er hoffe, mit dem Projekt ein positives Signal an andere Bauträger und Eigentümer zu senden – auch an die Stadt Wien, die einige leerstehende Gebäude besitze.
Ursprünglich sollte die Zwischennutzung im diesen Winter auslaufen. Ulreich erwartet, dass in der Garage Grande noch mindestens ein weiteres Jahr geklettert und gegärtnert werden kann. Solange er auf die Baugenehmigung warte, werde die Zwischennutzung weiter bestehen. Pflanzen und Fantasie können also erstmal weiter wachsen.