Domink Wlazny
APA/Klaus Titzer
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Politik

Wlazny kam in Wien auf Platz zwei

Dominik Wlazny hat bei der Bundespräsidentschaftswahl in Wien Platz zwei erreicht – noch vor FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz. Der Bierpartei-Chef überholte durch die ausgezählten Briefwahlstimmen den FPÖ-Volksanwalt.

In Wien kam Wlazny schlussendlich auf 10,7 Prozent, Rosenkranz auf 10,44 Prozent, ging aus den von der Wahlbehörde am Nachmittag veröffentlichten Ergebnissen hervor. In der Urnenwahl war noch Rosenkranz mit 11,76 Prozent voran gelegen, Wlazny kam in den direkt in den Wahllokalen abgegebenen Stimmen auf 10,85 Prozent. Die laut Wiener Wahlbehörde 165.871 abgegebenen Briefwahlkarten brachten die Wende. Bei den Wahlkarten-Wählern alleine erreichte Wlazny in Wien zwar weniger als insgesamt, nämlich 10,27 Prozent. Da aber Rosenkranz bei den Wahlkartenwählern auf nur 6,39 Prozent kam, drehte sich am Montagnachmittag die Reihenfolge der beiden.

Die laut Wiener Wahlbehörde 165.871 abgegebenen Briefwahlkarten brachten noch die Wende. Bei den Wahlkarten-Wählern alleine erreichte Wlazny in Wien zwar weniger als insgesamt, nämlich 10,27 Prozent. Da aber Rosenkranz bei den Wahlkartenwählern auf nur 6,39 Prozent kam, drehte sich am Montagnachmittag die Reihenfolge der beiden.

Bestes Bezirksergebnis in Simmering für Wlazny

In Simmering hat Wlazny mit 14,2 Prozent sein bestes Bezirksergebnis erzielt. Vor allem im Sprengel Elf bei bei der Otto-Herschmann-Gasse und der Erdbergstraße hat Dominik Wlazny mit 23.6 Prozent sein stärkstes Sprengelergebnis geholt. Genau umgekehrt ist das bei Amtsinhaber Alexander Van der Bellen – was auch sein bestes Sprengelergebnis untermauert: 83,2 Prozent im Pensionistenwohnhaus in der Engerthstraße in der Leopoldstadt. Walter Rosenkranz (FPÖ)schnitt am besten in Floridsdorf ab: Im Sprengel 30 im Gemeindebau Schlingerhof Mit 28,7 Prozent.

Das Wahlergebnis im Detail

Alexander Van der Bellen bleibt Österreichs Bundespräsident. Die Wahlergebnisse in Wien haben klar für den Amtsinhaber gesprochen.

Für Wlazny ist seine Heimatstadt das einzige Bundesland, in dem er Platz 2 erobern konnte, also besser war als Rosenkranz und Wallentin. In den meisten Bundesländern wurde der Arzt und Musiker Vierter – und das blieb im Burgenland, Kärnten, Salzburg und der Steiermark auch mit der Auswertung der Wahlkarten am Montag so. In Tirol wurde Wlazny mit der Briefwahlauswertung Dritter, in Vorarlberg blieb er es. In Oberösterreich war er Wallentin knapp auf den Fersen; dort war die Briefwahlauswertung Montag am frühen Abend noch im Gang.

In Tirol verhalfen die Briefwähler Wlazny zum dritten Platz, vor Tassilo Wallentin. In Vorarlberg war ihm das schon in der Urnenwahl gelungen und blieb auch mit Wahlkartenauswertung so. Auch österreichweit sollte Wlazny laut den Hochrechnern mit der Briefwahlauswertung Wallentin noch überholen und Dritter werden. Sie war Montagabend schon fast abgeschlossen – nur das Gesamtergebnis von Niederösterreich und zwei Bezirke in Oberösterreich fehlten noch.

Van der Bellen 65,42 Prozent in Wien

Alexander Van der Bellen erzielte in Wien inklusive Wahlkarten 65,42 Prozent der Stimmen (Urnenergebnis am Sonntag: 62,88 Prozent), Ex-FPÖ/BZÖ-Politiker Gerald Grosz kam auf 3,84 Prozent (Urnenergebnis: 4,41), MFG-Chef Michael Brunner auf 1,68 Prozent (Urnenwahl: 1,86) und Schuhfabrikant Heinrich Staudinger wie im Sonntagabend-Ergebnis auf 1,0 Prozent.

Politberater sieht Chance für Wlazny

Wien hat im Vergleich zu Rest-Österreich wieder deutlich anders gewählt. Politikberater Thomas Hofer analysierte die Ergebnisse und gibt Dominik Wlazny durchaus Chancen für folgende Wahlen. Die SPÖ müsse sich Sorgen machen, sagte Hofer.

Politikberater Hofer zum Wahlausgang

Politikberater Thomas Hofer analysiert das Wahlergebnis.

Das im Vergleich zum Österreich-Ergebnis starke Abschneiden Van der Bellens führt Hofer darauf zurück, dass Wien „grundsätzlich anders funktioniert“. Gebe es in Rest-Österreich eine politische Mehrheit rechts der Mitte, findet man die in Wien eher links der Mitte. Allerdings müsse man das Ergebnis auch relativieren: Van der Bellen werde auch nach der Auszählung der Wahlkarten unter seinem Ergebnis von 2016 bleiben. Das führt Hofer vor allem auf das Antreten von Dominik Wlazny zurück.

Projektionsfläche für linke Wählergruppe

Bei Wlazny sieht Hofer durchaus Potenzial für ein breiteres Antreten, etwa bei der nächsten Nationalratswahl oder der nächsten Wiener Gemeinderatswahl. Er rechnet allerdings nicht damit, dass die Bierpartei in Wien über zehn Prozent erreicht. „Es ist schon so, dass, in Ermangelung eines SPÖ-Kandidaten, einer -Kandidatin bei dieser Wahl, ihm eines gelungen ist, nämlich für einen gewissen Teil im linken Wählerspektrum so eine Art Projektionsfläche zu werden.“

Inhaltlich habe er aber noch Schwächen aufgewiesen, habe sich aber gleichzeitig weg vom reinen Spaßfaktor entwickelt. „Das hat schon Potenzial und das ist für SPÖ und Grüne schon etwas, worüber man nachdenken sollte.“ Wenn Wlazny die nächsten Wahlen professionell angeht, dann müsse sich die SPÖ schon Sorgen machen, so Hofer.

Tassilo Wallentin
APA/Helmut Fohringer
Tassilo Wallentin könnte laut Hofer den Parteien rechts der Mitte Sorgen bereiten

Wallentin macht Parteien rechts der Mitte Sorgen

Sorgen müsse sich aber auch die Konkurrenz rechts der politischen Mitte machen: vor Tassilo Wallentin, meint Hofer. „Wir müssen schauen, wie groß dessen Selbstbewusstsein nach dem Wahlergebnis ist. Aber wenn er Unterstützer findet, Financiers findet, dann könnte da auch was entstehen.“ Wallentin hat laut Wählerstromanalyse massiv Norbert-Hofer-Wählerinnen und -Wähler von 2016 angesprochen. Im Vergleich zur Nationalratswahl 2019 sprach er vor allem ÖVP-Wählerinnen und Wähler an.

Das im Vergleich zu Österreich schwache Abschneiden von Walter Rosenkranz (FPÖ) zeige für den Politikberater vor allem die Krise, in der die Landespartei steckt. „Es war ja das letzte Mal bei der Wiener Gemeinderatswahl schon so, dass die FPÖ da wirklich dramatisch abgestürzt ist.“ Zudem sei Rosenkranz nicht der zugkräftigste Kandidat gewesen, während drei weitere Kandidaten in seinem Wählerlager gefischt hätten.

Wahlbeteiligung „überraschend gut“

Die Wahlbeteiligung mit knapp 66 Prozent laut Hochrechnung bezeichnete Hofer als „überraschend gut, auch wenn das jetzt komisch klingt“. Gerade bei Wahlen, wo der Amtsinhaber erneut antritt, sei die Wahlbeteiligung normalerweise sehr gering. Der Politologe zieht etwa den Vergleich zum zweiten Antreten von Heinz Fischer als nur 53,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben.

Dass Van der Bellen seine Amtsführung markant ändern wird, glaubt Hofer nicht. Der Bundespräsident sei kein „Kommentator der Tagespolitik“. Es könne aber schon sein, dass sich der Amtsinhaber in seiner zweiten Amtsperiode häufiger zu Wort meldet. Eine Abkehr von der Direktwahl des Bundespräsidenten, wie es im Wahlkampf diskutiert wurde, erwartet Hofer nicht.