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Kultur

Mozart bis Falco in „Austropop“-Ausstellung

Am Mittwoch startet die Ausstellung „Austropop – Von Mozart bis Falco“ im Theatermuseum. Dabei stehen Österreichs verstorbene sowie nach wie vor lebende Promis und Legenden im Fokus. Die Ausstellung erstreckt sich über sieben Säle und geht bis September.

Und alles steht kopf: Wenn der Austropop das Theatermuseum erobert, dann hängen Instrumente, Sitzgelegenheiten und sogar ein Nackerter von der Decke. Die neue Direktorin des Hauses, Marie-Theres Arnbom, hat sich für ihre erste Ausstellung ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Thema ausgewählt, das aufgrund der breiten Auslegung aber durchaus Sinn macht. „Von Mozart bis Falco“ lautet dementsprechend der Untertitel.

Nackter auf Decke: Hommage an Georg Danzer

Wobei die beiden großen Zugpferde gleich zu Beginn auftauchen: Als „Sprengung der Welt“ verstehen Arnbom und ihr aus sieben Kuratorinnen und Kuratoren bestehendes Team den Pop. Subversivität und Gesellschaftskritik spielen dabei zentrale Rollen, womit auch der Bogen zu Mozart, Emanuel Schikaneder oder Johann Nestroy geschlagen wird. Eine knallige 60er-Jahre-Tapete wechselt mit historischen Handschriften als gestalterischen Hintergrund, vor dem Kostüme aus Mozart-Aufführungen ebenso gezeigt werden wie eine Falco-Figur inklusive Gitarre oder etliche Plattencover.

Über einen kurzen Abstecher in die Welt des Sports (von „Schifoan“ bis zu singenden Fußballern) gelangt man schließlich zum „klassischen“ Austropop: Hier glänzen beispielsweise Rainhard Fendrichs Gold- und Platinschallplatten um die Wette, wird daneben aber auch der Zwist zwischen Ö3 und den Stars der Szene beleuchtet.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Rainhard Fendrich als Bill Flynn
in „Chicago“ (John Kander)
Raimund Theater, 1988
Foto: Josef Palffy
Theatermuseum © KHM-Museumsverband
Rainhard Fendrich als Bill Flynn in „Chicago“ (John Kander), Raimund Theater, 1988
Georg Danzer als Herr von Lips
in „Der Zerrissene"(Johann Nestroy)
Burg Liechtenstein, 1979
Foto: Josef Palffy
Theatermuseum © KHM-Museumsverband
Georg Danzer als Herr von Lips in „Der Zerrissene“ (Johann Nestroy), Burg Liechtenstein, 1979
STEFAN WEBER / DRAHDIWABERL
Stefan Weber © Bernd Preiml
Stefan Weber, Drahdiwaberl
Marianne Mendt in „Die Landstreicher“
(Carl Michael Ziehrer)
Raimundtheater, 1986
Foto: Josef Palffy
Theatermuseum © KHM-Museumsverband
Theatermuseum © KHM-Museumsverband
Marianne Mendt in „Die Landstreicher“ (Carl Michael Ziehrer), Raimundtheater, 1986

Falco in weißer Zwangsjacke

„Sie werden Zeuge eines fast anarchistischen Prozesses“, hatte Arnbom die Presseführung am Montag angekündigt und damit auch auf die kollaborative Entstehung des Projekts angespielt. Im Rundgang selbst wird das im Sinne von Punk und Rock’n’Roll nicht ganz eingelöst, aber immerhin mit ein paar Referenzen an Stefan Weber und Drahdiwaberl angerissen. Auch die Idee, einen in Zwangsjacke gewandeten Falco aus dem „Jeanny“-Video in einem langen, ganz in weiß gehaltenen Gang zu inszenieren, ist stimmig.

Doch natürlich sind die Sprünge groß und werden hauptsächlich die wesentlichen Eckpunkte dieses historischen Streifzugs abgegrast: Für eine Hommage an das legendäre Hawelka und Georg Danzer („Jö, schau“) wurde ein Nackter an der Decke platziert, wenige Schritte weiter begegnet dem Publikum Conchita Wurst im „Sound of Music“-Outfit.

Das Neujahrskonzert und die Welt der Operette

Das Austropopevent schlechthin sei aber ohnedies das jährliche Neujahrskonzert, meinte Arnbom, womit man auch bei Johann Strauß und in weiterer Folge bei der Welt der Operette angelangt wäre. In diesem Kontext wird in der Ausstellung auch diskutiert, was einerseits in Österreich und andererseits international reüssieren konnte. So kam man am Broadway etwa kaum an Heinrich Bertes „Das Dreimäderlhaus“ vorbei, während das hierzulande doch etwas anders aussieht.

Johann Strauß und sein Orchester am Hofball
Beilage aus der Zeitschrift Moderne Kunst
Farbholzstich nach Zeichnung von
Theodor Zasche, um 1900
Theatermuseum © KHM-Museumsverband
Johann Strauß und sein Orchester am Hofball, Beilage aus der Zeitschrift „Moderne Kunst“, Farbholzstich nach Zeichnung von

Karaokebühne für Gäste

Zum Mitmachen lädt wiederum eine eigens eingerichtete Bar ein, die nicht nur eine Reminiszenz an bekannte Lokale wie das U4 darstellen soll, sondern mit einer kleinen Karaokebühne sowie einem Wurlitzer Gesangstalent und -willigkeit der Besucherinnen und Besucher auf die Probe stellt. Zum Schluss verschwimmen dann die Grenzen, gibt es Merchandise der jüngeren Szene (von Bilderbuch bis Kreisky), ein großes Wandbild als Familienaufstellung von Künstler Lukas Hüller sowie den echten Theatermuseum-Shop mit zur Schau passenden Objekten – und damit auch reichlich Musik.

Das „große Theater“, das laut Arnbom die Popstars vergangener und heutiger Zeiten mit ihren Shows immer auch abliefern, es wird in dieser mit etlichen Leihgaben gespickten Schau durchaus vor Augen geführt. Ein Spektakel schaut zwar anders aus, dennoch gelingen etliche schöne Momente, wenn sich Historie und Moderne vermischen.